Elf des Bundesliga-Spieltags:So gut wie Toni Polster

Robert Lewandowski arbeitet sich in der Torschützenliste nach oben, weil er zur Dortmunder Form zurückfindet. Mats Hummels setzt auf das falsche Paar Schuhe - und Dieter Hecking verliert bei einer Wette 500 Euro. Die Bundesliga-Elf des Spieltags.

Bas Dost

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(Foto: Stuart Franklin/Getty Images)

Im Phrasen-Lehrbuch von Bundesliga-Profis gibt es auf die Frage. "Sie haben heute zwei Tore vorbereitet. Ist das so schön wie selbst zu treffen?" zurechtgelegte Antworten. Zum Beispiel: "Klar, ich freue mich, dass ich der Mannschaft helfen konnte. Wer die Tore schießt, ist zweitranging." Oder auch: "Wichtig ist, dass wir alle in der Offensive arbeiten. Wenn das klappt, gewinnen wir als Mannschaft." Bas Dost kennt dieses Lehrbuch nicht. Der Wolfsburger Stürmer sagte im schönen Deutsch-Niederländisch: "Ney." Kurze Pause. "Ney, ist es nicht. Ich habe schon lange nicht mehr getroffen und das nervt mich. Heute gab es Gelegenheiten dazu." (schm)

Jonas Hector

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

"Das Saarland, wo er herkommt, ist nicht bekannt für Skiläufer", hat Kölns Manager Jörg Schmadtke am Sonntag völlig richtigerweise erklärt und sich dabei königlich amüsiert. Unter diesen Umständen war es umso beeindruckender, was seinem Spieler Jonas Hector beim wilden 3:2 gegen Hoffenheim gelang. Weil sich kein Mitspieler anbot, kurvte Hector wie ein Slalomfahrer durchs Mittelfeld. Und als sich Sekunden später immer noch keiner anbot, hielt er drauf und vollendete zum vorentscheidenden 3:1. Hector selbst konnte sich das Grinsen kaum verkneifen: "Irgendwann bin ich aus der Sache nicht mehr rausgekommen." Vielleicht hatte er ja doch früher einmal trainiert, am Steinkopf, nördlich des Flughafens in Saarbrücken. Das ist nämlich die höchste Erhebung seiner Geburtsstadt, immerhin 400 Meter über dem Meeresspiegel. (ebc)

Cleber

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(Foto: AP)

Es lief die 10. Minute gegen Wolfsburg, als Cleber alles falsch machte. Er war der Hamburger Innenverteidiger, er hatte den Ball, er sollte für einen sicheren Spielaufbau sorgen und hatte alle Optionen dazu. Doch Cleber vertändelte die Kugel gegen Kevin De Bruyne, weil er sie sich auf den anderen Fuß legen wollte. Der Fehler war nicht mehr zu verteidigen, Wolfsburg schoss das 1:0. Jeder sah die Tragweite dieses Fehlers und jeder, der ein bisschen Empathie hat, kann sich vorstellen, was in Cleber vorging. Und was tat HSV-Trainer Peter Knäbel? Der sagte nach dem Spiel unter anderem: "Wenn man den Ball so dämlich und so überflüssig verliert, dann ist das das Schlimmste, was es gibt. Er hat uns einen Bärendienst erwiesen." Ob nach solchen Aussagen ein verunsicherter 24-Jähriger beim nächsten Spiel souveräner auftritt? (schm)

Dieter Hecking

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(Foto: Stuart Franklin/Getty Images)

Dieter Hecking machte - wie Peter Knäbel - etwas, was man als Fußball-Trainer eher nicht tun sollte: Auch er sagte seinem Spieler, dass er nicht an ihn glaubt. Der Kontext: Ein Torschusstraining unter der Woche beim VfL Wolfsburg. Josuha Guilavogui hatte wohl eine eher mittelprächtige Leistung gezeigt. Den Dialog zwischen Trainer und Spieler danach kann man nun anhand der Aussagen nach dem HSV-Spiel wie folgt rekonstruieren: Hecking: "Was ist das denn? Du triffst diese Saison nicht mehr." Guilavogui: "Wetten, dass doch?" Hecking: "Okay, 500 Euro". Der Franzose brauchte dann übrigens zehn Minuten gegen Hamburg für sein Tor. Vielleicht hat Dieter Hecking doch alles richtig gemacht. (schm)

