Die Elf des Spieltags:Ganz Dortmund nickt

Lukasz Piszczek feiert mit dem Meister eine doppelte Wiederauferstehung, über Bayern-Präsident Uli Hoeneß kann man diesmal wirklich nicht schmunzeln, Schalkes Trainer ist nicht mehr jung und Leverkusens Danny da Costa hat erkannt, dass sein französischer Gegenspieler kein Schlechter war.

Die Elf des Spieltags

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Uli Hoeneß

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(Foto: dpa)

Lukasz Piszczek feiert mit dem Meister eine doppelte Wiederauferstehung, über Uli Hoeneß kann man diesmal wirklich nicht schmunzeln, Schalkes Trainer ist nicht mehr jung und Leverkusens Danny da Costa hat erkannt, dass sein Gegenspieler kein Schlechter war. Die Elf des Spieltags Texte: Thomas Hummel und Carsten Eberts Uli Hoeneß Der Präsident des FC Bayern München ist ein mächtiger Mann des Bundesliga-Betriebs und hat wieder einmal mit einer Wutrede für Furore gesorgt. Diesmal hat sich Uli Hoeneß einen mächtigen Gegner ausgesucht, die Münchner Staatsanwaltschaft und das Amtsgericht. Weil die den Bayern-Profi Breno in Untersuchungshaft steckte, polterte Hoeneß los: "Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, den Jungen jetzt ins Gefängnis zu stecken. Wir sind vollkommen vor den Kopf gestoßen."- "Wie sich die Münchner Staatsanwaltschaft aufspielt, steht in keinem Verhältnis." - "Was soll er verdunkeln? Wenn das unser Land ist, dann gute Nacht Deutschland." Es fielen außerdem die Worte "lächerlich", "unmenschlich" und "unvorstellbar". Wenn es nicht so ernst wäre, man sollte darüber schmunzeln. Aber der Fall Breno ist wirklich viel, viel zu ernst zum Schmunzeln.

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Lukasz Piszczek

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(Foto: dapd)

Fast ein tragischer Fall des Fußballbetriebs hätte auch der Pole Lukasz Piszczek werden können. Weil er in der Saison 2005/06 an einer Spielmanipulation beteiligt war, und sich dazu auch bekannte, drohte dem 26-Jährigen eine weltweite Sperre. Er hätte dann auch nicht mehr für Borussia Dortmund antreten dürfen, was diesem Spieltag eine emotionale Auferstehung vorenthalten hätte. Piszczek hat sich inzwischen mit dem polnischen Verband geeinigt, was seine Teilnahme an der EM 2012 sichert. In Mainz hat er dann am Samstag das 0:1 vorbereitet, mit einem prekären Querpass am eigenen Strafraum. Es drohte die dritte Niederlage in Serie für den Meister. Doch dann leitete er das 1:1 ein, und in der Schlussminute schoss er den Ball aus 25 Metern volley zum 2:1 ins Netz. "Ich bin wirklich sehr glücklich darüber, dass wir gewonnen haben und ich mein erstes Tor für die Borussia geschossen habe", sagte er. Jeder in Dortmund nickt hier zustimmend.

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Seppo Eichkorn

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Ähnlich ernst ist die Lage in Schalke. Dort vermisst die Gemeinde seit Mitte der Woche den Trainer Ralf Rangnick, der sich wegen eines Burn-outs verabschiedete.  Das 4:2 gegen Freiburg befehligte sein Ko-Trainer Seppo Eichkorn, dennoch ist Schalke 04 nun auf Trainersuche. "Ich habe keine Ambitionen, als Cheftrainer zu arbeiten", sagte Eichkorn und fügte schmunzelnd an: "Das habe ich seit meiner Jugend hinter mir." Seppo Eichkorn ist 55 Jahre alt. Bis er wieder ins zweite Glied treten darf, könnte es allerdings dauern. "Wenn wir bis Dienstag keinen neuen Trainer haben, wird Seppo Eichkorn am Donnerstag wieder auf der Bank sitzen", sagte Sportdirektor Horst Heldt mit Blick auf das Europa-League-Spiel gegen Maccabi Haifa und ergänzte: "Und wenn wir bis Freitag keinen haben, dann auch am Sonntag in Hamburg." So lange, bis Ralf Rangnick wieder bereitsteht, wird er allerdings nicht durchhalten wollen.

