DFB-Team bei der Fußball-EM:Grandios versichert durch das Doppel-Dreieck

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Sehr wichtig für die Struktur im Team: Manuel Neuer (links) und Mats Hummels. (Foto: dpa)

Bei der WM 2014 wäre das Achtelfinale gegen Algerien fast schiefgegangen. Zwei Jahre später wirkt das DFB-Team deutlich gefestigter.

Kommentar von Klaus Hoeltzenbein

Während der EM ist die Nationalelf häufiger in einem Werbespot zu sehen. Darin entsteigt sie einem Bus und joggt quer durch München. Aus dem Off ist die Stimme des Bundestrainers zu hören, der einige Allgemeinplätze einstreut. "Mit dem Erfolg steigen die Erwartungen", sagt Joachim Löw, was ebenso ins Profil eines Weltmeisters passt wie dieser Satz: "Je mehr du erreichst, desto mehr erwarten die Menschen von dir."

Gewiss dürfen die Menschen zwischen Englischem Garten und Brandenburger Tor jetzt auf der neuen Dreinull-Faktenlage spekulieren, dass die Löw-Elf nach Rio auch in Paris triumphieren kann -, aber für die wasserdichten Prognosen bedarf es im Viertelfinale dann doch eines Herauforderers.

Im Spot wirbt die Nationalelf für eine Bank, die mit DFB-Hilfe gegen den Vertrauensverlust anzukämpfen versucht. Eigentlich hat man ja jetzt den Eindruck, die Auswahl könne aufgrund ihrer soliden Struktur jedem helfen -, wer abgesichert durch das Defensiv-Dreieck Neuer-Boateng-Hummels nach der Turnierform sucht, der kann dies tun, ohne in Hektik zu verfallen. Özil verschießt einen Elfmeter - nix passiert. Müller sucht unter valentinesken Anstrengungen weiter sein erstes Turniertor - nix geht schief.

Nur ein konzentrierter Trainingskick

Hector versucht seine Flanken schärfer zu justieren - andere übernehmen die Präzisionsarbeit. Draxler hat bis ins vierte Turnierspiel üben dürfen, ehe er auch im Nationaldress zeigte, wie groß sein Repertoire sein kann. Mario Gomez findet wieder Spaß am Toreschießen, und in Podolski&Schweinsteiger bringt Löw eine Prise Nostalgie ins Spiel. In Brasilien war das Achtelfinale gegen Algerien jener Schlüssel-Kick, der fast schief gegangen wäre, wonach aber alle nötigen Konsequenzen gezogen wurden. Bei der EM war das Achtelfinale jetzt ein konzentrierter Trainingskick, genutzt zur Pflege des Betriebsklimas.

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Leisten kann sich die Löw-Elf das alles, weil sich das Defensiv-Dreieck mit einem Konstruktiv-Dreieck (Boateng-Hummels-Kroos) verzahnt. Das hintere Dreieck löst sämtliche Sicherheitsfragen, das vorgelagerte Dreieck organisiert bereits den seriösen Spielaufbau.

Auf unterschiedliche Märkte hat das unterschiedliche Auswirkungen. Der Aktie jener Bank, für die die deutsche Elf wirbt, konnte akut nicht geholfen werden, sie verlor im Brexit-Fieber am Freitag über 13 Prozent. Die DFB-Auswahl hingegen ist bei ihrem Doppel-Dreieck grandios versichert, sie blieb nun auch im vierten EM-Spiel ohne Gegentor.

© SZ vom 27.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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