Martin Harnik

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Martin Harnik ist Österreicher und als treffsicherer Stürmer bekannt. Am Sonntag hätte er dem VfB Stuttgart das so wichtige Spiel gegen Bremen ganz allein gewinnen können, doch seine Treffsicherheit war plötzlich passé. Zwei Chancen in nur 52 Sekunden boten sich ihm in der zweiten Halbzeit, zweimal stand er völlig frei vor dem Bremer Tor - und vergab jeweils kläglich. Insbesondere beim zweiten Versuch, als Bremens Torwart schon geschlagen war und Harnik am langen Pfosten nur noch hätte einschieben müssen. Immerhin bereitete er das 2:1 vor, doch dann sah er Gelb-Rot, und es war endgültig ein gebrauchter Tag für Harnik. Recht verwunderlich gewann Stuttgart trotzdem, der zweifache Torschütze Daniel Ginczek wurde nach dem Spiel gefeiert. Einer der ersten Gratulanten auf dem Platz war, na klar: Martin Harnik. (ebc)

Rafinha

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(Foto: REUTERS)

Ob sich Franck Ribéry nun Sorgen macht? Gut, der Franzose ist nicht so der Sorgentyp, aber immerhin hat sein Trainer Pep Guardiola ihm unvermutet einen neuen Konkurrenten serviert. "Wenn du ihm sagst, du spielst heute links vorne, dann macht er auch das, so gut er kann." Der Bayern-Trainer sprach von keinem Weltmeister, von keinem Spanier und auch von keinem Robben. Er meinte Rafinha. Guardiolas neue Allzweckwaffe. Vor dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt musste man sich ja fragen: Wer verteidigt eigentlich? Kein Benatia, kein Boateng, kein Badstuber - nur Dante stand da auf dem Aufstellungsbogen. Doch Guardiola hat seinen Rafinha und der spielte diesmal neben Dante in der ersten brasilianischen Innenverteidigung des FC Bayern. Er machte das so gut, dass er Sonderapplaus und Sonderlob von seinem Trainer erhielt. Ob das Jupp Heynckes gehört hat? Der hat Rafinha früher nie aufgestellt. Nicht hinten, nicht rechts hinten, nicht links vorne, nirgends. (hum)

Robert Lewandowski

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(Foto: AP)

Ist der frühere Dortmunder besser, wenn er spielen darf wie damals in Dortmund? Alleine vorne und ewige Anspielstation, mit dem Rücken zum Tor, wo er stärker ist als vielleicht alle anderen Stürmer dieser Fußballwelt? Wenn nicht von links ein Robben und von rechts ein Ribéry ständig hineinkreuzen in seine Sphäre? Das Spiel gegen Eintracht Frankfurt legte das nahe. Oder hat sich Robert Lewandowski einfach gewöhnt an das spezielle Münchner Star-Milieu? Neun Tore in den vergangenen acht Ligaspielen weisen jedenfalls aus, dass er seine Dortmunder Form wieder gefunden hat. Die Statistiker meldeten, dass er nun mit 90 Bundesliga-Toren Toni Polster auf Rang neun der ewigen Ausländer-Torjägerliste eingeholt hat. Und das mit einem selbst vorgelegten Traumtor aus der Drehung, bei dem sich der Österreicher vermutlich die Hüfte ausgerenkt hätte. (hum)

Kevin Trapp

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(Foto: AP)