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José Manuel Jurado

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(Foto: AFP)

Nun ein Ausflug zu den schönen Seiten des Fußballsports. José Manuel Jurado (li.) zelebrierte in Gelsenkirchen die hohe Kunst der Lupf-Vorlage mit Schraube. Damit hätte er bei den Weltmeisterschaften der Rhythmischen Sportgymnastik in Montpellier mindestens Bronze mit den Bällen verdient gehabt. Mit dem Rücken zum Tor ließ er den Ball auf den Spann rollen, drehte sich um die eigene Achse und hob den Ball über die Freiburger Verteidiger hinüber zum gestarteten Raúl. Weil der auch noch vollendete, flimmerte die Szene x-mal über die Fußballsender. Trainer Seppo Eichkorn wurde dabei nicht langweilig: "Das kann man sich fünfmal angucken, vielleicht auch zehnmal."

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Danny da Costa

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(Foto: AP)

Der 18-Jährige ist, wie das Lexikon Wikipedia weiß, Sohn eines Angolaners und einer Kongolesin, geboren in Neuss und wohnhaft im Leverkusener Stadtteil Opladen. In der vergangenen Saison durfte er schon mal in der Europa League spielen, am Samstag in München feierte er sein Debüt in der Bundesliga. Als Rechtsverteidiger. Als Rechtsverteidiger in München! Was muss ein Rechtsverteidiger gegen den FC Bayern tun? Richtig, er spielt gegen Franck Ribéry. Man fragt sich unweigerlich: Muss das sein? Es musste wohl, weil Leverkusen viele Ausfälle zu beklagen hatte. Danny da Costa (im Bild rechts) spielte dann gar nicht so schlecht, wenngleich der Franzose ihn natürlich einige Male umspielte wie einen lästigen Kindergartenbub. Immerhin erkannte da Costa sein Dilemma und berichtete später: "Es war kein Schlechter, gegen den ich gespielt habe."

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Thomas Wilhelmi

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(Foto: Archivfoto dpa von 2009)

Ein Fitnesstrainer kommt an einem Spieltag eigentlich nie zu einer gewissen Berühmtheit. Einer wie Thomas Wilhelmi (2.v.r.) beim FC Bayern München ist dafür zuständig, verletzte Spieler wieder an das Mannschaftstraining heranzuführen. Wilhelmi müsste demnach eigentlich näheren Kontakt zum Bayern-Profi Breno gehabt haben zuletzt, aber auch das wurde am Samstag in München nicht thematisiert. Sondern Wilhelmis Kontakt zu Arjen Robben. Robben selbst sprach darüber und erzählte wunderliche Dinge. Nach seiner Schambeinentzündung habe er mit Wilhemi Reha-Training absolviert und das muss sehr hart gewesen sein. "Ich habe ein bisschen Muskelkater überall", sagte er nach dem Spiel gegen Leverkusen, in dem er 13 Minuten mitwirkte und ein Tor schoss. Wilhelmi lernte übrigens einen Teil seines Handwerks beim amerikanischen Fitnessexperten Mark Verstegen. Und so einen lassen sie bei den Bayern noch an die Spieler? Zweieinhalb Jahre nach der Klinsmann-Entlassung?

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Daniel Van Buyten

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(Foto: dapd)

Der Belgier ist bislang nicht aufgefallen mit Treffern aus 30 Metern Entfernung und auch nicht mit scharfen Analysen. Wie ein wallonisches Ross hob der Abwehrspieler gegen den Ball, der extrem beschleunigte und ins Netz rauschte zum 2:0 gegen Leverkusen. "Ich habe es ausgenutzt, dass sie Löcher gelassen haben in der Abwehrmauer", berichtete er danach korrekt. Die Frage, warum denn die Bayern plötzlich keine Gegentore mehr bekommen, musste er auch beantworten. Van Buyten: "Im letzten Jahr haben wir nicht immer die Räume besetzt, die Arbeit nicht immer gemacht. Jetzt sind wir nach jedem Ballverlust geil auf den Ball und machen die Laufwege, die wir im letzten Jahr nicht gemacht haben." Aha. So einfach ist das also. Danke, Herr Van Buyten.

