Dritte Liga:Wenig Koffein

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Kämpfen ums Weiterspielen: Die bayerischen Klubs FC Ingolstadt mit Caniggia Elva (links) und SpVgg Unterhaching mit Sascha Bigalke. (Foto: Christian Kaspar-Bartke/Getty)

Die beiden ehemaligen Erstligisten Unterhaching und Ingolstadt bieten ein mäßig interessantes Derby. Die SpVgg ist dennoch zufrieden - sie bleibt durch das 0:0 Tabellenführer.

Von Johannes Kirchmeier

Als dann der bärtige Stephan Hain an der Seitenlinie stand am Montagabend, da hatten die Fans die Hoffnung, dass doch noch einmal Torgefahr aufkommen sollte im Stadion des FC Ingolstadt 04. Zumindest die Anhänger auf der Nordtribüne, die der Gäste der SpVgg Unterhaching. Fast eine Stunde lang wohnten sie ja einem in Bayern so genannten "Kracherlspui" bei, das sich dadurch auszeichnet, dass es wenig bis gar keine spielerischen Glanzmomente bietet. Seinen Namen hat es vom Kracherl, der Limonade, die wiederum nicht allzu beliebt ist in bayerischen Wirtshäusern.

Und, nun ja, der gebürtige Zwieseler Hain gilt eher als Spezi unter den Fußballern - auf den ersten Blick bodenständig, aber mit einem ordentlichen Koffeinanteil: Er erzielte in den vergangenen beiden Drittliga-Spielzeiten insgesamt 31 Tore. Nun also wechselte ihn sein Trainer Claus Schromm noch mal für eine gute halbe Stunde ein. Der Niederbayer Hain sollte die oberbayerische Drittliga-Partie beleben, die als Topspiel des zehnten Spieltags angesetzt war. Am Montag unter einem Flutlicht, das bis vor etwas mehr als zwei Jahren Erstliga-Spieler anstrahlte.

Als Hains Sturmkollege Dominik Stroh-Engel das Spiel später analysierte, sprach er von einem "typischen Nullnull, total umkämpft", trotzdem war er zufrieden. Hain hatte in der 88. Spielminute tatsächlich noch eine gute Chance gehabt, doch er setzte den Ball nach einer Ecke per Kopf knapp am zweiten Pfosten vorbei. Schromm meinte in Richtung der Ingolstädter trotzdem: "Eines Tages können wir mit dem Punkt ein bisschen besser leben als ihr." Sein Team bleibt ja Erster, und die Ingolstädter bleiben im fünften Ligaspiel in Serie ohne Sieg. "Es ist eine Leistung, auf die wir aufbauen können", sagte Ingolstadts Coach Jeff Saibene dennoch. "Ich hoffe, dass das ein Schritt in die richtige Richtung war." Bald wolle er wieder einen Sieg feiern, am besten schon am Samstag in Großaspach.

Außer der Historie der beiden Vereine war am Montag zunächst wenig erstligareif: Beide Teams reihten Fehlpass an Fehlpass und waren dem hohen Druck der anderen Mannschaft im eigenen Ballbesitz nicht gewachsen. "Für uns war es das erste Mal hier im Sportpark, sonst hatten wir am Nebenplatz gespielt", sagte Schromm. Und diesen Respekt vor etwas Neuem sah man seinen Spielern auch an. Torgefahr entwickelte sich auf beiden Seiten nur nach Eckbällen. Nach einer Ecke des aus der zweiten Mannschaft neu ins Ingolstädter Team gerückten Linksverteidigers Gordon Büch verlängerte der Angreifer Stefan Kutschke den Ball auf den zweiten Pfosten, wo Dennis Eckert den Ball jedoch mit dem Kopf übers Tor setzte (20.). Direkt im Gegenzug, und ebenfalls per Ecke, wurde es im anderen Strafraum gefährlich: Büch klärte nun auf der Linie. Er war oft genau da auf dem Platz, wo es gefährlich wurde, und bekam ein Sonderlob von Saibene: "Es gibt keinen Grund, ihn in der kommenden Woche herauszunehmen."

Ansonsten war der durchweg schreiende Schromm der aktivste Mann auf dem Rasen. Immer wieder trieb er seine Spieler nach vorne mit lauten "Hey"- und "Ja"-Rufen. Nur reagierten die darauf kaum. Statt wuchtigem Ballbesitzfußball ließ sich der Tabellenführer zurückdrängen beim Zweitliga-Absteiger. Erst nach der Halbzeitpause sollten die Hachinger ihre nächste Torchance erhalten: Stroh-Engel, der kürzlich seinen zweijährigen Torbann durchbrochen hatte, setzte eine flache Hereingabe übers Tor (46.). Kurz darauf schoss FCI-Rechtsaußen Caniggia Elva nach einem Solo auf der rechten Seite Hachings Torwart Nico Mantl an. "Wir hatten unglaublich viel zu verteidigen, es war ein unglaublicher Fight für uns - ein bisserl ungewohnt für Hachinger Verhältnisse", sagte Schromm.

Allzu gefährliche Szenen besichtigte er dann aber auch nicht, bis Hain wenige Meter vor dem Tor scheiterte. Und auf der anderen Seite Kutschke noch eine Büch-Freistoßflanke gefährlich aufs Tor köpfte, aber an Mantl scheiterte (90.+3). So war es am Ende zumindest kein reines Kracherlspui mehr, das die beiden Aufstiegsaspiranten lieferten.

© SZ vom 01.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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