Elf des Bundesliga-Spieltags:Gladbachs härtester Kämpfer

Auch ein Bänderriss hält Granit Xhaka nicht davon ab, das Unentschieden gegen die Bayern zu verteidigen. Die BVB-Profis könnten zu Studienobjekten erklärt werden - nur Manuel Neuer besteht jeden Stresstest. Die Elf des Spieltags.

Robin Dutt

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(Foto: dpa)

"Schicksalsspiel" ist ein unschönes Wort, doch genau dies hatte Werder-Geschäftsführer Thomas Eichin seinem Ex-Trainer Robin Dutt mitgegeben. Seit zwei Wochen bestand in Bremen wenig Zweifel, dass der Auftritt gegen den 1. FC Köln über das Wohl des Trainers entscheiden sollte - das Spiel beim FC Bayern, diesem übermächtigen Klub aus dem Süden, wurde für diese Entscheidung explizit nicht herangezogen (es endete dann auch 0:6). Nein, das Köln-Spiel sollte zeigen, ob Dutt der richtige für seinen Job bei Werder ist. Bepackt mit zentnerschwerer Last wurde Dutt an die Seitenlinie geschickt, auch seine Spieler gingen alles andere als federleicht zu Werke. Heraus kam - oh Wunder - eine Niederlage. Dutt musste also gehen. Möge sein Nachfolger Viktor Skripnik etwas mehr Rückendeckung verspüren. (ebc)

Ron-Robert Zieler

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Am Ende wurde es heiß für Ron-Robert Zieler. Die Partie in Dortmund war abgepfiffen, da nahm ihn Kollege Marcelo in den Schwitzkasten - allerdings nicht aus Zorn, sondern aus Dankbarkeit. Der Torwart der Hannoveraner hatte schließlich ganz enormen Anteil daran, dass sein Klub im Ruhrpott punkten konnte. 17 Torschüsse hatte der Krisen-BVB abgefeuert, nicht ein einziges Mal landete der Ball im Netz hinter Zieler. "Ich bin schon so oft hier gewesen", meinte Zieler später, "aber zur Null hat es noch nie gereicht. Tolles Gefühl". Dementsprechend schlecht ging es den Dortmundern. Egal ob Mkhytarian, Hummels oder Reus: Niemand vermochte Zielers Reflexe an diesem Nachmittag zu überwinden. An seiner Schwitzkasten-Abwehr muss der Nationalspieler aber noch arbeiten. (ska)

Dortmunder Nerven

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Es würde nicht überraschen, käme am Ende dieser Hinrunde eine soziologische Studie mit dem Titel heraus: "Das Verhalten von Fußballern in Krisensituationen am Beispiel von Borussia Dortmund." Sozialforscher auf Ideensuche müssten sich die Hände reiben anhand der Verhaltensmuster des BVB. Der ist in eine tiefe Zwiespältigkeit geraten mit hohen Erfolgen gegen Champions-League-Gegnern und rätselhaften Niederlagen gegen Bundesligisten. Gegen Hannover versuchte die Klopp-Elf, das eigene Bewusstsein auszutricksen: Doch trotz Champions-League-Trikot gab es die vierte Niederlage in Serie, das strapaziert die Psyche des Teams - und veranlasste Mats Hummels zu untypischer Kritik an Roman Weidenfeller. "Der Ball ist sehr lange geflogen. Ich war sehr überrascht, dass er ins Tor geflogen ist", sagte er zum 0:1 und dem Auftritt des Torhüters. Später korrigierte er sich: Er habe unglücklich formuliert. Sozialforscher auf Ideensuche haben das alles genau zu Protokoll genommen. (ska)

Haris Seferovic

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In Kapitel 12 seines Schiedsrichter-Kompendiums regelt der Deutsche Fußball Bund (DFB) "verbotenes Spiel und unsportliches Betragen". Schiedsrichter sind demnach dazu angehalten, Spieler bei "anstößigen, beleidigenden oder schmähenden Äußerungen oder Gebärden" vom Feld zu schicken. Leider schreibt das Regelwerk nicht explizit vor, welche Formen von Gebärden oder Äußerungen auf dem Index stehen. Was in schwäbischen Stadien als Beleidigung aufgefasst werden könnte (Dackel, oder noch schlimmer: Halbdackel), mag in hessischen Gefilden ja noch als Verniedlichung durchgehen. Insofern machte es Haris Seferovic dem Schiedsrichter beim schwäbisch-hessischen Duell am Samstag gegen den VfB Stuttgart recht einfach. Der Angreifer der Eintracht formte mit beiden Händen eine Brille - das international anerkannte Symbol für mangelndes Sehvermögen von Schiedsrichtern. Seferovic, der zuvor bei zwei Frankfurter Treffern assistiert hatte, bereicherte das wilde 4:5 damit um eine historische Note: Seine rote Karte (im Bild die korrespondierende Reaktion) war der 2000. Platzverweis in der Geschichte der Bundesliga. (jkn)