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Frank Arnesen

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Es gibt wohl niemanden, der Frank Arnesen derzeit ein glückliches Händchen bescheinigen würde. Als neuer Sportdirektor des Hamburger SV holte der Däne Spieler, die nicht einschlugen, entließ dann Michael Oenning, obwohl er ihm zwei Tage zuvor noch das Vertrauen ausgesprochen hatte. Nach dem 2:1 seines HSV in Stuttgart war Arnesen zwar glücklich, tappte jedoch sogleich ins nächste Fettnäpfchen. Der Sky-Moderator konfrontierte Arnesen erst mit einer Pressemeldung, wonach Huub Stevens neuer HSV-Coach wird. Arnesen stammelte ein wenig, wiegelte halbherzig ab - ein echtes Dementi gelang ihm nicht. Dann wollte Arnesen seinen Mittelfeldspieler loben ... diesen ... na, wie heißt er ... ich meine diesen kleinen ... es dauerte circa zehn Sekunden, bis Arnesen ein Blick auf die Aufstellungsliste gelang und ihm der Name von Tomás Rincón einfiel. Na ja, macht nichts. Bald kommt Huub Stevens. Dann wird alles gut.

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Zhi Gin Lam

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Zhi Gin Lam - bitte wer? Hamburgs Interimscoach Rodolfo Cardoso hatte eigentlich angekündigt, keine großen Änderungen an seiner Mannschaft vornehmen zu wollen. Zu einer entschloss sich der Argentinier dann doch: Er brachte einen kleinen Deutsch-Hongkongchinesen, gerade 20 Jahre alt, eigentlich aus dem U23-Team des Klubs. Über Rechts stellte Lam den VfB Stuttgart auch gleich vor Aufgaben, gönnte sich schon nach zwei Minuten den ersten Torschuss seines Klubs. Er spielte vor allem: frei von jeglicher Angst. "Er ist ein sehr intelligenter Spieler, man muss ihm nicht viel erklären", sagte Cardoso hinterher über seinen Überraschungsmann. Der Argentinier war beim HSV gewiss der Mann des Spieltags. Der zweite Protagonist jedoch war Zhi Gin Andreas Lam - so sein vollständiger Name.

Die Elf des Spieltags

Christian Tiffert

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(Foto: dapd)

Vielleicht ist dies wirklich ein Modell für die Zukunft. Man stelle sich vor, alle Fußballprofis dürften sich nach dem Spiel nur noch zum Gegner äußern. Wäre das nicht großartig? Erfrischende Antworten wären garantiert, üble Floskeleien womöglich auf ein erträgliches Maß reduziert. Man blicke nur auf Christian Tiffert. Nach dem 0:1 seiner Lauterer in Wolfsburg wütete der Kapitän: "Das soll jetzt nicht respektlos oder böse klingen, aber in der ersten Halbzeit war das eine Wolfsburger Mannschaft, die mausetot war. Und dann verlieren wir gegen eine verunsicherte Mannschaft durch eine Aktion." Und er sagte noch: "Die haben wahrscheinlich das Zehnfache unseres Etats, und wir machen das Spiel. Das ist vielleicht etwas drastisch ausgedrückt, aber nicht umsonst hat das Publikum gepfiffen." sueddeutsche.de fordert: Mehr davon!

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Holger Stanislawski

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(Foto: dapd)

Als seine Hoffenheimer zuletzt 4:0 in Mainz gewonnen hatten, kritisierte sie Holger Stanislawski scharf. Vieles sei überhaupt nicht nach seinem Geschmack gelaufen. Und nun? 0:2 in Köln?  Stanislawski: "Es ist letztendlich so wie mit kleinen Kindern: Man warnt und warnt und warnt und versucht, so ein gewisses Verhalten umzusetzen. Wir als Elternteil warnen auch davor: 'Die Herdplatte ist heiß!' Aber man muss das auf irgendeine Art und Weise ausprobieren, wie es sich anfühlt. Das haben wir heute phantastisch gemacht." Auch dafür: Danke, Herr Stanislawski.

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