EM-Ticker:Angeschlagene Italiener, fitter Schweinsteiger

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Italiens Nationalteam könnten gegen Deutschland gleich drei Akteure fehlen, beim DFB scheint Bastian Schweinsteiger einsatzbereit, Russlands Verbandschef tritt zurück, Bert van Marwijks Zukunft als Bondscoach ist weiter offen. Franzose Stephane Lannoy pfeift das deutsche EM-Halbfinale, Gegner Italien bangt indes um zwei Stammspieler.

EM-Nachrichten in Kürze

Hofft auf einen Einsatz gegen Deutschland: Giorgio Chiellini. (Foto: Getty Images)

Italien, Startelf gegen Deutschland: Innenverteidiger Giorgio Chiellini hofft bis zum Halbfinale am Donnerstag (20.45 Uhr/ARD) gegen Deutschland auf seine Genesung. "Ich werde alles versuchen, um dabei zu sein. Und im Moment sieht es sehr positiv aus", sagte Chiellini dem SID. Der 27-Jährige, der im Viertelfinale gegen England wegen einer Oberschenkelverletzung gefehlt hatte, stieg am Montag wieder in das Mannschaftstraining ein. Dass sein Team zwei Tage weniger Regenerationszeit hat als das deutsche empfindet der Abwehrspieler von Juventus Turin nicht als grundsätzlich unfair. "Da wir nun auch noch 120 Minuten gespielt haben, ist es aber natürlich unglücklich", sagte er: "Aber entscheidend wird nicht die Energie im Körper, sondern die Energie im Kopf. Deutschland ist der Favorit gegen uns, doch wir sind selbstbewusst und wollen dieses Turnier gewinnen."

Sorgen bereiten Trainer Prandelli noch die angeschlagenen Stammspieler Daniele de Rossi und Ignazio Abate. Beide mussten beim Sieg gegen die "Three Lions" mit muskulären Problemen ausgewechselt werden. "Wir werden erst morgen sehen, wie es bei ihnen aussieht. Wir müssen jetzt sehen, dass unsere angeschlagenen Spieler schnell wieder zurückkommen und wir uns gut vorbereiten können", sagte Trainer Cesare Prandelli nach dem Spiel. Mittelfeldspieler de Rossi ist einer von nur vier italienischen Spielern, die schon 2006 beim Sieg im WM-Halbfinale gegen Deutschland dabei waren.

DFB, Bastian Schweinsteiger: Mit allen 23 Spielern ist die deutsche Nationalmannschaft in die Vorbereitung auf das EM-Halbfinale gegen Italien gestartet. Auch Bastian Schweinsteiger, der wegen seiner Knöchelblessur zuletzt einige Übungseinheiten verpasst hatte, war am Montag in Danzig beim Teamtraining dabei. Die Sportliche Leitung um Bundestrainer Joachim Löw geht davon aus, dass der Münchner Mittelfeld-Organisator am Donnerstag in Warschau gegen den viermaligen Weltmeister Italien auflaufen kann. Beim Training nahe des Teamhotels Dwór Oliwski, das sich auch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach anschaute, konnte neben Schweinsteiger auch Ilkay Gündogan mitwirken. Der Dortmunder hatte zuvor an einer Kapselzerrung im Sprunggelenk gelitten. Damit hat Löw für das Italien-Spiel die Qual der Wahl. Alle deutschen EM-Spieler stehen für den Halbfinal-Klassiker bereit.

Russland, Verbandschef: Nach dem enttäuschenden Abschneiden der eigenen Nationalmannschaft bei der EM ist der Chef des nationalen Fußballverbands RFS zurückgetreten. Sergej Fursenko hat sich bei einem Treffen mit Russlands Präsident Wladimir Putin am Montag für die Leistung der Sbornaja beim Endrundenturnier in Polen und der Ukraine entschuldigt und seinen sofortigen Rückzug als Chef des RFS erklärt. Das frühe Aus bereits nach der Gruppenphase sei "sehr schmerzhaft gewesen, da das Team eigentlich einen sehr starken Eindruck hinterlassen hat", sagte er. Dennoch sei das Resultat nicht zufriedenstellend und die Enttäuschung der Fans daher verständlich. Nationaltrainer Dick Advocaat, der bereits vor der EM seinen Abschied aus Russland bekannt gegeben hatte, stellte Fursenko ein gutes Zeugnis auf: "Er hat einen guten Job gemacht." Das favorisierte Russland war in der Vorrundengruppe A mit Co-Gastgeber Polen, Tschechien und Griechenland überraschend nur Dritter hinter Gruppensieger Tschechien und Griechenland geworden. Zum Auftakt hatte es ein überzeugendes 4:1 gegen Tschechien gegeben, danach aber lediglich ein 1:1 gegen die Polen und ein 0:1 gegen Griechenland.