Martin Harnik

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Martin Harnik bemühte überirdische Kräfte. "Heute hat sich gezeigt, wie nah Himmel und Hölle im Fußball beieinander liegen", bewertete der Angreifer vom VfB Stuttgart das wilde 5:4 bei der Eintracht aus Frankfurt. Wobei die Stuttgarter diesen diabolischen Nachweis ja bereits vor einer Woche erbracht hatten: Damals hatten sie gegen Bayer Leverkusen ein 0:3 in ein 3:3 verwandelt, Harnik war unter anderem für den Ausgleich verantwortlich gewesen. Nach dem wilden Tanz gegen die Eintracht geht Harnik nun endgültig als zertifizierte Fachkraft für metaphysische Leistungen durch: Bei seinem Treffer zum 1:1 (im Bild) waren wohl überirdische Kräfte dafür verantwortlich, dass kein Unparteiischer Harniks Abseitsposition erspähte. Sein Treffer zum 2:1 entsprach dann wieder der Norm. Spiele mit Stuttgarter Beteiligung dürften nach den jüngsten Spektakeln unter verschärfter Beobachtung stehen, auch der Auftritt am kommenden Wochenende: Dann empfängt der VfB die offensivstarken Wolfsburger. (jkn)

Manuel Neuer

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Wäre Manuel Neuer eine Bank, er würde wohl jeden Stresstest bestehen. Gut, vor wenigen Wochen hatte sein pensionierter Ex-Kollege Jens Lehmann noch gemeint, "der Manu müsse noch ein wenig üben", als Neuer beim 0:2 gegen Polen patzte. Nun bekam der Münchner aber die Huldigung schlechthin, von Titan Oliver Kahn: "Neuer ist schon viel, viel früher besser als ich." Im Spiel gegen Borussia Mönchengladbach war der 28-Jährige hellwach - allein das ist bei der oftmals niedrig frequentierten Beanspruchung schon eine Leistung. Diesmal musste er vor allem in der zweiten Halbzeit etliche Male die Gliedmaßen ausstrecken, um den FC Bayern vor einer Niederlage zu bewahren. Sollten ihn trotz Welttorhüter-Auszeichnung und Kahn-Lob jemals Selbstzweifel plagen: Ein Video dieser Partie wird sie schnellstens wieder ausräumen. (ska)

Granit Xhaka

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(Foto: AP)

Granit Xhaka ist eines der Gesichter des Gladbacher Aufschwungs. Nach zwei Orientierungsjahren in der Bundesliga hat er es in dieser Spielzeit endlich zum Leistungsträger gebracht - und so einen Status setzt man nicht leicht aufs Spiel. In einem Zweikampf mit Münchens Robert Lewandowski war Xhaka heftig umgeknickt, er humpelte vom Platz und hätte allen Grund gehabt, das Spiel von der Seitenlinie aus zu Ende zu verfolgen. Unglücklicherweise hatte sein Trainer Lucien Favre kurz zuvor zum dritten Mal gewechselt, also entschied sich Xhaka, seine Kämpfer-Qualitäten unter Beweis zu stellen. Er humpelte zurück, quälte sich, beendete das Spiel. Später kam die Diagnose: Bänderriss. Ein echter Kämpfer. (ebc)

