Neue Regel bei der EM:Was Hand ist und was nicht

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Klar mit dem Kopf gespielt: Aber das würde bei Zeki Celik wahrscheinlich nicht als "natürliche Bewegung" durchgehen. (Foto: Alberto Lingria/AFP)

Zur Europameisterschaft gilt wieder eine andere Auslegung der Handspiel-Regel. Wann der Schiedsrichter pfeifen soll - und was wieder erlaubt ist.

Von Martin Schneider

Keine Fußballregel war in den vergangenen Jahren so umstritten und so unklar definiert wie die Handspielregel. Zur Fußball-EM hat das International Football Association Board, kurz IFAB, das für Änderungen von Fußball-Regeln zuständig ist, die Bestimmungen wieder "präzisiert", wie das Gremium selbst sagt. Im Kern ist es eine Rückkehr zu alten Grundsätzen.

Entscheidend für einen Pfiff ist nun wieder die Absicht. Das heißt: Wollte ein Spieler den Ball mit der Hand spielen, um sich damit einen Vorteil zu verschaffen, oder wollte er das nicht? Außerdem ist nur noch eine "unnatürliche Vergrößerung" der Körperfläche strafbar - also nicht mehr jede Vergrößerung. Wenn die Haltung von Hand und Arm mit "der Körperbewegung gerechtfertigt werden kann", dann ist es kein Handspiel.

Dennoch darf man weiterhin mit der Hand kein Tor erzielen (egal ob Absicht oder nicht Absicht, natürlich oder unnatürlich), man darf auch unmittelbar vor dem Tor den Ball nicht mit den oberen Extremitäten berühren. Wohl aber darf in der Entstehung des Tores (etwa beim Passgeber) der Ball unabsichtlich an die Hand springen - in der Bundesliga wurden in der vergangenen Saison auch solche Situationen abgepfiffen.

Insgesamt liegt beim Bewerten der Situation wieder mehr Verantwortung beim Schiedsrichter. Der Versuch der Regelhüter, das Urteil über ein Handspiel "objektiver" zu machen, ging somit nicht wirklich auf. Das Problem beim Kriterium "Absicht" ist ja, dass man es auf den ersten Blick nicht sehen kann. Also versuchte man Kriterien wie Armhaltung (oberhalb der Schulter, nicht oberhalb der Schulter, Grad der Abspreizung etc.) zu etablieren - was gut gemeint war, aber im Ergebnis oft zu noch mehr Unklarheiten führte.

Wenn zum Beispiel ein Spieler mit den Armen Schwung zum Sprung holte, spreizte er sie nach alter Regel weit ab - es wäre eine strafbares Handspiel gewesen. Nach neuer Regelauslegung liegt ein natürlicher Bewegungsablauf vor, und der ist nicht strafbar. Im Eröffnungsspiel zwischen Italien und der Türkei pfiff Schiedsrichter Danny Makkelie etwa keinen Elfmeter, als Italiens Spinazzola dem türkischen Verteidiger Celik an den abgespreizten Arm schoss - nach alter Regel ein Elfmeter. Nach neuer Regel nicht, weil Celik in der Laufbewegung war.

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