Vor dem Spiel in München hatte Eintracht-Torwart Kevin Trapp verwundert festgestellt: "Wir waren letztes Jahr lange im Abstiegskampf, dennoch ist die Kritik dieses Jahr lauter." Die Schwankungen und die vielen Gegentore locken die Nörgler aus den Ecken. Dabei können sie viel herummäkeln in Frankfurt - an ihrem Torwart gibt es nichts auszusetzen. Kevin Trapp hält auch nach seiner langen Verletzungspause stabil und gut wie eh und je. Zu sehen gegen den FC Bayern, wo er seine Eintracht vor einer viel höheren Pleite bewahrte. Gegen Robert Lewandowski führte er fast ein Privatduell, zweimal verlor er auch. Trapp fing die Bälle sicher vom Himmel herunter, er parierte einige Schüsse, wirkte insgesamt sehr souverän. Frankfurt liegt immer noch aussichtsreich im Rennen um einen Europa-League-Platz. An Kevin Trapp liegt es nicht, wenn der Klub das Ziel verpasst. (hum)

Patrick Herrmann

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(Foto: Maja Hitij/dpa)

Es kommt nicht oft vor, dass jemand als Spieler des Spieltages gilt, obwohl er kein Tor geschossen hat und kein Torwart ist. Bei Patrick Herrmann gibt es da aber kaum Diskussionen. Der Grund: Dieser Sprint über das ganze Feld vor dem 2:0 gegen Dortmund, den kennt man sonst eigentlich nur von der Spiel-Konsole her. Wenn man einfach nur auf "Sprinten" drückt. Gegen einen Gegner auf dem Schwierigkeitsgrad "Amateur". Herrmann sagte später dazu bescheiden: "Ich habe den Ball immer ein bisschen angestupst, als ein Gegenspieler gekommen ist. Und so alle auf dem falschen Fuß erwischt." So leicht ist das. (schm)

Mats Hummels

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(Foto: Maja Hitij/dpa)

Das sind die Zahlen: neun Sekunden am ersten Spieltag gegen Leverkusen (durch Karim Bellarabi). 53 Sekunden am 21. Spieltag gegen Mainz (durch Shinji Okazaki) und nun 27 Sekunden am 28. Spieltag gegen Mönchengladbach (durch Oscar Wendt). Der BVB hat bereits dreimal in dieser Saison ein Tor in der ersten Minute kassiert, was vermutlich Bundesliga-Rekord ist. BVB-Manager Michael Zorc spekulierte sogar auf den "absoluten Weltrekord". Es wäre jetzt wirklich völlig überzogen zu behaupten, Mats Hummels sei an dem jüngsten Blitz-Tor Schuld, dafür reagierte die gesamte BVB-Defensive zu konfus. Aber wenn der Weltmeister nicht ausgerutscht wäre, hätte er die entscheidende Flanke wohl noch verhindern können. Das bittere daran: Hummels hat sich vor dem Spiel noch mit den Kollegen über die richtige Wahl des Schuhwerks ausgetauscht und auf einen Wechsel verzichtet. "Jetzt hab ich was gelernt", sagte er danach. Lachen konnte er nach der 1:3-Niederlage darüber nicht. (seb/schm)

Elias Kachunga

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(Foto: dpa)

Seit Februar hatte der SC Paderborn kein Tor mehr erzielt, seit dem 17. Dezember nicht mehr im eigenen Stadion getroffen, sogar seit dem 2. November nicht mehr daheim gewonnen. Der kleine Klub aus Ostwestfalen-Lippe galt vor dem 28. Spieltag als wahrscheinlicher Absteiger. Doch dann köpfelte Elias Kachunga den Ball aus drei Metern ins Netz. Es lief die 48. Minute - der SC Paderborn ging tatsächlich mal wieder im heimischen Stadion gegen Augsburg in Führung. Wenig später traf auch noch Srdjan Lakic, das Spiel endete 2:1. Paderborn steht wieder auf dem 16. Tabellenplatz - nur noch zwei Punkte trennt das Team von Freiburg und Hannover 96. "Die Mannschaft lebt", sagte Kachunga nach dem Spiel. "Heute waren wir einfach dran." (sonn)

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