FC Augsburg:Auf dem Weg zur Nummer vier

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Dank Größe, Athletik und Entschlossenheit: Der Augsburger Felix Uduokhai (Mitte) wird früher als erwartet fürs DFB-Team nominiert. (Foto: Andreas Gebert/AFP)

Warum der FCA-Innenverteidiger Felix Uduokhai ins DFB-Team berufen wird.

Von Maik Rosner

Es ist keine drei Wochen her, dass Felix Uduokhai im BR-Studio saß und über einen gefühlt fernen Traum sprach: seinen Traum, für die deutsche Nationalmannschaft zu spielen. Bei seinem Auftritt in der Sendung "Blickpunkt Sport" ging es auch um seine Anfänge - und passend dazu wurde eine Videobotschaft eingespielt. Im tiefsten Dialekt des Westerzgebirges sprach darin ein freundlicher, älterer Herr, hinter dem Fotos aus Uduokhais Kindertagen und Autogrammkarten aus seiner Zeit beim TSV 1860 München und VfL Wolfsburg hingen. "Solltest du noch mal nach Aue kommen, um Fußball zu spielen, brauchst du nicht im Hotel zu schlafen", sagte der Mann, "du kannst gerne bei mir unterkommen." Uduokhai musste lachen, ehe er aufklärte, um wen es sich handelt. "Herr Schulz", sagte er über seinen ersten Trainer beim FC Erzgebirge Aue. "Ganz, ganz liebe Grüße. Freut mich mega."

Vorerst wird es Uduokhai zu seinem früheren Verein oder in seinen Geburtsort Annaberg-Buchholz jedoch eher nicht verschlagen, um dort zu kicken. Als Reiseziel steht die Region nicht auf der Route seines Vereins FC Augsburg. Vor dem Heimspiel gegen Hertha BSC an diesem Samstag sieht es nach zehn Punkten aus den ersten sechs Spielen zumindest aktuell sogar eher danach aus, als dürften sie beim FCA hoffen, zum zweiten Mal nach 2015 die Europakarte des Fußballs zu studieren.

In der kommenden Woche wird Uduokhai aber schon nach Sachsen in die Nähe seiner Heimat kommen. Das Übernachtungsangebot muss der Innenverteidiger dann aber dennoch ausschlagen. In Leipzig stehen die Länderspiele gegen Tschechien und die Ukraine an sowie ein weiteres danach in Spanien, und zwar mit Uduokhai im Kader der deutschen Nationalmannschaft. Uduokhai ist seinem Traum nun nahe. Bundestrainer Joachim Löw hatte die erstmalige Nominierung des 23-Jährigen am Freitag ebenso bekanntgegeben wie die von Linksverteidiger Philipp Max, 27, der vor gut zwei Monaten vom FCA zur PSV Eindhoven übergelaufen war. Wie zuletzt die Mönchengladbacher Jonas Hofmann, 28, und Florian Neuhaus, 23, wolle er nun auch Max und Uduokhai "belohnen für ihre gezeigten Leistungen", teilte Löw mit, "sie sollen spüren, dass wir diese registrieren." Eine nette Geste seien die Nominierungen aber keinesfalls. "Wir laden niemanden ein, dem wir nicht zutrauen würden, dies zu schaffen", sagte Löw auch in Bezug auf die kommenden Turniere.

In Augsburg freuten sich Trainer Heiko Herrlich und Geschäftsführer Stefan Reuter "riesig" für Uduokhai und auch für Max. Das erste Mal im Nationalteam dabei zu sein, sei etwas ganz Besonderes, sagte Herrlich aus eigener Erfahrung, "man versucht, sein Bestmögliches im Training zu geben. In der Hoffnung, dass der Adler nicht von der Brust wegfliegt." Reuter nutzte die Gelegenheit, um nochmals zu begründen, warum Uduokhai nach einem Jahr Leihe im Sommer für rund sieben Millionen Euro fest vom VfL Wolfsburg verpflichtet wurde. Damit habe man "das Wissen um seine Qualitäten" untermauert, sagte Reuter. Sollte Uduokhai beim DFB zum Einsatz kommen, wäre er nach Ulrich Biesinger (aktiv für BC Augsburg und TSV Schwaben Augsburg, die später zum FCA fusionierten)

, Helmut Haller und seinem Teamkollegen André Hahn der vierte deutsche A-Nationalspieler der Klubhistorie. Ein bisschen kurios ist es schon, dass Uduokhai und Max zur gleichen Zeit eingeladen wurden. Bei Max, zuvor lediglich drei Mal für Deutschlands Olympia-Team 2016 im Einsatz, kommt die Nominierung nach mehreren sehr auffälligen Spielzeiten recht spät. Uduokhais Berufung stellte sich vergleichsweise früh ein, wenngleich sie ihn beim DFB aus der U19, U20 und U21 deutlich besser kennen. Zu tun hat seine Einladung wohl auch damit, dass der FCA gerade insgesamt von sich reden macht in der Bundesliga. Uduokhais Anteil daran ist groß, unter anderem mit seinem Kopfballtor beim 2:0 zuletzt gegen Dortmund. Vor allem aber bringt der 1,92 Meter große Verteidiger eine Gabe ein, die es auf seiner Position eher selten gibt. Dass er Linksfuß ist, sei "ein Geschenk", sagte Uduokhai zuletzt im Fachblatt kicker. Durch seine "Größe, Athletik und Schnelligkeit bringe ich viel mit", zudem könne er gut antizipieren. Dazulernen müsse er allerdings im Spielaufbau und beim offensiven Kopfball, trotz seines Tores gegen den BVB Ende September. Doch auch noch Mitte Oktober im TV-Studio sagte Uduokhai, die Nationalelf sei "Stand jetzt nicht groß in meinem Kopf". Auch die Option Nigeria gebe es ja durchaus, die Auswahl des Heimatlandes seines Vaters. Das sei ein Thema, "bei dem ich mir noch nicht ganz schlüssig bin", sagte Uduokhai. Für seine Heimat Deutschland zu spielen, würde er aber bevorzugen.

Nun könnte das schneller klappen als gedacht. Ein bisschen sicher auch dank seines Auer Jugendtrainers, dem er einst den Versuch eines Porträts gemalt hatte. "Herr Schulz ist der beste Trainer. Von Felix", stand darauf. Herr Herrlich und Herr Löw werden es verschmerzen.

© SZ vom 07.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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