DFB, Strafe: Die Uefa hat den Deutschen Fußball-Bund mit einer Geldstrafe von 25.000 Euro belegt. Wie der Kontinentalverband am Montag mitteilte, wurde damit das "unangemessene Verhalten" einiger deutscher Zuschauer beim letzten Vorrundenspiel der Europameisterschaft gegen Dänemark (2:1) geahndet. Unter anderem sollen einzelne Fans Nazisymbole gezeigt haben. Zudem sollen Anhänger nach Angaben der Uefa unangemessene Gesänge intoniert und Feuerwerkskörper gezündet haben. Die Uefa hatte den deutschen Verband schon nach den Gruppenspielen gegen Portugal und die Niederlande bestraft. Bei diesen Spielen hatten deutsche Anhänger Papierkugeln aufs Spielfeld geworfen. Insgesamt wurde der DFB bei der EM inzwischen zu Geldstrafen von 40.000 Euro verurteilt.

Niederlande, Trainer: Auch nach einer ersten Analyse des blamablen Vorrunden-Ausscheidens bei der EM hat der niederländische Fußball-Verband (KNVB) die Zukunft von Bert van Marwijk als Bondscoach offengelassen. "Erst wenn wir wissen, was alles falsch gelaufen ist und wer dafür verantwortlich ist, werden wir unsere Schlüsse ziehen. Vorher werden wir uns öffentlich nicht weiter zu den Gesprächen äußern", sagte KNVB-Direktor Bert van Oostveen der niederländischen Tageszeitung De Telegraaf und bestätigte Gerüchte über einen definitiven Verbleib des Trainers nicht. Eine Entscheidung wird nach Angaben van Oostveens spätestens bis zum 15. August fallen. Dann bestreitet Vizeweltmeister Niederlande ein Testspiel in Brüssel gegen Belgien. "Bis dahin sollte jeder wissen, woran er ist", sagte der Funktionär, der den Vertrag mit van Marwijk im vergangenen Dezember bis 2016 verlängert hatte. Beide Seiten besitzen allerdings eine Ausstiegsklausel. Auch van Marwijks Abfindung für den Fall einer Trennung ist in dem Papier geregelt.

Halbfinale, Schiedsrichter: Der französische Schiedsrichter Stephane Lannoy leitet das Halbfinale der Fußball-EM zwischen Deutschland und Italien am Donnerstag in Warschau. Das teilte die Europäische Fußball-Union (UEFA) am Montag mit. Lannoy wird dabei von den Franzosen Frederic Cano und Michael Annonier an der Linie unterstützt. Als vierter Offizieller fungiert der Engländer Howard Webb. Lannoy pfiff bereits das erste EM-Vorrundenspiel der deutschen Auswahl gegen Portugal.

EM, Schiedsrichter: Der bisherige kroatische Fußball-Nationaltrainer Slaven Bilic hat Deutschland EM-Schiedsrichter Wolfgang Stark (Ergolding) dessen Fehler im Vorrundenspiel gegen Spanien verziehen. "Wenn wir uns in ein paar Wochen über den Weg laufen, dann würde ich auch mit Stark einen Kaffee trinken. Ich mag ihn eigentlich. Er hat zwei bis drei Riesenfehler gemacht. Aber: Auch er ist nur ein Mensch. Ich verzeihe Stark, er hat das nicht mit Absicht gemacht", sagte der ehemalige Karlsruher Bundesliga-Profi im Sport-Bild-Interview

DFB, Philipp Lahm: Philipp Lahm hat seine Mitspieler in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft nach der "Maulwurf-Affäre" zu Verschwiegenheit aufgerufen. "Jedem sollte jetzt bewusst sein, wem er die Aufstellung weitergibt. Das muss ein Thema der 23 Spieler und des Trainerteams sein", sagte der Nationalmannschaftskapitän am Sonntag auf der Pressekonferenz im deutschen EM-Quartier in Danzig. Schon Stunden vor den bislang vier Spielen der deutschen Mannschaft waren jeweils Details zur Aufstellung publik geworden. Bundestrainer Joachim Löw hatte das nach dem 4:2 Deutschlands im Viertelfinale gegen Griechenland kritisiert, nachdem frühzeitig Miroslav Klose, Marco Reus und Andre Schürrle als neue Spieler in der Startelf bekannt geworden waren. "Dass man seiner Frau, Familie und was weiß ich wem Bescheid sagt, ist normal. Ich kann aber nicht die Aufstellung weitergeben, nicht meinem Berater, nicht meiner Frau oder wem auch immer. Das mache ich nicht. Das bleibt bei uns, ich kann mich mit den Mannschaftskameraden austauschen, mit dem Trainer, das sollte genug sein", sagte Lahm weiter. Nach Informationen von Spiegel online sollen ein Spieler und ein Berater als undichte Quellen ausgemacht worden sein.

© Süddeutsche.de/dpa/sid/ebc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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