Eishockey:Die nächste Welle

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Zugang ohne Mannschaft: Der norwegische National-Torwart Henrik Haukeland muss vorerst auf die meisten seiner neuen Kollegen verzichten. (Foto: Simon Hastegard/Bildbyran/imago)

Der EHC München kämpft bereits zum zweiten Mal in dieser Saison mit Corona: Nach mittlerweile mehreren bestätigten Omikron-Fällen steht auch das Champions-League-Halbfinale in Tampere in der kommenden Woche auf der Kippe, die Suche nach Nachholterminen wird immer schwieriger.

Von Christian Bernhard

Henrik Haukeland ist vor wenigen Tagen in München, seiner neuen sportlichen Heimat, angekommen. Der norwegische Eishockey-Nationaltorhüter hat bereits seine neuen Trainingsmöglichkeiten inspizieren und nutzen können. Was dem 27-Jährigen allerdings noch fehlt, ist seine neue Mannschaft. Denn der EHC Red Bull München befindet sich bereits zum zweiten Mal in dieser Saison in einer Corona-Mannschaftsquarantäne.

Am Dienstag, als Haukeland in München ankam, hätte er am Abend eigentlich seine neuen Mitspieler beim Halbfinal-Hinspiel der Champions Hockey League (CHL) gegen den finnischen Rekordmeister Tappara Tampere beobachten können. Doch wenige Stunden vor Beginn der Partie verhängte das Münchner Gesundheitsreferat eine Mannschaftsquarantäne, da mehrere EHC-Spieler positiv getestet worden waren. Mindestens eine Infektion sei auf die Omikron-Variante zurückzuführen, teilte der Klub damals mit.

Eine Indizienkette führt zum letzten EHC-Spiel des vergangenen Jahres gegen Iserlohn

Für den EHC ist es bereits die zweite Coronawelle, mit der er in dieser Saison zu kämpfen hat. Im Oktober hatten sich 22 Teammitglieder, davon 16 Spieler, infiziert. Mehrere Spiele mussten damals verlegt werden. Ob unter den nun infizierten Spielern auch solche sind, die schon im Oktober positiv getestet wurden, wollte Red Bull nicht kommentieren. Wie das Virus erneut in die EHC-Kabine geraten ist, ist unklar. Eine Indizienkette führt allerdings zum letzten EHC-Spiel des vergangenen Jahres. Am 30. Dezember empfingen die Münchner die Iserlohn Roosters, sie verloren das Spiel mit 3:4 nach Penaltyschießen. Am Tag nach der Partie meldeten die Iserlohner drei positive Coronafälle innerhalb ihrer Mannschaft, vier Tage später waren es 25. An jenem Tag, dem 4. Januar, verkündete der EHC seine ersten Fälle.

Mittlerweile sind mehrere Omikron-Fälle beim EHC bestätigt. Die Ligaspiele gegen Straubing (Freitag) und in Köln am Sonntag wurden bereits abgesagt, Nachholtermine stehen noch nicht fest. Im Moment ist es schwer vorstellbar, dass der EHC-Tross Anfang kommender Woche ein Flugzeug in Richtung Finnland besteigt, wo für Dienstag das Halbfinal-Rückspiel in Tampere angesetzt ist. In Bayern gilt, Stand 6. Januar, dass positiv auf Omikron getestete Personen 14 Tage in Isolation und ihre Kontaktpersonen in eine 14-tägige Quarantäne müssen. "Das Spiel am kommenden Dienstag hängt am seidenen Faden", sagte Monika Reinhard, Sprecherin der CHL am Donnerstag. Die CHL möchte die deutsche Ministerpräsidentenkonferenz am Freitag abwarten, da dort womöglich Änderungen Quarantäne-Verkürzungen bekannt gegeben werden. Erste Option sei es, das ausgefallene Hinspiel nachzuholen, und beide Partien noch auszutragen, erklärte Reinhard. Ob das bei dem jetzt schon sehr vollen Spielkalender möglich ist, ist allerdings mehr als fraglich. Auch deshalb sagte Reinhard: "Wir halten uns alle Möglichkeiten offen. Die Situation ist sehr komplex."

Laut DEL waren zu Jahresbeginn sieben der 15 Teams komplett geboostert

Für Tappara Tampere stand die gesamte Reise nach München unter keinem guten Stern. Da die Finnen beim Start kurzfristig die Maschine wechseln mussten und deshalb erst später starten konnten, bekamen sie in München keine Landeerlaubnis mehr und mussten in Stuttgart landen, von wo es nachts über Land nach München ging. Als sie am Spieltag selbst von der Absage der Partie erfuhren, versuchten sie, noch am selben Abend einen Rückflug zu bekommen, was aber nicht mehr gelang. Stattdessen legten sie Dienstagabend noch eine Trainingseinheit in München ein - und kehrten am Mittwoch nach Finnland zurück.

Auch die Deutsche Eishockey Liga (DEL) ist ob der erneut zahlreichen Spielausfälle beunruhigt. Am Neujahrstag hatte die Liga sogenannte "Booster-Days" ausgerufen. Klubs können seitdem in beidseitigem Einverständnis Spiele verlegen, um Booster-Impfungen zu ermöglichen und den Spielern genügend Zeit zu geben, um sich nach der Impfung zu erholen. Laut DEL waren zu Jahresbeginn sieben der 15 Teams komplett geboostert. Auf Spieler und Trainer kommen erneut unsichere Zeiten zu. Was die kurzfristigen Spielabsagen mit einer Mannschaft machen, verdeutlichte dieser Tage Tom Pokel, Trainer der Straubing Tigers, die am Freitag in München hätten antreten sollen. In den vergangenen zwei Monaten sei "sehr viel mentales Kapital verbrannt worden", betonte er. "Wir müssen schauen, dass die Spieler hochfahren, aber dann gibt es wieder eine Spielverschiebung." Die Münchner dürften dennoch froh sein, wenn sie zeitnah überhaupt wieder spielen können.

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