1860 München:Dritte Liga in ihrer schlimmsten Form

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Sechzig-Spieler Richard Neudecker in einem der vielen Zweikämpfe gegen Meppen. (Foto: Ulrich Gamel/kolbert-press/imago)

Die Löwen kommen gegen den defensivstarken SV Meppen nicht über ein 1:1 hinaus und werden mit den Härten eines ausgerufenen Aufstiegskampfs konfrontiert.

Von Markus Schäflein

TSV 1860 München gegen SV Meppen, da war doch mal was: Im Jahre 1994 stiegen die Löwen mit einem 1:0 im Emsland in die Bundesliga auf. Torschütze war der Poet Peter Pacult, der unlängst als Trainer von Austria Klagenfurt philosophierte: Wer alkoholfreies Bier trinke, male vermutlich auch gerne Malbücher aus. Der große Triumph der Sechziger ist so aus der Zeit gefallen wie dieser Spruch, die Realität bei Duellen von 1860 gegen Meppen heißt: dritte Liga. Und zwar, wie am Samstag im Grünwalder Stadion zu besichtigen, in ihrer schlimmsten Form. Die Gäste waren, wie man in Fußballkreisen so schön sagt und es positiv meint, eklig. Den Gastgebern blieb im selbst ausgerufenen Aufstiegskampf nur ein Punkt (1:1). "Es war im Vorhinein klar: Aufstiegskampf ist das härteste, das du spielen kannst", resümierte 1860-Trainer Michael Köllner, "denn jeder Punkt, den du verlierst, trifft dich im ersten Moment richtig hart."

Es war Rechtsverteidiger Yannick Deichmann, in der vergangenen Saison mit dem VfB Lübeck noch abgestiegen, der an eine altbekannte Weisheit erinnerte: "Wir müssen schauen, dass wir ruhig bleiben und in einer Struktur spielen. Es bringt jetzt gar nichts, auf die Tabelle zu schauen." Das mag eine Floskel sein, in der dritten Liga jedoch stimmt sie, denn dort wird das enge Tableau traditionell nach der Winterpause noch mal richtig durchgerüttelt. Auf Platz zwei steht derzeit zum Beispiel der couragierte Aufsteiger Viktoria Berlin mit 14 Zählern, der dort nach menschlichem Ermessen nicht bleiben wird. Die Löwen befinden sich auf Rang elf mit zehn Punkten. Köllner fügte an: "Die Ergebnisse gehen kreuz und quer, wenn man sich die Tabelle anschaut."

Es war also eher nicht das Resultat, über das sich die Münchner grämen müssten. Ihre Spielweise hingegen schon. Die ersten 15 Minuten lang drückten sie vor den diesmal erlaubten 6274, angeblich in einem Schachbrettmuster angeordneten, Zuschauern noch erwartungsgemäß wuchtig aufs Gästetor. Meppens Trainer Rico Schmitt war zu Recht beeindruckt: "Was da an Offensivpower auf uns zugekommen ist - wir konnten uns kaum befreien, Eckball, Eckball, Freistoß." Ein Tor für die Löwen fiel jedoch nicht, stattdessen ging in der 18. Minute der SVM in Führung. "Da müssen wir schon den ersten Pass besser verteidigen", sagte Köllner. Dennis Dressel hatte sich für ein Anspiel in den Sechzehnmeterraum entschieden - Ballverlust, Konter, Lupfer von Rene Guder über den zögerlichen 1860-Keeper Marco Hiller, der am Ende selbstredend auch eine Mitschuld trug. "Entweder du bleibst im Tor oder du gehst raus, das sind immer diese einfachen Grundsätze", sagte Köllner.

Zu zögerlich beim Gegentor: 1860-Torwart Marco Hiller. (Foto: Ulrich Gamel/kolbert-press/imago)

"In der zweiten Halbzeit waren wir eine Minute lang richtig gut", lobt Köllner

Einfach fiel dann nach zähem Ringen auch das verdiente 1:1: Ecke Richard Neudecker, Kopfball Marcel Bär am nahen Pfosten (40.). Die "Herkulesaufgabe" (Köllner) eines Rückstands gegen die sonst konsequent verteidigenden Meppener war erst einmal gelöst. Und kurz nach Pause wäre es den Löwen fast gelungen, das Spiel komplett zu drehen - Sascha Mölders traf auf Zuspiel von Deichmann die Unterkante der Querlatte (46.). "In der zweiten Halbzeit waren wir eine Minute lang richtig gut", lobte Köllner. Das Blöde war nur: "Dann hat unser Spiel an Qualität verloren, das muss man ganz ehrlich sagen." Eigene Chancen gab es kaum noch zu verzeichnen, immer wieder durften die Meppener kontern, was sie lange mittelmäßig taten, in der Schlussphase musste Hiller aber gegen Lukas Krüger (88.) und Steffen Puttkamer (90.) wenigstens noch den einen Zähler retten.

Die nächsten Aufgaben stehen für Sechzig schon an, am Mittwoch im Toto-Pokal-Achtelfinale beim starken Regionalligisten Wacker Burghausen, zu dem Köllner im Gegensatz zu den ersten beiden Runden gegen unterklassige Gegner "nicht mit der zweiten Garnitur" reisen will, und dann das Auswärtsspiel beim Halleschen FC am Sonntag. "Diesen Spagat müssen wir hinkriegen", sagte Köllner - wie es eben so ist bei einem Aufstiegskandidaten.

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