Dritte Liga:Mal was anderes

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Die Offensive der Würzburger Kickers wirkt belebt - weil der Trainer Michael Schiele die Defensive gestärkt hat. Und so ging es nach dem andauernden Vertragszwist um den früheren Trainer Hollerbach tatsächlich wieder um Fußball in Würzburg.

Von Sebastian Leisgang

Daniel Sauer ist noch nicht allzu lange im Geschäft, aber lange genug, um diese zwei Dinge begriffen zu haben: erstens, dass er den Journalisten als Vorstandsvorsitzender der Würzburger Kickers nicht von einer ersten oder zweiten Welle erzählen muss. Auch er hat inzwischen verinnerlicht, dass sich diese Wellen, wie Sauer sie aus seiner Vergangenheit im Handball kennt, im Fußballjargon Konter nennen. Und er weiß, zweitens, dass es manchmal besser ist, den Journalisten gar nichts zu erzählen. Weder von ersten und zweiten Wellen noch von Kontern. Und vor allem nicht von Bernd Hollerbach.

Diese Gefahr hätte ja am Samstagnachmittag nach diesem 1:0 in der dritten Liga gegen den 1. FC Magdeburg bestanden: dass er, Sauer, versehentlich eine jener Fragen beantwortet, die er unter der Woche mit klugen Laufwegen noch gekonnt umgangen hatte. Er ließ sich in den Katakomben des Stadions am Dallenberg aber einfach nicht blicken - sonst ist er dort immer nach den Spielen anzutreffen. So ging es nach dem andauernden Vertragszwist um den früheren Trainer Hollerbach tatsächlich wieder um Fußball in Würzburg.

Zwar hatten die Kickers in ihrem Spieltagsmagazin noch einmal bekundet, in der Causa Hollerbach "juristisch und moralisch" im Recht zu sein, und sich gar köstlich darüber ausgelassen, dass sie den Hamburger SV für ein Benefizspiel gewonnen haben, um die Einnahmen dann an eine soziale Einrichtung auf St. Pauli, im Stadtviertel des HSV-Rivalen, abzugeben; nach dem Spiel gegen Magdeburg kreisten die Fragen aber eher um das System, um Kompaktheit und um Konter. Besonders diese erstaunliche Errungenschaft von Trainer Michael Schiele war Thema: dass er der Offensive neues Leben eingehaucht, indem er die Defensive gestärkt hatte.

Bei den ersten beiden Partien in diesem Jahr, dem 1:0 bei Werder Bremen II und dem 0:1 bei Preußen Münster, hatten die Kickers ja erfahren, wie schwer es ist, gegen einen tief stehenden Gegner Lösungen zu finden. Mit dem wuchtigen Marco Königs an der Seite des nicht minder wuchtigen Orhan Ademi war das Spiel der Kickers zuletzt zu statisch. Es mangelte an Ideen und Tiefgang, die Auftritte waren zäh. Schiele musste gegen Magdeburg deshalb eine Gratwanderung meistern: die Offensive auffrischen, ohne bei dieser anspruchsvollen Aufgabe gegen den Tabellenzweiten die Defensive zu vernachlässigen. Er stellte Jannis Nikolaou in Emanuel Taffertshofer einen zweiten defensiven Mittelfeldspieler zur Seite - und brachte damit die Offensive in Schwung, da immer wieder ein anderer in die Spitze stoßen konnte, um Ademi zu unterstützen.

"Die Gegner hatten uns ein bisschen durchschaut."

"Wir müssen flexibler werden", sagte Schiele nach dem Spiel, obwohl seine Mannschaft soeben ihre Flexibilität nachgewiesen hatte. Auch er selbst steht nicht mit Scheuklappen vor der Taktiktafel, sondern passt System und Spielidee an den Gegner und die Verfassung des eigenen Teams an. "Die Gegner", sagte Schiele, "hatten uns ein bisschen durchschaut, jetzt haben wir wieder was anderes gemacht." Und damit den achten Sieg in den vergangenen neun Partien eingefahren.

Relegationsplatz drei liegt aber noch immer neun Punkte entfernt. Mit forschen Tönen hält sich Schiele deshalb zurück, er sagt: "Wir haben gesagt, wir warten bis Ende Februar." Erst wenn sich abzeichne, "was noch möglich ist", werde man unter Umständen eine andere Sprachregelung pflegen. Auch seine Spieler blieben betont bescheiden. Nur Angreifer Dominic Baumann meinte, der Sieg gegen den Tabellenzweiten Magdeburg habe gezeigt, "dass wir jeden schlagen können".

Als nächstes wartet der Vierte. "Jetzt muss Rostock schon überlegen, was wir machen", sagte Schiele mit Blick auf den nächsten Auswärtsauftrag am Samstag. Er lächelte.

© SZ vom 06.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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