FC Augsburg:"Doch nicht die Lachnummer"

14.10.2019, Fussball 1. Bundesliga 2019/2020, 8.Spieltag, FC Augsburg - FC Bayern München, in der WWK-Arena Augsburg. To

„Sehr geiler Torwart“: Tomas Koubek, im Sommer für siebeneinhalb Millionen Euro von Stade Rennes gekommen, brachte Coutinho, Kingsley Coman (im Bild) und Serge Gnabry allesamt zur Verzweiflung.

(Foto: Bernd Feil/M.i.S./imago)

Der FC Augsburg wertet das 2:2 gegen den FC Bayern als ein wichtiges Zeichen an die Konkurrenz.

Von Sebastian Fischer

Fünfundvierzig Minuten lang sah es so aus, als würde diese Saison für den Torhüter Tomas Koubek so weitergehen wie bisher, und das war keine gute Nachricht für den FC Augsburg. Zuerst sah er nicht glücklich aus bei dem Versuch, einen Kopfball von Robert Lewandowski zu halten: Er boxte ihn sich selbst ins Tor, es war das 1:1 für den FC Bayern nach 14 Minuten. Dann robbte Koubek einmal durch den Strafraum, als er versuchte, eine flache Hereingabe zu kontrollieren. Und anstatt einen fast senkrecht auf ihn zu fallenden Ball nach einem abgefälschten Schuss von Thiago zu fangen, faustete er ihn mühsam nach vorne. Es sah ein bisschen aus wie bei einem zu kleinen Volleyballer am Netz. Koubek ist 1,98 Meter groß.

Doch später am Samstagabend, als es darum ging, dieses 2:2 gegen den FC Bayern in den Saisonverlauf einzuordnen, sagte Trainer Martin Schmidt: "Das war ein sehr, sehr wichtiges Zeichen an die Liga, dass wir doch nicht so die Lachnummer sind." Er sagte: "Koubek war in der zweiten Halbzeit mein Man of the Match." Rani Khedira, am Samstag Augsburgs Kapitän, ging gar soweit, den Tschechen einen "sehr geilen Torwart" zu nennen.

Vielleicht wird die 52. Minute des Spiels gegen die Bayern, das für Augsburg mit dem 1:0 durch Marco Richter nach 27 Sekunden begann und mit dem 2:2 durch Alfred Finnbogason in der Nachspielzeit endete, später einmal als Wendepunkt dieser Saison gelten, die für den Klub mit vier Niederlagen und 19 Gegentoren in sieben Spielen angefangen hat. In dieser 52. Minute sah sich Koubek Philippe Coutinho gegenüber, der Brasilianer schoss aus sieben Metern auf sein Tor. Koubek blieb eigentlich nur stehen, aber er hielt den Ball. Und etwas später war er wohl so glücklich wie noch nie in seiner Zeit in Augsburg. "Ich habe den Moment genossen, als das Stadion explodiert ist", sagte er im ARD-Interview. "Es waren schwierige Spiele."

Koubek, 27, war im Sommer für die beachtliche Ablösesumme von angeblich siebeneinhalb Millionen Euro von Stade Rennes gekommen, um das Torwartproblem zu lösen, das den FC Augsburg beschäftigt, seit Marwin Hitz den Klub im Sommer 2018 verließ. Koubek kam dann offenbar nicht im besten Fitnesszustand nach Augsburg, gleich im ersten Bundesligaspiel, beim 1:5 in Dortmund, unterliefen im Fehler. Und als er beim 1:5 in Mönchengladbach am siebten Spieltag vor dem 0:4 über den Ball trat und ihm dann ziemlich unbeholfen und vor allem vergeblich hinterherstolperte, wurde er zur Figur des Augsburger Fehlstarts in die Saison. "Die Lachnummer der Liga", schrieb die Sport-Bild.

Nach seiner Parade gegen Coutinho hielt Koubek einen Schuss von Kingsley Coman, er parierte gegen Serge Gnabry mit dem Fuß, er verhinderte noch mal gegen Coman das 1:3. "Das Vertrauen ist groß in ihn", das hatte Schmidt unter der Woche gesagt, um Koubek in Schutz zu nehmen. Nun half der Torwart auch seinem Trainer.

Schmidt hatte nach dem 1:5 in Gladbach gesagt, er werde alles hinterfragen. Er führte dann viele Einzelgespräche, bat auch die Spieler um Verbesserungsvorschläge. Die Mannschaft absolvierte eine Einheit zusätzlich, am eigentlich freien Tag, um an der gegen Gladbach so schwachen Raumaufteilung zu arbeiten, die große Zweikampfschwäche nach sich zog. Augsburg hatte dann natürlich auch etwas Spielglück, wie Schmidt bekannte, aber: "Wir sind für unsere Leidenschaft belohnt worden." Wie der eingewechselte Sergio Córdova vor seiner Torvorlage zum Ausgleich Lucas Hernández überlief, das sah tatsächlich nach typischem Augsburger Fußball aus. Und wie danach alle zum ekstatischen Torjubel zusammenkamen, das war vielleicht die Andeutung des FCA-Geists, den Manager Stefan Reuter zuletzt für vermisst erklärt hatte.

Allerdings wiesen die Protagonisten selbst darauf hin, nun noch nicht alle Probleme gelöst zu haben. Gegen bessere Mannschaften hatte Augsburg auch in der chaotischen vergangenen Saison oft gut ausgesehen, etwa beim 2:1 gegen Dortmund. Hat die Mannschaft zwei Gesichter? "Aktuell leider ja", sagte Khedira. Man müsse "nicht nur gegen die Champions", sondern immer so spielen wie am Samstag.

In der Hinrunde vor einem Jahr spielte Augsburg auch Unentschieden gegen die Bayern, 1:1. Es war auch der Torwart der Spieler des Tages, Andreas Luthe. Stammkeeper blieb er aber nur für 13 Spiele.

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