Duell in der Formel 1:Warum Rosberg jetzt besser ist als Hamilton

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Nico Rosberg und Lewis Hamilton feiern den Mercedes-Doppel-Sieg beim Großen Preis von Österreich. (Foto: REUTERS)
  • Durch seinen Sieg in Österreich erhöht Nico Rosberg den Druck auf den WM-Führenden Lewis Hamilton.
  • Die überlegenen Silberpfeile machen den Titel wohl im internen Duell aus. Der bessere Fahrer wird wohl der Sieger sein.
  • Rosbergs zunehmend souveräne Fahrleistungen werden von verbalen Sticheleien gegen Hamilton begleitet.

Von Elmar Brümmer

Fünf Doppelerfolge in acht Formel-1-Rennen, da darf eine gewisse Routine angenommen werden. Trotzdem ist Torger Christian Wolff unmittelbar nach jedem Grand Prix mehr ein leidender denn ein leitender Mercedes-Angestellter. Für den Teamchef, im Fahrerlager "Toto" gerufen, ist jedes Rennen nicht 300, sondern 600 Kilometer lang. Wenn Nico Rosberg und Lewis Hamilton gegeneinander fahren, dann fährt Wolff bei jedem der beiden Titelkandidaten mit - er muss daraus ein funktionierendes Miteinander machen.

Der dritte Sieg Rosbergs innerhalb von vier Rennen spitzt die Situation weiter zu. Die silbernen Autos sind so konstant überlegen, dass tatsächlich die Qualitäten der Fahrer den Ausschlag geben dürften. Psychologische Kampfführung gehört in solchen Momenten dazu. Anders ist der Dank des nicht für ausgeprägte Ironie bekannten Deutschen an Hamilton kaum zu deuten: "Es freut mich, dass Lewis mir mal einen schönen Sonntag gegönnt hat . . ."

Leichtes Rennen für Rosberg

Die Angelegenheit war nach dem Start praktisch erledigt. Hamilton war auf der Pole-Position von der Verzögerung des Gaspedals überrascht worden. Ein paar Millimeter mehr Spiel, Millisekunden, bis die Kraftübertragung richtig einsetzt, die Drehzahl stimmt nicht mehr, die Räder drehen kurz zu stark durch - schon ist das Rennen verloren. Hamiltons wütende Attacken in den ersten drei Kurven änderten nichts mehr daran, nach der Safety-Car-Phase zog Rosberg davon.

Und setzt nachträglich noch eins drauf gegen den leicht demoralisiert wirkenden Champion: "Nach dem Start war die Arbeit fast schon erledigt. Es war einer der einfachsten Siege meiner Karriere." Star oder Statist, so hart definiert sich derzeit der Unterschied zwischen dem Ersten und Zweiten bei Mercedes. Die Rollen können zweiwöchentlich wechseln, vielleicht noch elf Rennen lang, bis Ende November.

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Von Elmar Brümmer, Spielberg

Rosberg schraubt an der Kupplung

Hamilton wirkt grundsätzlich souverän, Rosberg fährt immer souveräner. Dabei dreht sich derzeit das Bild des Vorjahres um. Bei der ersten Auflage des Titelrennens war der Deutsche in der Qualifikation oft schneller, jetzt schiebt sich Hamilton meistens auf die Pole Position. Dafür nützt Rosberg im Rennen sein analytisches Talent besser. Die Umstellung der Kupplung beim fünften Rennen des Jahres hat die Erfolgsserie des Deutschen entscheidend forciert.

In Barcelona fand er zusammen mit seinen Ingenieuren die den richtigen Druckpunkt: "Meine Starts werden besser und besser. Der Schlüssel ist die Kalibrierung der Kupplung. Wenn die passt, muss ich nur noch das Pedal in die richtige Stellung bringen und schnell reagieren."

Wolff glaubt: "Für einen Rennstall ist es ungemein positiv, wenn sich die beiden Fahrer gegenseitig so sehr antreiben. Dadurch wird automatisch die Messlatte höher gelegt, das macht ein Team besser und stärker." Gegen eine Eskalation wie im Vorjahr soll ein Papier mit Benimmregeln für die Strecke wirken. Wolff findet: "Das Duell zwischen Nico und Lewis ist zwar sehr intensiv, aber es ist fast etwas zivilisierter als in der letzten Saison."

© SZ vom 23.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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