Dominanz des FC Bayern:Schießt wenigstens mal aufs Tor!

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Ist diese Bundesliga-Saison noch zu retten? Sollen die restlichen Vereine nach neun Spieltagen bereits vor dem FC Bayern München kapitulieren? Haltung, Leute! Es geht erst einmal um die Frage: Wie bekomme ich den Ball auf die verflixte Bayern-Bude?

Klaus Hoeltzenbein

Wenn diese Saison noch zu retten sein soll, dann müssen jetzt sofort alle Bundesligatrainer an einen Tisch. Alle, bis auf einen. Alle, bis auf Jupp Heynckes, denn gegen den geht es. Schließlich ist die Bundesliga kraft ihrer Präambel immer noch als sportlicher Wettkampf ausgeschrieben und nicht als Schaulaufen mit devoter Begleitung.

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:Souverän wie die Klitschkos

Philipp Lahm wird gegen seine alten Kollegen vom Mitleid geschüttelt, Mario Gomez trifft sogar mit Hoppelschüsschen, Jérôme Boateng gewinnt ein tunesisches Essen. Und Thomas Müller? Der braucht ganz dringend Spielpraxis. Die Bayern beim 4:0 gegen bemitleidenswerte Herthaner in der Einzelkritik.

Carsten Eberts, Fröttmaning

Auf dieser Krisenkonferenz der Ligatrainer muss dann als Erstes ein Kodex entwickelt werden, der festlegt, was auf Reisen nach München nicht mehr öffentlich gesagt, ja nicht einmal leise gedacht werden darf. Dazu gehören Formulierungen, die, mögen sie auch noch so ehrlich sein, den Gastgeber in seinen Himmel auf die weiß-blaue Wolke hochloben.

Begriffe wie jener vom "Bonusspiel" (Hertha-Trainer Babbel) müssen ebenso auf diesen Index wie jener routiniert-fatalistische Standardsatz von diesen tollen Bayern, "die im Moment in einer anderen Liga sind" (Hertha-Profi Ottl).

Haltung, Leute! Es wird doch vom Publikum gar nicht viel verlangt, es geht im Augenblick ja nicht einmal darum, gegen München zu punkten - es geht zunächst nur darum, wenigstens einmal aufs Tor zu schießen. Ein einziges Mal! Es geht um die zentrale Frage: Wie bekomme ich den Ball auf die verflixte Bayern-Bude?

Denn auch die ist mit 7,32 x 2,44 Metern immer noch so groß wie jede andere. Dem HSV (0:5), Freiburg (0:7), Leverkusen (0:3) und Hertha (0:4) gelang in München nicht ein ernstzunehmender Versuch, in neun Ligaspielen hat Manuel Neuer, das ist der Torwart!, nur zwei Paraden zeigen müssen, die dieses Prädikat verdienen; eine am ersten Spieltag gegen Mönchengladbach, eine am achten gegen Hoffenheim. Gut, der Auftakt gegen Gladbach ging 0:1 verloren, aber das liegt fast schon so tief in der Historie wie die vergangene Saison, in der die Abwehr der Bayern für manche Comedy-Einlage belächelt wurde.

Heynckes hat das van-Gaal-Erbe gesichtet, geordnet, gehärtet und, bitte nicht weitersagen: Die Bayern zeigten auch am Samstag, im Schongang, einen cleveren Klassefußball. Aber deswegen kapitulieren, nach neun von 34 Spieltagen? Hoffnung auf ein bisschen Spannung macht die erstarkende Borussia aus Dortmund, vielleicht sogar die Borussia aus Mönchengladbach, wenn sie das Tor nur besser träfe. Und eventuell noch Hannover 96, dort müssen die Bayern am Sonntag hin, dort hatten sie erst im März mit 1:3 verloren.

Dieter Hoeneß hat in seiner Zeit als Manager in Berlin stets mit der Hertha als "schlafendem Riesen" gedroht. Hoffentlich hat die Liga noch andere Riesen - der Hauptstadt-Riese kam im blau-weißen Strampler.

© SZ vom 17.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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