Lucien Favre

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Und natürlich er: Lucien Favre. Es gibt lautere und eloquentere Trainer als ihn, es gibt auch Trainer mit auffälligeren Frisuren. Doch diese Nebensächlichkeiten abgezogen, findet sich derzeit kaum jemand, der sich nicht lobend über die Arbeit des Schweizers äußert. Er hat mit bescheidenen Gladbacher Möglichkeiten eine auffällig gut funktionierende Elf gefertigt, die nun sogar als ernsthafter Champions-League-Kandidat gilt. Das 0:0 gegen die Bayern war so etwas wie sein taktisches Meisterstück: Erst die Drangphase des Rekordmeisters pariert, dann die übermächtigen Münchner mit pfeilschnellem Überfallfußball an den Rand einer Niederlage gebracht. Hätte auch mit einem Sieg für seine Gladbacher ausgehen können, doch Favre blieb bescheiden. Sein lapidarer Kommentar: "Das 0:0 ist ok." (ebc)

Stefan Reinartz

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(Foto: dpa)

Hoppla, noch ein Kämpfer. Stefan Reinartz musste den Platz wie ein vermöbelter Preisboxer verlassen und verdiente sich im Spiel gegen Schalke 04 damit mindestens eine Tapferkeitsmedaille. In der 25. Minute wurde er von Marco Höger mit dem Ellenbogen im Gesicht erwischt. Die rechte Gesichtshälfte war malträtiert, das Auge schnell zugeschwollen: Der Leverkusener musste ausgewechselt und ins Krankenhaus gebracht werden. Diagnose: Augenhöhlenbruch. Eine Operation und etwa drei Monate Pause werden folgen. Im Gegensatz zu Höger, der lediglich verwarnt wurde, wird er eines Tages aber seinen Enkeln die Geschichte von einem richtig harten Hund erzählen können. (ska)

Hakan Calhanoglu

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(Foto: REUTERS)

Auf Miroslav Kadlecs Freistoßkunst wurden einst sogar Gedichte verfasst. Der kurze Anlauf, die gezirkelten Bälle - niemand schoss Anfang der neunziger Jahre so malerisch Freistöße wie der frühere Lauterer Abwehrchef. Nun ist Hakan Calhanoglu, der sich zuletzt im ZDF-Sportstudio um Kopf und Kragen plapperte, ein gänzlich anderer Typ als der stille Tscheche. Doch ein Hauch von Kadlec wehte am Samstag durch die Leverkusener Arena, als Calhanoglu in der 53. Minute an der Strafraumgrenze zur Tat schritt. Kurzer Anlauf, ein gefühlvoll gezirkelter Schuss über die Mauer, der Ball schlug in der kurzen Ecke ein. Daraus wurden sehr wichtige drei Punkte für Bayer Leverkusen, der Held des Tages erklärte selbstbewusst: "Ich trainiere Freistöße aus dieser Position in jedem Training. Die kurze Ecke war halt frei, deshalb wollte ich den Ball genau dahin schießen." Miroslav Kadlec war kein Mann großer Worte. Er hätte wahrscheinlich nur stumm genickt. (ebc)

Kevin Volland

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(Foto: dpa)

Bundesligaspieler und ihr Bartwuchs, das ist eine lange, ruhmreiche Geschichte. Ewald Lienen lief einst als Spieler mit einem Ziegenbart auf, der nach intensiven SZ-Recherchen bis zur Kniekehle hinunterbaumelte, mindestens. Hans-Peter Briegel hätte mit seiner Haar- und Bartpracht in jeder Kaiser-Nero-Dokumentation hauptdarstellend mitwirken können. Gertjan Verbeek ließ sich während seiner Schaffenszeit als Nürnberger Trainer so lange einen Bart stehen, ehe seine Mannschaft wieder gewann. Insofern reiht sich der Angreifer Kevin Volland von der TSG Hoffenheim in eine prominent bestückte Ahnengalerie ein. "Der Bart bleibt - bis wir zum ersten Mal verlieren", verkündete Volland nach dem 1:0 gegen den SC Paderborn. Hoffenheim blieb damit im neunten Saisonspiel ungeschlagen, und das war in zweierlei Hinsicht beachtlich: Erstens hatte Volland die Hoffenheimer Serie selbst verlängert, das Tor zum 1:0 war sein erster Saisontreffer nach 650 torlosen Ligaminuten. Zweitens hatte die Fachwelt bis zuletzt gerätselt, ob der 22-Jährige mit den jungfräulichen, roten Wangen überhaupt Bartwuchs entwickeln kann. "Ich hatte bei Kevin nie den Ansatz von Bedenken", sagte Trainer Markus Gisdol. Gemeint waren dann aber doch die fußballerischen Fertigkeiten. (jkn)

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