DTM:Das nahe Ende einer Karnevals-Rennserie

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Auch der Ausflug der DTM ins ausland, etwa nach Moskau (im Bild), hat nicht den erhofften Schwung gebracht. (Foto: dpa)

Der angekündigte Rückzug von Mercedes erschüttert die DTM. Die Konkurrenten Audi und BMW klingen so, als würden sie gerne folgen. Es stellt sich die Frage, ob ein geregelter Fahrbetrieb noch möglich ist.

Kommentar von Philipp Schneider

Performance-Gewichte. Schon mal gehört? Die Sinnhaftigkeit der Kombination dieser Worte erschließt sich nicht unmittelbar. Zumal der Ausdruck nicht aus der Disziplin Apnoe-Tauchen stammt, in der sich Gewichte vorteilhaft auf die Performance auswirken. Sondern aus dem Rennsport, wo Gewichte bremsen. Dort gibt es den Ausdruck aber trotzdem. Auch wenn er einem Oxymoron entspricht, also einer rhetorischen Figur mit zwei sich eigentlich widersprechenden Begriffen. Wie alter Knabe. Oder die Nacht der lebenden Toten. Und damit zur DTM.

Es ist nicht irgendwer, der nun überraschend den Saal verlässt, Mercedes ist der Rekordmeister der Rennserie. In 26 Jahren Tourenwagen-Meisterschaft haben sie zehnmal die Fahrer- und 13-mal die Teamwertung gewonnen; das alles ergab sich aus 183 Rennsiegen, 128 Pole Positions und 540 Podestplätzen. Dass die Stuttgarter BMW und Audi alleine lassen, ist nicht vergleichbar mit einer Fußball-Bundesliga, aus der sich der FC Bayern und Borussia Dortmund verabschieden. Die Lage ist bedrohlicher. Es stellt sich die Frage, ob ein geregelter Fahrbetrieb überhaupt noch möglich sein wird.

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Sicher, die DTM ist halbwegs klargekommen, als Mercedes und Audi noch alleine kreisten, bevor sich BMW dazu entschied, ab 2012 wieder mitzufahren. Und doch könnte Mercedes der Kapitän sein, der das sinkende Schiff als erster verlässt. Die Hinterbliebenen äußerten sich so wenig bekennend, dass es klang, als würden sie gerne hinterherhechten.

Die Stimmung war eigentlich ganz gut in der DTM nach dem Engagement von Gerhard Berger als neuem Chef zu Beginn der Saison. Der ehemalige Formel-1-Pilot hatte ein paar Ideen, um den Zuschauerschwund zu beenden. Er verbot den Boxenfunk während der Rennen und die Heizmatten für die Reifen, was der Spannung zugute kam. Und doch blieben die alten Probleme in diesem Wettbewerb mit Kohlefaser-Prototypen, die hübsche Kostümchen übergezogen bekommen, damit sie aus Marketing-Gründen zumindest ein bisschen so aussehen wie Tourenwagen. Mehr Karneval als Rennsport, sagen manche.

Auch weil sie ja in der DTM tatsächlich Gewichte in die Autos packen, um die schnelleren Autos langsamer zu machen. Und die langsameren schneller im Vergleich. In der DTM soll es nur Gewinner geben, damit jeder Hersteller sein Gesicht auch dann wahren kann, wenn er mal hinten dran ist mit Technik und Entwicklung. Die Zuschauer wollen einen derart sozialistischen Rennsport offenbar immer weniger sehen, auch die Flucht des Spektakels ins Ausland (vier von neun Renn-Wochenenden finden außerhalb von Deutschland statt) hat nicht geholfen. Und der Fernsehvertrag mit der ARD läuft aus.

Die Umorientierung zur Elektromobilität ist keine schlechte Idee von Mercedes, zumal der Hersteller seinen Startplatz in der Formel E auch noch geschenkt bekommen hat. Das neue Engagement im Kostümchen der ökologischen Nachhaltigkeit kostet nur einen Teil des DTM-Aufwandes - und sorgt in Zeiten von Manipulations- und Kartellvorwürfen für ein bisschen Ablenkung.

Weniger ist mehr, könnten sie sich nach dem Abschied eines Drittels der Hersteller bei der DTM nun zum Trost denken. Aber das wäre ein Oxymoron.

© SZ vom 26.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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