Eishockey:Draisaitl: Ohne Führerschein auf der NHL-Überholspur

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Boston (dpa) - Für die Führerscheinprüfung war Leon Draisaitl schlichtweg zu faul, wie der 19-Jährige betont. Was seine Eishockey-Karriere hingegen angeht, da ist der Kölner eifrig und entschlossen - und kommt prächtig voran.

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Boston (dpa) - Für die Führerscheinprüfung war Leon Draisaitl schlichtweg zu faul, wie der 19-Jährige betont. Was seine Eishockey-Karriere hingegen angeht, da ist der Kölner eifrig und entschlossen - und kommt prächtig voran.

Sein erster Monat bei den Edmonton Oilers in der nordamerikanischen Profiliga NHL ist vorbei und Draisaitls Fazit durchaus positiv. Weniger Eiszeit, höheres Niveau, schnellere und körperlich stärkere Gegenspieler. Das alles, so der Nationalspieler, sei schon eine Veränderung. „Es braucht etwas Zeit, um sich an alles zu gewöhnen, aber ich denke, bislang habe ich einen ganz guten Job gemacht“, sagte Draisaitl nach dem 2:5 bei den Boston Bruins der Nachrichtenagentur dpa.

Auf seinem Kinn klebte ein dickes Pflaster. Diese Stichwunde nach einem zu hohen Stock von Bruins-Spielmacher David Krejci gehört ebenso zu Draisaitls Zwischenbilanz, wie drei Vorlagen, ein Tor und 13 Partien mit einer durchschnittlichen Spielzeit von 13:09 Minuten. Von Trainer Dallas Eakins, der sich nach dem Morgentraining noch so positiv über ihn geäußert und vor allem seine Wissbegierigkeit sowie seine Fokussierung aufs Detail hervorgehoben hatte, bekam der Rookie diesmal nur 9:29 Minuten Eiszeit. Landsmann und Bruins-Verteidiger Dennis Seidenberg hingegen hatte für Draisaitl aufmunternde Worte parat.

„Im ersten Monat hast du immer viel Adrenalin, da freust du dich, es in die NHL geschafft zu haben“, sagt Seidenberg. Aber, dann so der 33 Jahre alte Stanley Cup-Champion von 2011 weiter, setze allmählich der Alltag ein. „Es ist anstrengend und mental sehr schlauchend, jeden zweiten, dritten Tag zu spielen. Deshalb ist es für einen jungen Spieler schwer, Konstanz zu zeigen. Aber da gewöhnt man sich mit der Zeit dran“, meint der Routinier.

Draisaitl hat am 27. Oktober seinen 19. Geburtstag gefeiert. Andere in seinem Alter machen Abitur oder eine Berufsausbildung. Der Kölner hingegen, der vor zweieinhalb Jahren noch für den Heilbronner EC und die Mannheimer Jungadler spielte, jettet im vereinseigenen Flieger durch Nordamerika, schläft bei Auswärtspartien im Fünf-Sterne-Hotel und braucht nicht einmal seine eigene Tasche zu tragen. Philadelphia, Boston, Buffalo, New York heißen in dieser Woche seine Arbeitsplätze. Es klingt nach einem Leben auf der Überholspur - und Draisaitl verschweigt nicht, dass ihm der Terminkalender kaum Zeit lasse, seinen ersten Monat in der NHL ausführlich zu reflektieren.

Der Sohn von Ex-Nationalspieler Peter Draisaitl weiß, dass er den Traum von Millionen Eishockey-Kids lebt - aber noch mehr ist sich die Nummer drei der diesjährigen Draft darüber im Klaren, dass er in der besten Eishockey-Liga der Welt sein Terrain täglich verteidigen muss. Draisaitl ist zwar gerade erst 19 Jahre alt geworden, hat dennoch bereits eine reife Spielweise und setzt seine 1,88 Meter sowie die 95 Kilo geschickt ein, um den Puck abzuschirmen.

„Er hat Unglaubliches geleistet. Es ist nicht leicht, als junger Spieler in die Liga zu kommen“, lobt Kapitän Andrew Ferrence. Ihm gefallen vor allem Draisaitls „großartige Einstellung“ sowie seine Reife. Trainer Eakins stellt heraus, dass der Center ständig den Kontakt zum Trainer-Stab suche, da er sich verbessern wolle. „Für viele Spieler in seinem Alter ist der Trainer der letzte, mit dem sie etwas zu tun haben wollen“, sagt der Coach.

Draisaitls Saisonziel klingt einfach: „Tag für Tag hart arbeiten, um besser zu werden.“ Fürs Erste hat sich der Teenager unter all den gestandenen Männern durchgesetzt, doch Draisaitl weiß, Ausruhen gilt nicht. „Ich denke, dass man jeden Tag die Ellenbogen ausfahren und sich seinen Platz erarbeiten muss. Ich glaube nicht, dass ich hier irgendwas umsonst bekomme.“ Natürlich auch nicht den Führerschein - aber der ist derzeit ohnehin zweitrangig.

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