FC Augsburg:Der Trend stimmt schon wieder

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Seine Abgeklärtheit vor dem Tor haben die Augsburger in den letzten Monaten schmerzlichst vermisst: Der isländische Angreifer Alfred Finnbogason. (Foto: Stefan Puchner/dpa)

Der Trainer der Augsburger, Dirk Schuster, feiert den 1:0-Prestigesieg gegen seinen alten Klub Darmstadt 98. Der Isländer Finnbogason sichert mit einem schönen Kopfball den ersten Sieg der Saison im eigenen Stadion.

Von Maik Rosner, Augsburg

Alfred Finnbogason lächelte. Aus ihm sprach die Gelassenheit eines Stürmers, der genug vorzuweisen hatte, um erfreut nach Hause gehen zu können. Gewiss, der isländische Nationalspieler des FC Augsburg hätte sich allein durch das Spiel gegen Darmstadt 98 auf die vorderen Plätze der Torjägerliste hieven können. Doch auch so durfte Finnbogason mit einigem Recht positiv bilanzieren. Sein erstes Saisontor durch einen Kopfball nach einer Flanke von Ja-Cheol Koo (47.) hatte gereicht, um das 1:0 (0:0) herbeizuführen, den ersten Heimsieg der Saison.

Ohne Groll konnte Finnbogason deshalb die Makel seines Auftritts einräumen. "Es hätten drei Tore sein können, wenn ich einen sehr guten Tag gehabt hätte", sagte er. Wirklich betrüben konnte ihn aber nicht, bei seinen Abschlüssen zweimal freistehend an Darmstadts Torwart Michael Esser hängengeblieben zu sein. Überhaupt so viele Chancen erhalten zu haben, erschien Finnbogason als wesentlich wichtiger. Zumal nicht nur an seinen teils hübsch kreierten Möglichkeiten die Fortschritte im Lernprozess abzulesen waren.

Die drei vorherigen FCA-Saisontore waren durch zwei Distanzschüsse und nach einem Eckball von den Defensivspielern Konstantinos Stafylidis und Jeffrey Gouweleeuw erzielt worden, also ohne spielerische Elemente. "Wir brauchen Zeit, um zu wissen, was er will", sagte Finnbogason zur Lehre des neuen Trainers Dirk Schuster, der im Sommer aus Darmstadt übergelaufen war. Von Schusters Vorgaben, so urteilte Finnbogason, sei inzwischen einiges angekommen. Der 27-Jährige erkannte in der Darbietung "die beste Leistung dieser Saison". Wegen der deutlichen Überlegenheit. Wegen der zahlreichen Gelegenheiten. Wegen der spielerisch ansprechenden Darbietung. Und wegen der defensiven Stabilität, die Darmstadt keine Chance erlaubte.

Sorgen bereiten allerdings drei langfristig verletzte Spieler

Herausgekommen war beim hoch verdienten Sieg nebenbei das zweite Spiel in Folge ohne Gegentor nach dem 0:0 am Mittwoch bei Bayer Leverkusen. Der Trend stimmt, auch wenn diesmal natürlich die gelb-rote Karte gegen Darmstadts Linksverteidiger Leon Guwara nach einem eigentlich glatt rotwürdigen Foul an Daniel Baier (45.+3) einen wichtigen Beitrag geleistet hatte. Nur der Mangel an Zielstrebigkeit und Kühle bei den weiteren Gelegenheiten trübte das sportliche Bild. "Wir waren nicht in der Lage, das 2:0 zu machen", kritisierte Schuster. Er hatte ein nächstes Lernziel entdeckt.

Ein Trainerwechsel bietet stets einige Chancen und Risiken, im Falle eines Trainerwechsels nach Jahren der Konstanz vielleicht sogar mehr Risiken als Chancen. Was das angeht, können sie in Augsburg nach vier Spielzeiten unter der Anleitung von Markus Weinzierl, nun beim FC Schalke, erleichtert feststellen, dass Schusters Amtsgeschäfte schon erstaunlich geschmeidig laufen. Mehr als jene sieben Punkte, die der FCA nun erwirtschaftet hat, wurden nach fünf Spieltagen nur in der Saison 2013/14 erreicht. Damals waren es neun. In der Vorsaison hatten die Augsburger sogar nach zwölf Spielen erst sechs. "Durchschnittlich bis gut", nennt Dirk Schuster seine respektable Zwischenbilanz dennoch sehr verhalten.

Der Trainer scheint nach seinem Wiedersehen mit den Lilien und vor dem Spiel am Freitag bei RB Leipzig zu ahnen, dass seine Mannschaft vom kleinen Polster auf die Abstiegsregion wohl noch zehren muss. Denn nach Flügelspieler Caiuby (Knie-OP) und Mittelfeldakteur Dominik Kohr (tiefe Risswunde) verabschiedete sich nach einem Foul von Darmstadts Peter Niemeyer nun Offensivkraft Raúl Bobadilla wohl lange in den Krankenstand. Allein die Bezeichnung "Schultereckgelenksprengung" bereitet fast schon Schmerzen. An diesem Montag soll in einer MRT-Untersuchung überprüft werden, ob sich der Verdacht bestätigt. Wegen der langfristigen Ausfälle habe seine Mannschaft "ein schönes Päckle zu tragen", sagte der Sachse Schuster in bestem Schwäbisch. Alfred Finnbogason, der zentrale Angreifer, sollte seinen laxen Umgang mit den Chancen besser nicht kultivieren.

© SZ vom 26.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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