Dortmund gegen Augsburg:La Ola aus Protest

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Leere Ränge: Vor ungewohnt wenigen Menschen mussten die Spieler des BVB und des FC Augsburg aufs Feld laufen. (Foto: Martin Meissner/AP)
  • Das Montagabendspiel zwischen Borussia Dortmund und dem FC Augsburg endet 1:1.
  • Aus Protest gegen den Termin der Ansetzung bleiben viele Zuschauer zu Hause.
  • Hier geht es zur Tabelle der Fußball-Bundesliga.

Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Am Montagabend hatten in Dortmund 54.300 Menschen nichts Besseres zu tun, als bei fünf Grad unter Null zuzuschauen, wie 22 Männer um einen Ball kämpfen. Man kann das natürlich auch im offiziellen Fußball-Jargon formulieren: Borussia Dortmund musste sich gegen den FC Augsburg vor ansprechender Kulisse mit einem 1:1 (1:0)-Unentschieden begnügen, befindet sich in der Bundesliga als Zweiter aber weiterhin auf Champions-League-Kurs. Die Augsburger haben derweil noch zehn Spiele, um acht Punkte fürs Minimalziel Klassenerhalt einzusammeln. Entsprechend zufrieden wirkten sie nach diesem Remis.

Die Kälte war beißend, das Spiel technisch frostig. Dass ins größte deutsche Stadion statt der sonst üblichen 81 360 deutlich weniger Zuschauer kamen, lag aber eher nicht an den Temperaturen, sondern daran, dass die meisten der 27 060 absenten Stammkunden ihr Missfallen darüber ausdrücken wollten, dass neuerdings auch montagabends erstklassiger Fußball gespielt wird. "Für fangerechte Anstoßzeiten", stand als Forderung auf einem Banner. Die Protestaktion beschränkte sich aber glücklicherweise nur auf die Zuschauer, beide Mannschaften waren vollzählig anwesend.

Eine halbwegs respektable Kulisse

Dortmunder Fans sehen die Welt meist schwarz-gelb, manchmal schwarz-weiß. Sie verteufeln, was irgendwie neu ist, zum Beispiel RB Leipzig oder Montagsspiele. Hätte der Spielplan ergeben, dass beides zusammenkommt, wären bestimmt noch weniger Zuschauer gekommen. So aber bekam die hoffnungsvolle BVB-Offensivreihe mit Marco Reus, Mario Götze und André Schürrle doch noch eine halbwegs respektable Kulisse, während wenige Hundert mitgereiste Fans aus Augsburg zusahen, wie sich ihre Mannschaft ohne den gesperrten Kapitän Daniel Baier, ohne den verletzten Stürmer Alfred Finnbogason und ohne den Abwehrchef Jeffrey Gouweleeuw behauptete.

Es dauerte in einem anfangs ausgeglichenen Spiel gleichwohl nur eine Viertelstunde, ehe Reus die Dortmunder in Führung brachte, weil Augsburgs Innenverteidiger Martin Hinteregger sich zwar mutig und entschlossen in eine Schürrle-Hereingabe geschmissen hatte, den Ball Reus mit dieser Aktion unglücklicherweise aber geradewegs vorlegte.

Für Reus war es das zweite Bundesliga-Tor nacheinander, nachdem er beim Sieg in Mönchengladbach ja schon das goldene Tor beigesteuert hatte. Wie auch dort waren diesmal an der Einleitung mit Reus, Götze und Schürrle wieder alle drei Offensiven beteiligt. Der etwas isoliert wirkende Mittelstürmer Michy Batshuayi hält sich ja höflich ein bisschen zurück, seit die Drei gemeinsam um ihre WM-Chancen spielen.

Augsburg beeindruckte wie üblich durch Positions- und Bewegungstreue. Die um Ballbesitz bemühten Dortmunder fanden eher selten in den Strafraum und wurden nach Ballverlusten immer wieder von der Augsburger Schnelligkeit überrascht. Die BVB-Fans nutzten die Phase der beruhigenden Führung, um sich seltsamerweise mit der Einleitung von La Olas ein bisschen lustig zu machen über jene, denen sie das Montagsspiel anlasten. Normalerweise fängt in Dortmund nie jemand eine La Ola an.

Mit einem Freistoß als bester Chance verabschiedeten sich die Augsburger in die Pause. Jonathan Schmid prüfte, wie schnell der Torwart Roman Bürki bei diesem Wetter zu Boden springen kann. Und Bürki konnte. Das wollten die Gäste in der zweiten Halbzeit noch häufiger überprüfen. Michael Gregoritsch und Caiuby waren sehr aktiv, konnten den Ball gegen die aggressiv verteidigenden Dortmunder aber nie lange behaupten. Bessere Gelegenheiten ergaben sich über die Flügel wie in jener 55. Minute, als Philipp Max von Links mit einer Flanke im Zentrum jenen Jonathan Schmid fand, dessen Kopfball aber knapp am rechten Pfosten vorbeiging.

Mit Mahmoud Dahoud für Gonzalo Castro nach einer Stunde versuchte BVB-Trainer Peter Stöger mehr offensive Geradlinigkeit ins maue Dortmunder Spiel zu bringen. Erst nach 68 Minuten fabrizierte Schürrle auf Reus-Vorlage mal wieder eine sehenswerte BVB-Aktion, ansonsten erwärmten die Gastgeber ihr frierendes Publikum zumindest fußballerisch wahrlich nicht.

So war der Augsburger Ausgleich zum 1:1 in der 73. Minute längst und höchst verdient. Während eine Ecke hereinflog, lief der aufgerückte Abwehrspieler Kevin Danso seinem Bewacher Sokratis davon und überwand Bürki im zweiten Versuch mit dem Rebound aus kürzester Distanz.

Während der FCA sogar ein bisschen einem verpassten Sieg nachtrauern musste, konnte Dortmund mit dem Auftritt zwar wieder nicht zufrieden sein, tröstete sich aber damit, auch im neunten Ligaspiel unter Stöger unbesiegt geblieben zu sein.

© SZ vom 27.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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