Ex-Trainer von 1860:Lorants Wunder von Waging

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Werner Lorant ist gerne mit dem Fußball unzufrieden - ob am Seitenrand in der Bundesliga oder der Bezirksliga. (Foto: Christina Pahnke/sampics)

"Mission erfüllt": Trainer Werner Lorant schafft mit dem TSV Waging den Klassenverbleib in der Bezirksliga. Genau wie sein früherer Klub TSV 1860 München: in der Nachspielzeit des letzten Relegationsspiels.

Von Sebastian Fischer

Es war nicht schön, das war die erste Parallele. Kämpfen, haken, stochern. Den Ball schlagen, lang und weit, hoffen. So ein Fußballspiel sahen fast 60 000 Zuschauer in der Arena in Fröttmaning am Dienstagabend, so ein Spiel sahen auch 673 Zuschauer am Mittwochnachmittag auf einem Sportplatz in Waging am See.

Es war ein Drama, in Fröttmaning wie in Waging, eigentlich dort noch mehr. In der Bezirksliga-Relegation stand es Sekunden vor Schluss zwischen dem TSV Waging und dem ESV München 0:1, das hätte den Abstieg für Waging bedeutet, sie brauchten ein Unentschieden für den Klassenerhalt. Nach 94 Minuten gab es noch einmal Freistoß für Waging, selbst der Torhüter lief mit nach vorne. Und am Ende, nach ein paar ungelenken Tritten, flog der Ball ins Netz, 1:1. Der Bülow von Waging heißt Maxi Hösle. Er war ein paar Minuten zuvor eingewechselt worden.

Von wem? Nun ja, es gibt natürlich noch eine dritte Parallele, sie ist so unwirklich, dass tags darauf von einem Wunder die Rede war: dem Wunder von Waging. In Fröttmaning saß ein weißhaariger Fußballweise am Seitenrand, in Waging lief er unruhig umher. Hier wie dort grantelte er, schimpfte. Am Ende hatte er gewonnen.

Erst schimpft Lorant, dann stolziert er über den Rasen

Werner Lorant, 66, hat am Dienstag zunächst als TV-Experte mit seinem TSV 1860 gelitten, auf den er in den Wochen zuvor bei jeder Gelegenheit geschimpft hatte. Am Mittwoch schaffte er dann als Trainer des TSV Waging den Klassenerhalt in der Bezirksliga, was er versprochen hatte, als er die Aufgabe Anfang April übernahm. Und selbst im Moment des Erfolgs hat er noch geschimpft. "Das war kein Fußball!", rief er seinen Spielern entgegen. Und stolzierte über den Rasen.

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Lorant hat in Waging zuletzt nichts anders gemacht als damals als Trainer in Giesing oder in China oder in der Türkei. Er hat Hunde angebellt, in Kameras abgewunken, Schiedsrichter verhöhnt, Fußballer als Würste beschimpft und jede Woche eine große Show abgeliefert. Viele Zuschauer kamen nur, um ihn zu sehen. Gewonnen hat Lorant übrigens nur vier Spiele.

Doch er hat seine "Mission erfüllt", so hat er es nach dem Spiel selbst erklärt, und dann ist er mit seinen Spielern zum Abschluss ein Bier trinken gegangen. Granteln, das macht er jetzt nur noch, wenn man ihn fragt.

© SZ vom 05.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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