Elf des Spieltages:Streicheln, lupfen, Pirouetten

Xabi Alonso berührt gegen Paderborn 167 Mal den Ball. BVB-Rekordtrainer Jürgen Klopp wundert sich über die Stuttgarter Hektik. Und Freiburgs Torwart Roman Bürki sollte mal bei Manuel Neuer anrufen. Die Elf des Spieltages.

Joselu

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Eigentlich schien das Kölner Bollwerk unüberwindbar: hinten ein Torwart, der in seinen ersten vier Bundesligaspielen alles hält, davor eine Verteidigung, die laut Innenverteidiger Dominic Maroh die "Geilheit, Tore zu verhindern" besitzt. Nach 366 Bundesliga-Minuten ist es jetzt doch gefallen, das erste Kölner Gegentor. Der Hannoveraner Joselu überwand in der sechsten Spielminute die Defensive des Aufsteigers. Damit ist klar, dass die Kölner ihr erstes Saisonziel nicht mehr erreichen können: 34 Spieltage lang kein Tor kassieren und nächste Saison Champions League zu spielen. Vielleicht klappt es noch, wenn sie im Verlauf der nächsten Runden eine Geilheit, Tore zu schießen, finden. (abb)

Idir Ouali

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(Foto: imago/ActionPictures)

Der Paderborner Idir Ouali ist nicht der erste, der von Manuel Neuers Aura des Unbezwingbaren eingeschüchtert wurde. Spielern von ganz anderem Format ist ähnliches passiert, Gonzalo Higuaín zum Beispiel oder Lionel Messi. Als der Aufsteiger gegen Bayern schon 0:2 zurücklag, hatte Ouali nach Pass von Moritz Stoppelkamp nur noch Neuer vor sich. Der Paderborner sprintete los, es war eine Eins-gegen-Eins-Situation, doch je näher er dem Nationaltorwart kam, desto langsamer wurde der Stürmer - zum Schluss schien es, als wollte er am liebsten umdrehen. Dann wagte er doch einen Abschluss: Vor lauter Nervosität geriet der Schuss aber so schwach, dass Neuer den Kullerball sanft in die Arme schloss. Aber vor Neuer, diesem Riesenkerl, haben eben schon ganz anderen die Nerven geflattert. (abb)

Arjen Robben

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Auch Bayerns Holländer war an diesem Spieltag blendend aufgelegt. Nach seinen Knieproblemen kehrte Arjen Robben wieder auf den Platz zurück und legte gleich los, als müsste er es allen beweisen. Robben nahm es mit der kompletten linken Seite der Paderborner auf. Robben tänzelte, rannte und biss sich hinein. Er wollte unbedingt ein Tor, doch das klappte nicht. Immer war noch ein letztes Abwehrbein dazwischen oder der Ball segelte knapp vorbei. Hinterher war Robben trotzdem glücklich: "Wir wollten heute ein Zeichen setzen, das ist uns gelungen", sagte er, "ich hin froh, dass wir mal wieder mit mehr als einem Tor Unterschied gewonnen haben." Sein breites Grinsen begleitete den Münchner Rückkehrer in die Nacht. (jbe)

Xabi Alonso

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(Foto: N/A)

Am Ende stand wieder einmal eine Zahl, die alles treffend zusammenfasste: 167. So oft hatte Xabi Alonso beim 4:0 gegen Paderborn den Ball berührt (im Bild eine Passübersicht des Münchners von unserem Statistik-Partner Opta). Der Spanier streichelte die Kugel, er lupfte sie zum Mitspieler, er passte zentimetergenau zu entfernt stehenden Kollegen und zeigte sogar ein paar hübsche Pirouetten, kurzum: Alonso war überall - und alles, was er machte, sah irgendwie kunstvoll aus. Als Belohnung holte ihn Trainer Guardiola vorzeitig vom Feld, es gab anerkennenden Applaus vom Publikum. Wenn es so weitergeht, wird bald die Bestmarke eines anderen Spaniers fallen: Thiago kam in der vergangenen Saison gegen Frankfurt auf 185 Ballkontakte. Alonso war das aber egal. Er schlenderte nach dem Spiel in den Bus und wünschte allen Herumstehenden "good evening". (jbe)

