Eisschnelllauf:Abschied: Jenny Wolf will sich dem Nachwuchs widmen

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Heerenveen (dpa) - Jenny Wolf hat nichts zu bereuen. Mit einem guten Gefühl, in mehr als 25 Jahren Leistungssport keine Gelegenheit verpasst zu haben, nimmt die Berliner Ausnahmesportlerin in Heerenveen Abschied von den Eisschnelllauf-Bahnen der Welt.

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Heerenveen (dpa) - Jenny Wolf hat nichts zu bereuen. Mit einem guten Gefühl, in mehr als 25 Jahren Leistungssport keine Gelegenheit verpasst zu haben, nimmt die Berliner Ausnahmesportlerin in Heerenveen Abschied von den Eisschnelllauf-Bahnen der Welt.

„Es ist schön, dass ich den Abschied gerade in Heerenveen feiern kann. Hier bin ich immer sehr gern gelaufen. Die Atmosphäre in der Thialf-Arena ist einmalig“, meinte die 35 Jahre alte Super-Sprinterin, die in ihrer Laufbahn fünf Weltmeistertitel gewann und lange den Weltrekord über 500 Meter hielt.

Im niederländischen Eislauf-Mekka will Jenny Wolf noch einmal wie in Inzell auf das Treppchen, um möglichst in der Gesamtwertung noch von Rang vier auf einen Podestplatz klettern zu können. „Bis zu meinem Sturz in Berlin lag ich im Klassement auf Platz zwei. Und ich habe immer gehofft, dass ich mir diesen Platz noch zurückholen kann.“

In Sotschi misslang ihr das erhoffte Medaillen-Vorhaben. Sie war zunächst tief enttäuscht über ihren sechsten Platz. Erst später stellte sich das Gefühl ein, auch im stolzen Alter noch in der Weltelite vorn mitgelaufen zu sein. „Ich habe lange überlegt, ob ich überhaupt so lange weitermachen soll. Aber ich wollte mir nicht vorwerfen, irgendeine Chance verpasst zu haben. Ich habe es versucht. Es waren trotzdem gute Spiele für mich“, sagt sie heute.

Aber auf immer und ewig wird das Negativ-Erlebnis ihrer Karriere dennoch mit Olympia verknüpft bleiben. Als haushohe Favoritin reiste sie vor vier Jahren nach Vancouver, musste sich da überraschend der Südkoreanerin Lee Sang-Hwa beugen. „Das hat mir schwer zu schaffen gemacht. Ich habe Jahre gebraucht, um das zu verschmerzen“, gibt sie heute zu. In Vancouver begann der Siegeszug der Südkoreanerin, den sie in Sotschi mit ihrem zweiten Olympia-Gold krönte. Jenny Wolf freute sich in dieser Saison über immerhin fünf Plätze auf dem Siegerpodest - auch hinter der neuen Weltrekordlerin.

Als positivste Stunden ihrer Jahre auf dem Eis werden ihr der erste und der letzte Gewinn des WM-Titels über 500 Meter in Erinnerung bleiben. „Das erste Gold in Salt Lake City in 37,04 Sekunden - das war ein echtes Highlight. Und auch die Heim-WM in Inzell 2011, wo es noch einmal zum Sprung nach ganz oben gereicht hat“, meint sie schmunzelnd.

Ein ganz großes Vorhaben hat sich die sympathische Berlinerin aber nicht erfüllen können: Als Erste unter 37 Sekunden zu bleiben. Mit 37,02 und 37,00 Sekunden schrammte sie bei zwei ihrer Weltrekorde ganz dicht an der „Schallmauer“ Sekunden vorbei. Lee ist inzwischen bei schier unglaublichen 36,36 Sekunden angekommen.

Wie es nun nach Ende der Karriere weitergeht, lässt Jenny Wolf offen. Zwei Studien-Abschlüsse hat sie während der sportlichen Laufbahn gemeistert, doch die künftige berufliche Richtung will sie noch nicht andeuten. „Ich brauche jetzt erstmal etwas Zeit für mich. Dann werde ich sehen.“ Sicher ist sie, dass sie nicht Trainerin werden will. „Aber im Verein könnte ich mir schon vorstellen, mein Wissen an die Jüngeren weiterzugeben“, kündigte sie an. Ob sie nun, wie zaghaft angekündigt, vielleicht ein Buch schreibt - auf keinen Fall ein Autobiografie - muss weiter abgewartet werden.

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