Doping:Rodschenkow: Ausgetauschte Urinprobe bei russischem Nationalspieler

Russland taucht immer wieder mit Dopingproblemen auf (Archivbild) (Foto: dpa)
  • Der frühere Leiter des Moskauer Doping-Kontrolllabors belastet den russischen Fußball.
  • Es soll eine Urinprobe des Nationalspielers Ruslan Kambolow ausgetauscht worden sein. Die Fifa hatte in dem Fall ermittelt, den Spieler aber mangels Beweisen freigesprochen.
  • Mitte Mai wurde Kambolow aus dem WM-Kader gestrichen, der russische Verband gab eine Verletzung am Wadenmuskel als Grund an.

Kronzeuge Grigori Rodschenkow, der frühere Leiter des Moskauer Doping-Kontrolllabors, hat den russischen Fußball im Fall des Nationalspielers Ruslan Kambolow schwer belastet. "Kambolows Urin ist definitiv ausgetauscht worden", sagte der in die USA geflüchtete Rodschenkow am Montag laut Deutschlandfunk, der sich auf Recherchen der ARD-Dopingredaktion bezieht.

"In einer Sitzung am 10. Juni 2015 wurden Proben dem Urinaustausch unterzogen, wie ich das in meinem Tagebuch geschrieben habe. Kambolow wurde als Dopingfall eingestuft. Die Fifa weiß das", sagte Rodschenkow. Seine Tagebuch-Einträge liegen der ARD-Dopingredaktion in Auszügen vor. Am 10. Juni 2015 hatte er darin notiert, ein Mitarbeiter des russischen Geheimdienstes FSB sei mit "Zauberkünstlern" ins Labor gekommen.

Tatsächlich hatte der Weltverband in diesem Fall ermittelt, sprach den Nationalspieler aber aus Mangel an Beweisen frei. Gastgeber Russland strich Kambolow Mitte Mai aus seinem Kader für die WM. Der Verband gab eine Verletzung am Wadenmuskel als Grund an. Ein Fifa-Sprecher erklärte am Montag zu den neuen Vorwürfen, gemäß der Regularien äußere sich der Verband bei individuellen Fällen nicht zu potenziellen Anti-Doping-Angelegenheiten.

Bei einer Razzia der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) Ende 2014 im Moskauer Labor waren auch Proben russischer Fußballer aus dem WM-Kader beschlagnahmt worden. "Wir können Ihnen versichern, dass die Nachtests gemäß Empfehlungen der Wada erfolgten", hieß es von der Fifa auf ARD-Nachfrage. ARD-Doping-Reporter Hajo Seppelt hatte nach massiven Warnungen deutscher Sicherheitsbehörden auf seine geplante Reise zur Fußball-WM in Russland verzichtet. Er trug zuvor wesentlich zur Aufklärung des systematischen Sportbetrugs in Russland bei.

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