FC Augsburg:Debatten vor dem Deppentreffen

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„Liebe Freunde, ich bin gesund und topfit.“ – Zehn Minuten nach Beginn des Spiels in Magdeburg meldete sich Konstantinos Stafylidis bei Instagram. (Foto: Christian Kolbert/imago)

In Augsburg sorgen das Pokalaus und Konstantinos Stafylidis für Unruhe. Offenbar drängt der Linksverteidiger auf einen Wechsel zum Hamburger SV, der am Samstag den FCA empfängt.

Von Maik Rosner

Der Dienstag war ein vergleichsweise guter Tag für den FC Augsburg. Zwar schwelten die unangenehmen Themen weiter, doch immerhin konnten am viertletzten Tag vor dem Bundesligaauftakt beim Hamburger SV am Samstag keine weiteren widersprüchlichen Behauptungen einer näheren Überprüfung unterzogen werden. Die Frage, ob jemand fit oder angeschlagen im Dienst fehlte, stellte sich diesmal nicht. Bevor die letzten Einheiten vor der Reise zum HSV an diesem Mittwochvormittag beginnen, hatte Trainer Manuel Baum seiner Belegschaft noch einen letzten Urlaubstag eingeräumt.

Es geht nicht mehr nur darum, wer die Unwahrheit sagt. Sondern vor allem um die Motive

Wirklich durchschnaufen konnten die Augsburger allerdings kaum. Das Pokalaus beim Drittligisten 1. FC Magdeburg durch die erstaunlich verdiente 0:2-Niederlage und vor allem die Debatten um Linksverteidiger Konstantinos Stafylidis, 23, sorgen weiter für erhebliche Unruhe beim FCA. Zwar hieß es am Dienstag von Seiten des Vereins nach offizieller Sprachregelung: "Wir hängen das Thema nicht so hoch." Zudem blieb der Klub bei seiner Darstellung, Stafylidis habe sich vor dem Abschlusstraining vor der missratenen Dienstreise nach Magdeburg in der medizinischen Abteilung gemeldet und gesagt, dass er Probleme habe, weshalb ihn der Trainer nicht mitgenommen habe. Auch am Training der zu Hause gebliebenen Kollegen am Sonntagmorgen hatte Stafylidis nicht teilgenommen, er habe sich stattdessen nur behandeln lassen. Bei der Einheit am Montag war der Linksverteidiger wieder ohne Einschränkungen dabei. Auf Instagram gepostet hatte der griechische Nationalspieler allerdings am Sonntag zehn Minuten nach dem Spielbeginn: "Liebe Freunde, ich bin gesund und topfit und drücke meiner Mannschaft heute vor dem Fernseher die Daumen."

Es geht beim FC Augsburg kurz vor dem Ligastart nun nicht nur um die Frage, wer die Unwahrheit sagt. Sondern vor allem um jene, wer was aus welchen Motiven kundtut. Gesichert ist nur, dass der HSV in Person von Sportchef Jens Todt öffentlich Interesse an Stafylidis angemeldet hat, der seinen Vertrag beim FCA erst im Februar bis 2019 verlängert hatte. Offenbar drängt der Spieler nun aber auf diesen Wechsel zum Auftaktgegner, der sich als einziger weiterer Bundesligist neben Augsburg im Pokal blamiert hat. Durch die 1:3-Niederlage beim Drittligisten VfL Osnabrück, der sogar 72 Minuten lang in Unterzahl gespielt hatte. In Hamburg, befand der neue FCA-Kapitän Daniel Baier deshalb, "treffen sich die zwei Deppen vom DFB-Pokal".

Ein bisschen wirkt die Causa Stafylidis derweil wie ein Fall Dembélé im Kleinen. Das Offensivtalent von Borussia Dortmund war zuletzt in einen Streik getreten, um einen Transfer zum FC Barcelona zu forcieren. Bei Stafylidis steht mit zehn Millionen Euro Ablöse zwar nicht einmal ein Zehntel jener Summe zur Verhandlung, die der BVB für den designierten Neymar-Nachfolger Dembélé aufruft. Doch dass Stafylidis nicht an der Reise nach Magdeburg teilnahm, seinen Arbeitgeber überdies mit seinem Instagram-Post brüskierte und zumindest indirekt der Unwahrheit bezichtigte, wirkt ebenfalls wie ein gezielt eingesetztes Manöver. "Das wird intern geklärt, aber nicht in der Öffentlichkeit ausgetragen", teilte der Verein dazu am Dienstag auf Anfrage mit.

Sollte es bis zum Ende der Transferfrist am 31. August zu einem Wechsel kommen, wäre Stafylidis nach dem ehemaligen Kapitän Paul Verhaegh, Halil Altintop und Dominik Kohr bereits der vierte etablierte Spieler, der sich aus Baums Kader verabschiedet. 35 Kicker stehen zwar noch in seinem überdimensionierten Aufgebot, das noch reduziert werden soll, um die offenbar schon jetzt aufkommende Unzufriedenheit in der Belegschaft im Zaum zu halten. Doch zahlreiche Weggänge wichtiger Stützen waren eigentlich nicht vorgesehen. Ebenso wenig wie die erheblichen sportlichen Probleme, die in Magdeburg zutage traten, wo sich der FCA schon vor drei Jahren beim damaligen Viertligisten mit einer 0:1-Pokalniederlage blamiert hatte. "Große Probleme" und eine "viel zu hohe Fehlerquote" erkannte Baum nun. "Die Einstellung war nicht optimal", sagte Innenverteidiger Martin Hinteregger, "so ein Auftritt darf in den nächsten 34 Spielen nicht noch einmal passieren." Ob mit oder ohne Stafylidis.

© SZ vom 16.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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