Dressur-Reiten:Klage wegen Cosmo

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Fragen zur Transparenz gegenüber dem Verband FN: Sönke Rothenberger auf Cosmo. (Foto: Stefan Lafrentz/picture alliance/dpa)
  • Um das bekannte Dressurpfernd Cosmo gibt es kurz vor der EM einen Rechtsstreit.
  • Es geht um einen möglichen Wertverlust des Tieres durch ärztliche Behandlungen.

Von Gabriele Pochhammer

Wenige Tage bevor die deutschen Dressurpferde nach Rotterdam zur Europameisterschaft verladen werden, steht einer der EM-Favoriten, Cosmo von Sönke Rothenberger, im Zentrum eines Gerichtsstreits. Wegen einer angeblichen Fehlbehandlung haben Cosmos Besitzer, Rothenbergers Eltern Gonnelien und Sven sowie Mitbesitzer Ralph-Uwe Westhoff das Tierärztliche Kompetenzzentum Karthaus in Dülmen verklagt.

Cosmo soll mit unterschiedlichen Wirkstoffen behandelt worden sein, die in Kombination zu Nierenversagen führen können. Dadurch sei Cosmos Wert gemindert, auch der Versicherung gegenüber. Das Landgericht in Frankfurt am Main setzte den Streitwert auf acht Millionen Euro fest. Darüber berichtete die US-Website dressage-news.com. Das Portal beruft sich auf eine nicht genannte Quelle und spricht von 80 Behandlungen des Mannschaftsweltmeisters und Olympiasiegers seit Beginn von Cosmos Grand Prix-Karriere.

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Sönke Rothenberger weist dies energisch zurück. "Das entspricht überhaupt nicht der Wahrheit, nicht einmal zehn Prozent davon stehen im Behandlungsbuch, tierärztlich unterzeichnet und abgestempelt. Der Journalist hat im übrigen nicht einmal mit mir gesprochen, obwohl wir uns kennen und er meine Nummer hat."

Er schildert den Vorgang so: "Im Januar 2018 wurde Cosmo mit dem Knochenaufbaupräparat Tildren behandelt, wenige Stunden später hatte er hohes Fieber. Wir haben dann Blut gezogen und konnten sehen, dass etwas mit den Nierenwerten von Cosmo nicht stimmte." Nach dem Vorfall habe Familie Rothenberger versucht, Kontakt mit der Tierärztin Ingrid H. aus Dülmen aufzunehmen, dies misslang. "Sie hat uns gedroht, an die Öffentlichkeit zu gehen, wenn wir die Klage nicht zurückziehen."

Tildren wird nicht in Deutschland vertrieben, sondern muss aus dem EU-Ausland besorgt werden. Es ist keine Dopingsubstanz, sondern "Verbotene Medikation", eine Unterscheidung, die es nur im Pferdesport gibt. Ein Pferd darf nicht im Wettkampf, sondern nur in einer Turnierpause damit behandelt werden. Wie bei allen Kaderpferden muss jede Behandlung im Stallbuch vermerkt und mit dem Mannschaftstierarzt abgesprochen sein.

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Sönke Rothenberger lässt keinen Zweifel daran, dass er sein Pferd für fit und einsatzbereit hält. Die Familie erwägt sogar, als Antwort auf alle Spekulationen Röntgenbilder von Cosmo zu veröffentlichen. "Cosmo wurde in den letzten Jahren 16 Mal beim Wettkampf oder im Training von der Nada (Nationale Anti Doping Agentur) getestet. Niemals wurde irgendetwas nachgewiesen." Beim CHIO Aachen gewann Cosmo Grand Prix und Grand Prix Special jeweils mit persönlichen Bestnoten.

Da zu dem Zeitpunkt bereits Hintergründe der Zivilklage die Runde machten, in denen unter anderem von nicht dokumentierten Behandlungen die Rede war, wurde Rothenberger in Aachen vor den dreiköpfigen Exekutivausschuss der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) gebeten. "Ich habe dort anhand des Behandlungsbuchs und mit Rechnungen aufzeigen können, wann Cosmo behandelt wurde." Allerdings habe es Fragen in Bezug auf die Transparenz gegenüber dem Verband gegeben, so FN-Sportchef Dennis Peiler, und Rothenberger musste sich schriftlich verpflichten, bestimmte Auflagen zu akzeptieren. Eine davon ist ein Training einmal im Monat mit den Bundestrainern. Über weitere Details schweigen sich die FN und Rothenberger aus.

Auf die EM-Nominierung von Rothenberger und Cosmo habe das Verfahren keinen Einfluss, sagt Peiler. "Wir nehmen nur Pferde mit, von denen wir zum Nominierungszeitpunkt davon überzeugt sind, dass sie gesundheitlich in der Lage sind, das Championat erfolgreich zu bestreiten. Die FN ist nicht an dem Gerichtsverfahren zwischen der Familie Rothenberger und der Tierklinik beteiligt." Das Verfahren spiele deshalb bei der Nominierung keine Rolle.

© SZ vom 01.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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