Deutsche Fußballerinnen:Sogar Hrubesch kriegt gute Laune

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Die deutschen Fußballerinnen feiern nach dem 3:1 gegen Island. (Foto: Christof Koepsel/Getty)

Die deutschen Fußballerinnen besiegen Island und stimmen sich auf Paris ein. Der Bundestrainer kündigt zugleich einen schmerzhaften Auswahlprozess für Olympia an.

Von Frank Hellmann, Aachen

Als noch viele Menschen am Aachener Tivoli ihre Fahnen schwenkten, spielte die Stadionregie "Sara perche ti amo" aus den Boxen. Frei übersetzt aus dem Klassiker der italienischen Popgruppe Ricchi e Poveri: "Das ist der Grund, warum ich dich liebe." Die deutsche Fußballerinnen-Auswahl hatte beim 3:1 in der EM-Qualifikation gegen Island nur einen Pflichtsieg verbucht, doch als das zuvor auch beim Länderspiel der Männer gegen die Niederlande in Frankfurt für beste Laune sorgende "Major Tom" von Peter Schilling über die Aachener Lautsprecher schepperte, schien sich sogar Bundestrainer Horst Hrubesch von der Sympathiewelle mitreißen zu lassen. "Wir haben es geschafft, die Zuschauer mitzunehmen", sagte Hrubesch, erfreut über die Stimmung der 16 503 Augenzeugen: "Es hat Spaß gemacht."

Aufbruchsstimmung hat noch nie geschadet, zumal im ZDF ordentliche 3,32 Millionen Zuschauer zusahen, mehr als beim Auswärtserfolg gegen Österreich (3:2) zur Primetime in der ARD. Hrubesch bezeichnete den Vortrag über beide Halbzeiten diesmal als "ordentlich, auch wenn wir hier und da Schwierigkeiten hatten". Nach Treffern von Lea Schüller (4. und 34.) und Lena Oberdorf (45.+3) gab es diesmal keine Wechsel zur Pause. Zwar hatten isländischen Gäste durch Hlin Eiriksdottir zwischenzeitlich ausgeglichen (23.), dann aber ihre Leistungsträgerin Sveindis Jonsdottir vom VfL Wolfsburg mit einer Schulterverletzung verloren (31.). Das DFB-Team, achtmaliger Europameister, sollte im modifizierten Qualifikationsformat nun locker zur EM 2025 in der Schweiz gelangen können, weil für den Gruppenersten und -zweiten Plätze bei der Endrunde reserviert sind.

Hrubeschs Nachfolger Christian Wück dürfte dies bei der Stippvisite in der Kaiserstadt mit seiner künftigen Co-Trainerin Maren Meinert erfreut registriert haben. "Das Spiel hat uns gutgetan, auch noch mal Selbstbewusstsein gegeben, da wir als Mannschaft gut funktioniert haben", sagte die diesmal mit der Regenbogenbinde aufgelaufene Giulia Gwinn, die allerdings das Kapitänsamt zurückgibt, wenn Alexandra Popp zurückkehrt. Sollte die inzwischen 33 Jahre Torjägerin jedoch nach den Olympischen Spielen zurücktreten, wäre Gwinn, 24, die erste, die Verantwortung übernähme.

Zu Olympia werden "nur 18 Spielerinnen mitfahren können - das wird weh tun", sagt Hrubesch

Es ist interessant, wie sich das Machtgefüge bei den DFB-Frauen gerade neu sortiert. Neben der erneut sehr dominanten Lena Oberdorf beeindruckte die bald von Bayer Leverkusen zu Eintracht Frankfurt wechselnde Mittelfeldspielerin Elisa Senß, die Hrubesch bereits im vergangenen Jahr entdeckt hatte. Gut möglich, dass EM-Finalistinnen wie Lina Magull und Sara Däbritz beim Ausleseprozess für Olympia durchs Rüttelsieb rauschen. "Es werden nur 18 Spielerinnen mitfahren können - das wird wehtun", ahnt Hrubesch, der nicht den Fehler seiner Vorgängerin Martina Voss-Tecklenburg wiederholen wird, die Protagonisten zu lange im Unklaren zu lassen.

DFB-Frauen
:Schüller trifft doppelt gegen Island

In der EM-Qualifikation gelingt den DFB-Frauen gegen Island ein verdienter Sieg. Damit steht die Mannschaft auch an der Spitze der Qualifikationsgruppe.

Für die kommenden Qualifikationspartien gegen den schwächsten Gruppengegner Polen (am 31. Mai und 4. Juni) hat der bald 73-Jährige einige Rochaden angekündigt. Die dritte Torhüterin Stina Johannes und die Verteidigerin Pia-Sophie Wolter (beide Eintracht Frankfurt) sollen sich dann mal "präsentieren". Vom letzten Doppelspieltag der EM-Qualifikation (am 12. und 16. Juli) geht es direkt zum Olympia-Fußballturnier. Die von Hrubesch mit Amtsantritt forcierte Medaillenmission beginnt gegen den WM-Vierten Australien (25. Juli) und Rekordweltmeister USA (28. Juli) in Marseille.

Als ob die ersten Gegner der Gruppenphase - dritter Konkurrent wird Sambia in St. Etienne (31. Juli) sein - nicht sportlich schon herausfordernd genug wären, sind an der Mittelmeerküste hochsommerliche Bedingungen zu erwarten. "Bei 30 Grad und mehr müssen wir körperlich fit, vom Kopf klar sein", fordert Hrubesch und appelliert deshalb bereits heute an die Eigenverantwortung seiner Akteurinnen: "Olympia fängt nicht erst an, wenn wir das erste Spiel machen."

Im Detail haben der Interimscoach und Sportdirektorin Nia Künzer persönlich in Aachen mit fast allen Vertretern der Bundesligaklubs gesprochen. Es ging "um die Zeitpläne, und wer wie lange Urlaub macht"; man würde "nicht großartig auseinander liegen", verriet Hrubesch. Ein peinlicher Abstellungsstreit zwischen Verband und Vereinen wie im vergangenen Jahr vor der WM in Australien soll sich nicht wiederholen. Klar ist, dass die Spielerinnen weitgehend ihre Sommerpause opfern müssen. Dazu scheint jede bereit zu sein, wie Gwinn erklärte: "Zunächst ist es mal wichtig, nach einer langen Saison ganz abzuschalten und wirklich mal die Füße hoch zulegen für eine Woche oder zehn Tage. Danach wird es individuelle Lauf- und Kraftpläne geben, damit jede was für sich machen kann, bis wir wieder zusammenkommen." Um dann bestenfalls bis zum 10. August zu bleiben, dem Finaltag in Paris.

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