FC Augsburg:Abschied mit langer Ankündigung

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Philipp Max galt beim FC Augsburg seit Jahren als Wechselkandidat. Diesmal ist ein Angebot von PSV Eindhoven dem Bundesligisten wohl gut genug, um den Linksverteidiger ziehen zu lassen.

Von Sebastian Fischer

Es war in den vergangenen Jahren Verlass darauf, dass sie sich beim FC Augsburg in regelmäßigen Abständen über die Entscheidungsträger beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) ärgern durften. Immer dann nämlich, wenn Joachim Löw seinen Kader für die Nationalmannschaft berief, schauten sie bei den Linksverteidigern nach - und lasen schon wieder nicht den Namen des möglichen dritten Augsburger Nationalspielers nach Helmut Haller (33 Länderspiele) und André Hahn (ein Länderspiel). Philipp Max, so lautete der Running Gag, fehlt natürlich im Aufgebot; ganz egal, wie viele Tore er in der Bundesliga mal wieder vorbereitet hatte.

Der Bundestrainer hat gerade zum ersten Mal in diesem Jahr wieder die Nationalspieler um sich versammelt, Philipp Max gehört auch diesmal nicht zum Aufgebot, aber das ist nun kein Augsburger Problem mehr. Denn Max, 26, wird fortan nicht mehr für den FCA spielen. Vorbehaltlich seiner medizinischen Untersuchung, so berichtete es am Dienstag zunächst die Augsburger Allgemeine, wechselt er in die Niederlande zum PSV Eindhoven. Demnach soll er inklusive möglicher Bonuszahlungen eine Ablöse von rund zehn Millionen Euro kosten.

Nun ist es natürlich durchaus ein Einschnitt, wenn ein wichtiger Spieler seinen Klub rund zwei Wochen vor dem ersten Pflichtspiel der neuen Saison verlässt. Max absolvierte in den vergangenen fünf Jahren 156 Pflichtspiele für Augsburg, dabei gelangen ihm 15 Tore und 29 Vorlagen. Doch neben dem Running Gag, dass Max es nicht zum DFB schafft - angeblich vor allem wegen seiner von Löw erkannten Schwächen im Defensivverhalten -, gab es in Augsburg in den vergangenen Jahren regelmäßig auch noch einen zweiten: Max könnte demnächst weg sein.

Der Sohn des früheren Bundesligastürmers Martin Max spielte in der Jugend für den TSV 1860 München, den FC Bayern und Schalke 04. Zum FC Augsburg kam er 2015 vom Karlsruher SC. Und es war im Sommer 2018, als zum ersten Mal über seinen nahenden Abschied geraunt wurde - in der Saison 2017/2018 hatte er 13 Tore vorbereitet. Im folgenden Sommer wurde der Abschiedsverdacht konkreter. Die Schilderungen gehen allerdings auseinander, ob Manager Stefan Reuter eine zu hohe Ablöse verlangte oder dem FC Augsburg gar kein konkretes Angebot vorlag. Vom Interesse von Schalke 04 und Atalanta Bergamo war jedenfalls die Rede, doch Max blieb in Augsburg. Dass der Klub seinen Weggang allerdings schon 2019 durchaus eingeplant hatte, zeigten die Verpflichtungen der Linksverteidiger Iago und Mads Pedersen im vergangenen Sommer. Der Brasilianer und der Däne, zuletzt an den FC Zürich ausgeliehen, werden nun mit einem Jahr Verspätung wichtig.

Dass Augsburg in diesem Sommer bereit sein würde, Max abzugeben, deutete sich am vergangenen Wochenende an. Da bestätigte Manager Reuter, in Transferfragen sonst öffentlich eher verschwiegen, dass ein Kaufangebot für Max vorliege. Damit war nur noch die Frage, wie viel der Flügelspieler, der mit einer Bilanz von acht Toren seine offensivstärkste Bundesligasaison bislang hinter sich hat, den Niederländern wert sein würde. In Eindhoven ist seit Juli der frühere Leverkusener Trainer Roger Schmidt beschäftigt, in dessen Konzept der konterstarke Max gut hineinzupassen scheint. Max war offenbar schnell von dem Angebot überzeugt, es soll diesmal auch das einzige gewesen sein, das ihm vorlag. Und Eindhoven, das in der Qualifikation zur Europa League antritt, wird wohl eine Summe bezahlen, die FCA-Manager Reuter in Zeiten, in denen auch in Augsburg die Pandemie zum Sparen anregt, kaum ausschlagen konnte.

Der Transfer erhöht die Augsburger Möglichkeiten für einen weiteren Transfer, der eher auf der rechten Abwehrseite notwendig zu sein scheint. Links dürfte Iago eingeplant sein - der 23-Jährige spielte schon in der vergangenen Saison zehnmal, davor und danach hatte er Verletzungsprobleme. Rechts ist derzeit wohl Raphael Framberger eingeplant, der bislang allerdings noch nie eine gesamte Saison konstant durchspielte. Zugang Daniel Caligiuri, 32, kann zwar auch als rechter Außenverteidiger spielen, ist aber den Eindrücken der Vorbereitung zufolge von Trainer Heiko Herrlich eher offensiver eingeplant.

Augsburg hat bislang von sechs Testspielen noch keines verloren. Im sechsten, einem 1:1 gegen den Zweitligisten Jahn Regensburg am Samstag, spielte Max noch mit. Er ist in diesem Sommer schon der dritte, in der internen Hierarchie hoch angesehene Spieler nach dem früheren Kapitän Daniel Baier und Torwart Andreas Luthe, der den Klub verlässt. Bis sie in Augsburg wieder fordern können, jemanden aus ihren Reihen für die Nationalelf zu nominieren, dürfte es etwas dauern.

© SZ vom 02.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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