FC Augsburg:Der Stresshüter

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In Ranglisten steht Marwin Hitz vorne unter den Torhütern. Die neue Rolle als einer der wichtigsten Spieler beim FCA möchte er weiter ausfüllen. (Foto: imago)

Torwart Marwin Hitz hat großen Anteil am jüngsten Aufschwung des FC Augsburg und hofft, zur Nummer eins der Schweiz aufzusteigen.

Von Maik Rosner

Am Freitag war es an der Zeit, die Vorfreude zum Ausdruck zu bringen. Der Start in die Rückrunde steht ja an diesem Samstag an, und nach dem Jahresabschluss mit 13 Punkten aus fünf Ligaspielen sind sie beim Tabellenzwölften FC Augsburg nicht nur hoffnungsfroh, sondern regelrecht ungeduldig, den beachtlichen Aufschwung fortführen zu können. "Ich freue mich wahnsinnig, dass es jetzt wieder losgeht. Ich habe ein heißes Herz und wir wollen unsere Serie unbedingt fortsetzen", sagte Außenverteidiger Philipp Max besonders plakativ vor der Reise zum Überraschungsdritten Hertha BSC, die mit zwölf Punkten zweitbeste Mannschaft der vergangenen fünf Ligaspiele.

Es ist auf den ersten Blick beinahe ein bisschen kurios, dass sie es beim FC Augsburg kaum erwarten können, endlich wieder in die eng getaktete Agenda einzusteigen. In dieser hatten sie in der Hinrunde ja einen wesentlichen Grund für ihren lange Zeit geringen Ertrag erkannt. Doch nach nur sechs Punkten nach zwölf Spieltagen und kurz vor dem Aus in der Europa League ging es beim damaligen Tabellenletzten plötzlich aufwärts - mit vier Siegen, einem Unentschieden und nur einem Gegentor in der Liga, garniert vom Weiterkommen im Europapokal, wo es im Februar zum Treffen mit dem FC Liverpool kommt. Mit einem weiteren Auswärtssieg in Berlin, es wäre der vierte in Serie, könnten die Augsburger nun sogar einen Vereinsrekord aufstellen.

Spielt Hitz weiter so konstant, könnte er als Nummer eins der Schweiz zur EM fahren

Der Aufschwung hat viel mit Marwin Hitz zu tun, sein persönlicher Aufstieg begann schon am 21. Februar. Spektakulär war der Torwart damals nach seinem Kreuzbandteilriss zurückgekehrt, als er gegen Leverkusen in der Nachspielzeit im Stile eines Strafraumstürmers jenes 2:2 erzielte, das nun in der Auswahl zum Tor des Jahres steht. Gewissermaßen als Sturmhüter ist er danach zwar nicht mehr auffällig geworden, aber wesentlicher ist für ihn und den FCA ohnehin, dass er seither in allen Wettbewerben keine Minute verpasst hat. Der ungewohnte Stress der englischen Wochen durch die Europa League sei für ihn als Torwart sogar sehr hilfreich gewesen, "weil das sozusagen Training auf höchstem Niveau ist, wenn man alle drei, vier Tage die Wettkampfbelastung hat und die dafür nötige Konzentration aufbringen muss", sagt Hitz, "man trainiert dabei quasi den Wettkampf, nicht nur für den Wettkampf. Vieles kann man als Torwart im Training schon nachstellen, aber halt nie in dieser Intensität. Deshalb tut es mir sicher gut, so viele Spiele zu haben."

In diversen Ligaranglisten steht Hitz auf den vorderen Rängen unter den Torhütern. Die neue Rolle als einer der wichtigsten Spieler in Markus Weinzierls Mannschaft möchte er weiter ausfüllen. Unterstützen könnte dies spätestens mittelfristig Innenverteidiger Jeffrey Gouweleeuw, den der FCA in der Winterpause für drei Millionen Euro vom AZ Alkmaar neben dem Sturmtalent Albian Ajeti vom FC Basel verpflichtete. Um die wiedergewonnene Stabilität weiter zu festigen, findet Hitz grundsätzlich, "ist der Kopf entscheidend". Und man habe "aus der schwierigen Zeit in der Hinrunde gelernt, dass man sich knappe Siege extrem erarbeiten muss." Wenn man so will, möchten sie ihre Klettertour also mit Hitz und Kopf fortsetzen und "es im Detail noch besser machen als zum Ende der Vorrunde", wie der Trainer sagt.

Hitz käme das entgegen, und sollte er seine Konstanz in der Rückrunde fortführen können, sieht der 28-Jährige sogar die Möglichkeit, als Nummer eins der Schweiz zur EM zu fahren. "Die Hoffnung, bei der EM zu spielen, habe ich mir erarbeitet und die besteht", sagt Hitz selbstbewusst, obwohl er in der Auswahl derzeit wohl noch knapp hinter Mönchengladbachs Yann Sommer und Dortmunds Roman Bürki liegt. Hitz aber glaubt an seine Chance. Er stelle jedoch nicht den Anspruch, bei der EM zu spielen, "das ist nicht meine Art. Statt Anspruch würde ich eher Ziel sagen."

Um dieses zu erreichen, hofft er auch, dass sie sich in Augsburg nun gegenseitig helfen. Hitz der Mannschaft als Rückhalt. Und die Mannschaft Hitz, indem sie neben dem Aufschwung möglichst ihre andere Serie fortsetzt. Bisher holte der FCA in der Rückrunde immer mindestens 23 Punkte. In Berlin treten sie allerdings ein bisschen gegen sich selbst an. "Wenn ich Hertha ansehe, wie sie spielen, dann brennen mir eigentlich die Augen, weil ich uns erkenne", sagt Trainer Weinzierl.

Hitz dürfte allerdings auch darin noch Vorzüge erkennen. Schließlich kann er sich auf ein intensives Training im Wettkampf einstellen.

© SZ vom 23.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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