DFB-Pokal:Sararers Soli

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Überraschung: Max Kruse (re.) spielt doch mit und erzielt das Siegtor für Berlin. (Foto: Oryk Haist/imago images)

Türkgücü wirkt gegen Union Berlin sehr abhängig von seinem Gestalter, verliert aber sehr achtbar nur mit 0:1 gegen den Erstligisten.

Von Christoph Leischwitz

Der erste Frustschrei entwich Sercan Sararer nach 70 Spielminuten. Da hatte sich der Spielmacher von Türkgücü München den Ball ein kleines bisschen zu weit vorgelegt und dann an einen Gegenspieler von Union Berlin verloren, ansonsten wäre er alleine auf dem Flügel unterwegs gewesen. Diese Aktion war dann ein Stückweit sinnbildlich für den Nachmittag des Münchner Drittligisten gegen den Bundesligisten aus der Hauptstadt: Er hatte den Favoriten ordentlich beschäftigt, aber eine Kleinigkeit fehlte immer, um die Mannschaft von Urs Fischer ernsthaft unter Druck zu setzen - manchmal haderte Sararer mit sich selbst, noch öfter aber mit seinen Mitspielern.

Zumindest blieb es spannend bis zum Schluss: In der Nachspielzeit kam Sararer noch einmal frei zum Schuss, mit dem Außenrist knallte er den Ball aber weit vom Tor entfernt in die Bande. Zumindest konnte sich Türkgücü bei seinem DFB-Pokal-Debüt damit trösten, auf der nationalen Bühne eine ordentliche Partie abgeliefert zu haben - auch wenn der 1:0-Sieg Unions durch ein Tor von Max Kruse in Ordnung ging (23.). "Es war ein Spiel auf Augenhöhe", fand Türkgücüs Kapitän Mergim Mavraj nach dem Spiel. Man habe sehr viel Ballbesitz gehabt gegen den Favoriten, lediglich "ein Fehler hat das Spiel entschieden". Auch Unions Trainer Urs Fischer zollte Anerkennung: "Es war das erwartet schwere Spiel. Türkgücü hat es uns sehr schwer gemacht, es hätte gegen Ende auch anders laufen können."

In den ersten Spielminuten passierte gar nichts, zumindest nicht auf dem Platz. In der Ostkurve des Grünwalder Stadions hatten sich die Türkgücü-Fans offensichtlich vorgenommen, mit provokanten Sprüchen und in den Ohren schmerzenden Böllern ihre numerische Unterlegenheit zu kompensieren (insgesamt kamen 2841). Kaum merklich erspielten sich die Gäste Feldvorteile, und der erste, von Mavraj erwähnte Fehler wurde gleich knallhart bestraft: Türkgücüs Zugang Paterson Chato fand im Spielaufbau keinen Mitspieler und vertändelte den Ball gegen Taiwo Awoniyi. Der musste nur noch querlegen, der von den Heimfans zuvor beschimpfte Max Kruse staubte zur Führung ab (23.). Dass Kruse in der Startelf stand, war durchaus überraschend gewesen, nachdem er erst vor Kurzem von den Olympischen Spielen zurückgekehrt war. Fischer meinte aber, er sei in guter Verfassung und habe seinen Rhythmus gefunden.

Abgesehen von einigen Soli Sararers, darunter einem Schuss vom Strafraumrand (35.), blieb Türkgücü bis zur Pause harmlos. Über die gesamte Spielzeit hinweg fiel auf, wie extrem das Offensivspiel der Mannschaft trotz namhafter Zugänge weiterhin auf den ehemaligen türkischen Nationalspieler Sararer zugeschnitten ist. Ohne ihn erspielte sich Türkgücü quasi keine Chance, oftmals war er mit Angriffsaktionen auf sich alleine gestellt. Trainer Petr Ruman lobte hernach zwar auch Zugang Albion Vrenezi, er sei "sehr fleißig unterwegs" gewesen. "Ich hätte mir nur gewünscht, dass wir unsere Möglichkeiten Richtung Tor noch etwas konsequenter ausspielen", so der Coach.

In der Abwehr hielt vor allem Torwart René Vollath die Mannschaft im Spiel, er musste im Eins-gegen-eins mit Rani Khedira (54.) und Max Kruse (60.) noch weitere individuelle Fehler seiner Vordermänner ausbügeln. Die beste Möglichkeit für die Gastgeber hatte Philip Türpitz mit einem Schuss über das Tor (65.), in einer Phase, in der Türkgücü es kurzzeitig schaffte, Union in die eigene Hälfte zu drängen. "Wir haben letztlich vorne nicht die Durchschlagskraft gehabt", sagte Keeper Vollath in seiner Analyse, fand die Niederlage aber trotzdem bitter. Wenn man aber mit diesem Mut und Willen weiterspiele, werde man in der dritten Liga "noch einige Punkte holen". Und auf diese können sie sich nun fast ausschließlich konzentrieren. Allerdings steht am Mittwoch (18 Uhr) ein Toto-Pokalspiel beim FSV Pfaffenhofen an. Über den Verbandspokal erneut in den bundesweiten Wettbewerb vorzustoßen, das dürfte dem Verein wieder immens wichtig sein.

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