FC Augsburg:Aufbäumen vermisst

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Hinterfragte die Einstellung seines Teams gegen Leverkusen: der Augsburger Felix Uduokhai (vorne). (Foto: Stefan Puchner/dpa)

"Wir sind hängen geblieben, waren zu ungenau und haben den Ball verstolpert": Dem FC Augsburg fehlen beim 0:3 gegen Leverkusen Ideen und Mut. Die Wirkung der schnellen Konter verpufft am Ende jedes Mal.

Von Anna Dreher

Als die erste Hälfte dieses Fußballspiels fast vorbei war, nutzte Stephan Lichtsteiner eine Behandlungspause, um sein Territorium zu verlassen. Er lief in Richtung Mittelkreis, wo Florian Niederlechner stand. Lichtsteiner, der erfahrene Verteidiger, hatte dem Angreifer ein paar Worte zu sagen. Der 35 Jahre alte Schweizer gestikulierte, deutete in verschiedene Richtungen und redete. Und Niederlechner nickte und antwortete und beide wirkten fest entschlossen, ihre Arbeit in den bevorstehenden 45 Minuten besser zu machen. Denn was die Spieler des FC Augsburg - defensiv wie offensiv - bis dahin vor den 27 113 Zuschauern gegen Bayer 04 Leverkusen gezeigt hatten, war nicht das, was sie sich vorgenommen hatten. Aber das wurde es auch nicht mehr. Augsburg blieb bei der 0:3 (0:1)-Niederlage bis zum Schluss ohne die entscheidenden Ideen.

"Ich habe vermisst, dass wir uns noch aufbäumen", sagt Uduokhai

Felix Uduokhai hinterfragte später am deutlichsten, wie einer Mannschaft, die in der Fußball-Bundesliga zuvor gegen Eintracht Frankfurt gewonnen und gegen Freiburg unentschieden gespielt hatte, nun derart die Einstellung fehlen konnte. "Ich bin sehr enttäuscht, auch von der Art und Weise", sagte der 22-jährige Innenverteidiger. "Ich habe vermisst, dass wir uns noch aufbäumen. Ich kann mir das nicht erklären. Gegen solche Teams muss man mit Mut und Aggressivität auftreten."

Dabei sprach Leverkusens Trainer Peter Bosz auf der Pressekonferenz, wenige Minuten nach Uduokhais Selbstkritik, ein Lob an die Augsburger aus: "Das war das erste Mal diese Saison, dass eine Mannschaft versucht, uns so unter Druck zu setzen", sagte er. "Das haben wir nicht erwartet, damit hatten wir anfangs Schwierigkeiten." Das Problem der Augsburger war nur, dass der favorisierte Champions-League-Teilnehmer einen Weg fand, mit diesen Schwierigkeiten umzugehen - und Augsburg den Gästen wiederum nie wirklich gefährlich genug wurde. Die Wirkung der schnellen Konter verpuffte am Ende jedes Mal. "Wir wollten den mutigen Weg gehen", sagte FCA-Trainer Martin Schmidt. "Aber wir sind hängen geblieben, waren zu ungenau und haben den Ball verstolpert."

Und in einer insgesamt unspektakulären Partie war es dann ausgerechnet ein Augsburger, der Leverkusen den entscheidenden Vorsprung verschaffte: Niederlechner. Nach einer Hereingabe von Nadiem Amiri sprang er gemeinsam mit Sven Bender dem Ball entgegen - und köpfelte ihn in der 35. Minute ins eigene Tor. Zuvor hatte der 28-Jährige einen Scorerpunkt pro Spiel (drei Tore, zwei Vorlagen) geholt. Der eingewechselte Julian Schieber verpasste mit der besten Augsburger Chance den mutmaßlich aufschwungbringenden Ausgleich (71.), Leverkusen trat abgeklärter und abgezockter auf. Die Folge: Kevin Volland (76.) und Kai Havertz (84.) erhöhten.

Schmidt hatte zuvor davon gesprochen, dass er mit seiner Mannschaft in einen "goldenen Oktober" starten wolle - was angesichts der nächsten Gegner Mönchengladbach, Bayern und Wolfsburg ohnehin eine durchaus ambitionierte Wunschvorstellung gewesen ist. Vielleicht wird der Oktober für den FC Augsburg ja noch vergoldet. Am letzten Spieltag im September aber war die Ausstrahlung der Mannschaft mehr matt als glänzend.

© SZ vom 30.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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