Felix Brych

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(Foto: dpa)

Der Fußball kennt viele Namen und Gesichter, aber bei Schiedsrichtern ist das mit der Popularität so eine Sache: Die Chance, auf der Straße erkannt zu werden, ist bei ihnen eher gering. Die Ausnahme: Man heißt Felix Brych und war Referee in einem Spiel mit Phantomtor. Als würde das nicht reichen, war der WM-Schiri nun schon wieder in eine kuriose Szene verwickelt. In der Partie zwischen Frankfurt und Mainz pfiff Brych erst einen Elfmeter - und nahm seine Entscheidung Sekunden später wieder zurück. Brych selbst hatte auf Foul im Strafraum entschieden, Frankfurts Torwart Kevin Trapp hatte mit der Hand in Shinji Okazakis Beine gelangt. Doch Assistent Stefan Lupp funkte dazwischen, er war sicher, zuvor ein Mainzer Foul gesehen zu haben. Brych war umgestimmt - und löste mal wieder Diskussionen aus. Popularität steigend. (ska)

Vladimir Darida

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

In der 75. Minute war für Vladimir Darida die Welt noch in Ordnung. Per Strafstoß hatte er den SC Freiburg zum 3:2 gegen die TSG Hoffenheim geschossen, doch in der Schlussphase wendete sich sein Glück. In der 81. Minute wollte er den Ball mit dem Bein aus der Luft fischen, von hinten kam Pirmin Schwegler angerauscht - und bekam den Fuß an den Schädel. Schwegler sank zu Boden, Darida war selbst wie benommen von seinem Tritt und lief verstört über den Rasen. Das Malheur außerhalb seines Blickfeldes tat ihm sichtlich leid, Rot sah er trotzdem. "Für so eine Rote Karte musst du eigentlich freigesprochen werden", meinte Trainer Christian Streich. Sein Spieler bekam trotzdem zwei Spiele Sperre aufgebrummt. Was noch viel schlimmer war: In Unterzahl kassierte Freiburg am Ende noch das 3:3. Dabei war in der 75. Minute noch alles in Ordnung gewesen. (ska)

Roman Bürki

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Ein Buch, in dem er erklärt, wie man am besten Freistoßtore verhindert, wird Roman Bürki nach seiner Karriere nicht herausgeben. So viel steht fest, es wäre ein Ladenhüter. Wer möchte schon eine Empfehlung von einem Torhüter, der in zwei Spielen drei Treffer durch direkt verwandelte Freistöße hinnehmen muss? Am Wochenende überwand Herthas Ronny den Freiburg-Schlussmann zweimal mit einem ruhenden Ball, in Hoffenheim schlug ihm jetzt auch noch Nationalspieler Sebastian Rudy einen Freistoß um die Ohren. Dabei ist dieser 23-Jährige Schweizer ein hervorragender Torhüter, einer der besten seines Landes, der auch nach seinem Wechsel in die Bundesliga schon häufig bewiesen hat, dass er mal zu einer verlässlichen Größe in Deutschland reifen könnte. Auch im Spiel gegen Hoffenheim trieb Bürki mit seinen starken Reflexen die Gegner ein ums andere Mal in die Resignation. Wären da nicht die Freistöße. Vielleicht sollte er sich mal die Nummer von Welttorhüter Manuel Neuer besorgen. (schma)

Fredi Bobic

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(Foto: dpa)

