Eishockey-WM:Hardy hält

Lesezeit: 2 min

"Historischer Sieg": Co-Gastgeber Frankreich befeuert das Interesse an der Eishockey-WM mit einem 5:1-Erfolg über den zweimaligen Titelträger Finnland.

Von Johannes Schnitzler, Paris/Köln

Das französische Volk hat entschieden. Mit großer Mehrheit votierte es am Sonntag für einen Mann, der bewiesen hat, dass er die Grande Nation zum Erfolg führen kann. Also erhielt Florian Hardy am Ende dieses für Frankreich bedeutenden Tages die Auszeichnung als bester Spieler seiner Mannschaft. Einen Tag nach der 2:3-Auftaktniederlage gegen Norwegen besiegte der Co-Gastgeber der 81. Eishockey-Weltmeisterschaft den zweimaligen Titelträger und Weltranglistendritten Finnland überraschend 5:1 (1:0, 2:1, 2:0). Torhüter Hardy hielt dabei 42 von 43 finnischen Schüssen, genauso viele wie Thomas Greiss beim 2:1-Sieg der deutschen Mannschaft gegen die USA. Die Sport-Tageszeitung L'Équipe schrieb von einem "historischen Sieg", es war der erste WM-Erfolg der Blauen gegen die Skandinavier.

Toller Hecht: Frankreichs Torhüter Florian Hardy hält spektakulär gegen Norwegen. (Foto: Grigory Dukor/Reuters)

Die Kür Hardys, der das französische Torwart-Denkmal Cristobal Huet, 41, ersetzte, gelang freilich erst im zweiten Wahlgang per direkter Akklamation. Eigentlich sollte Pierre-Édouard Bellemare die Auszeichnung erhalten. Doch die Zuschauer in Paris-Bercy pfiffen. Sie wollten Hardy. Die Mitspieler schubsten ihn in Richtung Jury. Auch Bellemare, NHL-Profi bei den Philadelphia Flyers, lehnte seine Wahl ab und winkte Hardy herbei. "Eine großartige Geste", sagte der Torhüter gerührt.

In voller Montur: Frankreichs Torhüter Florian Hardy ließ nur einen Treffer der favorisierten Finnen zu und wurde so zum WM-Held. (Foto: Petr David Josek/AP)

Nachdem Bellemare im ersten Drittel das 1:0 (15.) für die Gastgeber geschossen hatte, rettete der Torwart die französische Führung in die erste Pause. Seine größte Tat vollbrachte der 32-Jährige, der sich 2014/15 beim EHC München in der Deutschen Eishockey Liga nicht hatte durchsetzen können, als er einen Schuss von Oskar Osala aus kurzer Distanz spektakulär im Hechtsprung mit dem Stock abwehrte.

Es war der Tag der sogenannten Legionäre, der Spieler also, die im Ausland ihr Geld verdienen. Nachdem Mikko Lehtonen im zweiten Drittel (22.) für die Finnen ausgeglichen hatte, schien die Partie ihren erwarteten Verlauf zu nehmen. Doch Hardy, der in den vergangenen zwei Spielzeiten beim österreichischen Klub EC Dornbirn unter Vertrag stand, war nicht mehr zu bezwingen. Die weiteren Tore für das Team von Trainer Dave Henderson schossen Antoine Roussel (34./49.) von den Dallas Stars, Valentin Claireaux (39.), der in Finnland bei Lukko Rauma spielt, und der ehemalige Schwenninger Damien Fleury (58.), der nun beim chinesischen KHL-Klub Kunlun Red Star tätig ist.

Am Dienstag treffen die Franzosen auf den Nachbarn Schweiz - der ist mit zwei Siegen gestartet

Nach dem von Terrorangst überschatteten Stichwahl-Wochenende soll der überraschende Sieg, der der Équipe Tricolore die bereits verloren geglaubte Chance auf das Viertelfinale zurückbrachte, nun die Begeisterung im Land für die erste Eishockey-Weltmeisterschaft in Paris seit 66 Jahren anfeuern. Die Niederlage gegen Norwegen hatten weniger als 8000 Besucher verfolgt, am Sonntag kamen immerhin 11 433 Fans in die 14 500 Zuschauer fassende Halle. Zum Vergleich: Die Spiele der deutschen Mannschaft in Köln (18 500 Plätze) waren bislang alle ausverkauft. An diesem Dienstag (20.15 Uhr) treffen die Franzosen auf den Nachbarn Schweiz, der mit zwei Siegen (5:4 nach Verlängerung gegen Slowenien und 3:0 gegen Norwegen) in das Turnier gestartet ist. Diesmal erwarten sie eine weitere große Geste ihres Publikums.

© SZ vom 09.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: