FC Augsburg:Anders angreifen

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13 07 2019 xemx Fussball Schauinslandreisen Cup 2019 Spvgg Greuther Fuerth FC Augsburg emspor; Niederlechner FC Augsburg 13.07.2019, xemx, Fussball Schauinslandreisen Cup 2019, Spvgg Greuther Fuerth - FC Augsburg emspor, v.l. Florian Niederlechner (FC Augsburg 7) und Marco Caligiuri (SpVgg Greuther Fuerth 13) Zweikampf, Duell, Kampf, tackle (DFL/DFB REGULATIONS PROHIBIT ANY USE OF PHOTOGRAPHS as IMAGE SEQUENCES and/or QUASI-VIDEO) Heimstetten *** 13 07 2019, xemx, Football Schauinslandreisen Cup 2019, Spvgg Greuther Fuerth FC Augsburg emspor, v l Florian Niederlechner FC Augsburg 7 and Marco Caligiuri SpVgg Greuther Fuerth 13 Duel, fight, tackle DFL DFB REGULATIONS PROHIBIT ANY USE OF PHOTOGRAPHS as IMAGE SEQUENCES and or QUASI VIDEO Heimstetten ; Niederlechner FC Augsburg (Foto: imago images / Jan Huebner)

Martin Schmidt möchte das Offensivspiel der Mannschaft verändern. Zugang Florian Niederlechner könnte dabei eine wichtige Rolle einnehmen.

Von Sebastian Fischer

Ein Kapitän ist im Fußball jener Spieler, der für seine Mannschaft sprechen kann, aber der Kapitän des FC Augsburg wollte nichts sagen. Am vergangenen Wochenende trug Michael Gregoritsch ausnahmsweise in einem 45 Minuten langen Testspiel in Heimstetten gegen die SpVgg Greuther Fürth die Kapitänsbinde. Doch als er nach dem 1:0 in Richtung Kabine ging, da sagte er nur: "Ich weiß ja eh, welche Frage kommt." Und die, das meinte der Österreicher lächelnd, werde er selbstverständlich nicht beantworten. Sie handelt von seiner Zukunft.

Zwei Wochen Vorbereitung auf die kommende Bundesligasaison sind vorbei, der FCA hat drei Testspiele gespielt und dreimal gewonnen, außer gegen Fürth am Samstag auch noch gegen Borussia Mönchengladbach und unter der Woche gegen den Landesligisten Gundelfingen. Es gibt ein Thema, das die Gespräche bestimmt: der mögliche Transfer des noch angeschlagenen Verteidigers Martin Hinteregger, der in der Rückrunde an Eintracht Frankfurt verliehen war und dorthin zurück will. "Wir reden nicht dauernd: Was ist jetzt, was ist jetzt, was ist jetzt? Wir reden einfach ganz normal über Fußball", sagt dazu Trainer Martin Schmidt. Es gibt auch schon die ersten Erkenntnisse in Bezug auf die kommende Saison: Der FCA, so hat es den Anschein, wird in der Offensive eine andere Fußballmannschaft sein. Und das wiederum hat auch etwas mit Gregoritsch zu tun.

Der Österreicher, 25, der in der Saison 2017/2018 13 Tore schoss und vier vorbereitete, in der Saison darauf seiner Form jedoch etwas hinterherlief, ist der zweite Augsburger, um den sich in diesen Tagen Wechselgerüchte halten. Angeblich möchte der SV Werder Bremen ihn als Nachfolger für den zu Fenerbahçe Istanbul gewechselten Max Kruse verpflichten, angeblich will der FC Augsburg aber ähnlich wie im Fall Hinteregger deutlich mehr Geld haben, als es die Bremer bezahlen wollen. Schmidt sagt über Gregoritsch, dass dieser "dasselbe Lachen wie im April und Mai" auf den Lippen habe, "Vollprofi durch und durch" sei, außerdem "unheimlich motiviert". Dass von dieser Motivation allerdings demnächst womöglich auch ein anderer Verein profitieren könnte, das schließt Gregoritschs Abwehren aller Fragen zum Thema zumindest nicht aus.

Dass der FC Augsburg in der kommenden Saison das gegnerische Tor etwas anders angreifen will als zuvor, das hat aber nicht nur mit einem möglichen Transfer von Gregoritsch zu tun. Nimmt man die ersten Eindrücke der Vorbereitung als Maßstab, dann könnte Florian Niederlechner dabei eine hervorgehobene Rolle spielen. Der Zugang vom SC Freiburg schoss gegen Fürth ein Tor, von dem er hinterher sagte, es sei genauso gefallen wie im Training tags zuvor geübt: Augsburg konterte, der Stürmer öffnete mit seinem Laufweg den Raum für einen Pass in die Tiefe und verwertete den anschließenden Querpass selbst. "Bisher passt echt alles", sagt er.

Für Niederlechner, 28, war der Wechsel aus Freiburg eine Art Heimkehr, er kommt aus Ebersberg und spielte bis 2013 in Bayern, bis er aus Unterhaching nach Heidenheim ging. "Es ist schön, wieder in der Heimat zu sein, wenn man mal kurz zu den Eltern fahren kann und zu den Freunden", sagte er am Samstag in Heimstetten. Der Transfer ist für ihn auch eine Rückkehr zu Trainer Schmidt, der ihn schon zu Mainz 05 holte, wo Niederlechner sich aber nicht durchsetzte, erst in Freiburg wurde er zum regelmäßigen Bundesligaspieler. Nun hat Schmidt explizite Pläne mit ihm.

"Man braucht vorne einen, der mutig voran geht", sagte der Trainer am Wochenende, und er meinte damit Niederlechner. Der sei ein anderer Typ als Augsburgs bester Torschütze der Vorsaison, Alfred Finnbogason, der noch im Aufbautraining nach einer Wadenverletzung ist. "Der Alfred ist ein Bockstürmer, ein guter Stürmer wenn du viel Ballbesitz hast", sagte Schmidt. "Aber auswärts in Bayern, auswärts in Dortmund, da hast du den Ball nicht so oft." Und wenn dann Niederlechner, 1,87 Meter groß, der vorderste Angreifer sei, "da kriegt der Gegner schon mal ein bisschen Respekt". Niederlechner, sagte Schmidt, "macht uns in der Variabilität besser, auch im Anlaufverhalten, in der Aggressivität. Und vor allem ist er in der Box im Fünfer unheimlich kaltblütig." Finnbogason, 30, sagt über sich selbst, dass er nicht unbedingt von Physis, Explosivität und Schnelligkeit lebt. Die beiden könnten natürlich auch zusammen spielen, sagte Schmidt. Allerdings war Tempo ein Kriterium für viele der Zugänge bislang.

"In der Bundesliga werden wir nicht so oft mehr Ballbesitz haben als der Gegner, das wird uns auszeichnen", sagte Niederlechner, so war es ja auch in den vergangenen Jahren, nur war dem FCA diese Stärke, mit wenig Ballbesitz Erfolg zu haben, scheinbar zwischenzeitlich ein wenig abhandengekommen. "Klar mache ich vielleicht Sachen, die vielleicht vorher nicht so gemacht worden sind", in die Tiefe gehen, hinter die Viererkette laufen. Niederlechner sagte: "Ich liebe es einfach."

© SZ vom 16.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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