Vielleicht hätte VfB-Präsident Bernd Wahler vorher mal bei Jürgen Klopp nachfragen sollen, wie man einen leitenden Angestellten mit Würde von seinen Aufgaben entbindet. Wahler fiel nämlich am Mittwochvormittag nichts Besseres ein, als Bobic am Telefon mitzuteilen, dass er nicht länger Sportdirektor des VfB ist. Der Europameister von 1996 befand sich gerade im Auto, auf der Fahrt nach Dortmund, zum nächsten Auswärtsspiel des VfB am Abend. "Auf der Sportvorstand-Position ist nicht so eine Hektik, dass er jetzt heute Abend auf der Bank gestört hätte", sagte der BVB-Trainer in seiner nonchalanten Art vor dem Spiel: "Morgen hätte man das auch in einem vernünftigen Gespräch machen können. Ich hoffe, dass Fredi gut im Auto nach Hause gekommen ist." Ob Wahler ihm auch eine gute Heimfahrt gewünscht hat, ist nicht überliefert. Auch nicht, ob Bobic anschließend sein Dienstauto aufgetankt und gewaschen im Fuhrpark abgegeben hat. So wie einst Jupp Heynckes nach seiner Entlassung in Mönchengladbach. (schma)

Daniel Didavi

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(Foto: dpa)

Wie sich VfB-Spieler Daniel Didavi in den letzten Spieltagen über den Platz schleppte, grenzte an Arbeitsverweigerung. Der Platz in der Startaufstellung vor dem Spiel gegen Dortmund schien alles andere als sicher. Doch sein Trainer Armin Veh stellte ihn von Anfang an auf und sollte es nicht bereuen. In der 48. Minute traf Didavi zum 1:0, zwanzig Minuten später erhöhte er auf 2:0. In der 79. Minute ging der 24-jährige vom Feld und musste von der Bank zuschauen, wie Ciro Immobile für den BVB in der 86. Minute noch ausglich. Nach der Partie sagte Veh: "Ganz klar, wenn du 2:0 führst, willst du das Spiel auch nach Hause bringen. Ich bin hin- und hergerissen." Von Didavi dürfte der Trainer eher hingerissen sein. (abb)

Jürgen Klopp

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(Foto: REUTERS)

Es hätte ein Feiertag werden sollen für Jürgen Klopp, denn mit seinem 209. Spiel an der Dortmunder Seitenlinie überholte er die BVB-Trainerlegende Ottmar Hitzfeld. Und der VfB Stuttgart war ja vermeintlich schon geschlagen, bevor die Partie angepfiffen wurde. Das Theater um Sportchef Fredi Bobic kann an der Mannschaft doch nicht einfach vorbeigegangen sein, oder? Aber die Stuttgarter dachten nicht daran, bei Klopps Jubiläum Statisten zu spielen. Der Dortmunder Trainer musste an der Seitenlinie zusehen, wie der VfB in der zweiten Halbzeit durch zwei Tore von Didavi in Führung ging und die Dortmunder Abwehr dabei ganz schlecht aussah. Das Gesicht des BVB-Rekordtrainers war so zornesrot wie das Trikot des Gegners. (abb)

Salomon Kalou

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(Foto: Lukas Schulze/dpa)

Salomon Kalou feierte in Deutschland einst seinen größten Erfolg: Er gewann hier die Champions League mit dem FC Chelsea. Das war 2012 in München gegen die Bayern. 2014 ist alles eine Nummer kleiner bei Kalou. Er spielt jetzt bei Hertha Berlin, der Gegner heißt Wolfsburg und der aktuell größte Erfolg ist nicht ein Titel sondern: ein Tor. Sein erstes in der Bundesliga brachte den Berlinern den ersten Saison-Sieg. Manager Michael Preetz freute sich derart darüber, dass er schier aus den Latschen gekippt wäre - kein Wunder, war Kalou doch nicht ganz billig. Vorläufig hat sich das viele Geld gelohnt, der Ivorer verdrängte sogar Julian Schieber trotz wiedergefundener Treffsicherheit auf die Bank. (abb)

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