Europa League:Frankfurter Flash

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Überschwänglich: Die Frankfurter zelebrieren den Jubelknäuel. (Foto: HMB-Media/Imago)

Die Eintracht verdient sich ein Viertelfinalduell mit dem FC Barcelona, bei Bayer Leverkusen endet eine besondere Ära, ein Ukrainer schießt ein wichtiges Tor.

Von Javier Cáceres und Ulrich Hartmann

Rosarote Fußballwelt

Nein, diesem Frankfurter Freudentaumel konnte sich nicht mal der sonst so nüchterne Trainer Oliver Glasner entziehen: "Ich bin total geflasht von diesen Emotionen", sagte er nicht weit vor Mitternacht, "das Spiel hat alles geboten, wofür die Euro-Eintracht steht." Also: maximale Spannung, ausrastende Fans, Gefühle auf Achterbahnfahrt - und ein hessisches Happy-End. Die Geschichte dieses 1:1 im Rückspiel gegen Betis Sevilla, das nach dem 2:1 in Andalusien reichte, konnte Glasner in einem einzigen dramatischen Satz erzählen: "In der 90. Minute bricht kurz die Fußballwelt zusammen, in der 120. ist sie wieder rosarot."

Als sich die Eintracht mit einem 0:0 bereits im Viertelfinale wähnte, traf sie Borja Iglesias (90.) ins Mark. Als sich Betis mit dem 1:0 bereits im Elfmeterschießen wähnte, warf Eintracht-Verteidiger Martin Hinteregger seinen Verteidigerkörper samt Kämpferherz so in eine letzte Freistoßflanke von Filip Kostic, dass letztlich ein Sevilla-Spieler den Ball ins eigene Tor schubste (120.+1). Im Stadion folgte: Jubel ohne Grenzen. "Das sind die Spiele, die Nächte, für die man Fußball spielt", tirilierte Frankfurts Ansgar Knauff. Nun folgt die nächste magische Europa-Nacht: Bei der Viertelfinal-Zugabe trifft die Eintracht auf den FC Barcelona.

Bayers Pechsträhne

Auf schlecht Deutsch gesagt: Für Bayer Leverkusen war es eine Wegwerf-Woche. Sie begann mit einer dünnen Leistung beim Europa-League-Hinspiel in Bergamo (2:3). Dann folgte der rabenschwarze Rheinderbysonntag: 0:1 gegen freche Kölner, dazu üble Langzeitverletzungen der Schlüsselspieler Florian Wirtz (Kreuzband) und Jeremie Frimpong (Syndesmose). Im Rückspiel gegen Atalanta fehlte weiter auch Torjäger Patrik Schick - und dennoch: Leverkusen erkämpfte sich ausreichend Gelegenheiten, um wider den Anti-Flow ins Viertelfinale einzuziehen.

Doch es fügte sich in die Pechsträhne, wie die Werkself vor allem in der zweiten Halbzeit beste Torchancen vergab. Stürmer Moussa Diaby schoss zweimal freistehend im Eins-gegen-Eins den Atalanta-Torwart Juan Musso an, und als Bayer mit dem Mute der letzten Verzweiflung nach vorne rannte, nutzte Bergamo in der Nachspielzeit einen Konter zum 1:0-Siegtor. In der ersten Saison von Trainer Gerardo Seoane hat Leverkusen somit nur noch ein Ziel übrig: einen Champions-League-Platz in der Liga zu ergattern.

Für Klublegende Rudi Völler, 61, ist es nun seit Donnerstagabend traurige Gewissheit: Er wird am Saisonende nach 26 Jahren bei Bayer als Sportchef aufhören, ohne mit dem Klub auch nur einen einzigen Titel errungen zu haben.

Nicht erfreut: Bayers Moussa Diaby. (Foto: Uwe Kraft/Imago)

Jarmolenkos Tränen

Wenn es etwas gibt, worauf sich die andalusische Hauptstadt Sevilla dieses Jahr noch intensiver vorbereitet hat als auf die nahende Karwoche mit den berühmten Prozessionen - dann auf das Europa-League-Finale am 18. Mai im Estadio Ramón Sánchez Pizjuan. Aber: Der Besitzer des Stadions und Abo-Sieger dieses Wettbewerbs, der FC Sevilla, schied nun aus, durch ein 0:2 nach Verlängerung bei West Ham United. "Es tut weh", sagte Sevillas Manager. Doch Katholiken, wie es die meisten Andalusier sind, geben auch etwas auf ihr Mitgefühl. Und so tröstete sie ein wenig, dass West Hams 2:0 (112.) durch den Ex-Dortmunder Andrij Jarmolenko fiel. "Für West Ham und die Ukraine!", rief der Stadionsprecher. Jarmolenko, 32, ist Ukrainer, er brach in Tränen aus und dankte allen, die ihm jetzt, da er mit der Heimat leidet, beistehen.

Ergriffen: der Ukrainer Andrij Jarmolenko nach dem Sieg von West Ham United. (Foto: Nigel French/AP)
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