Auf der abendlichen Fahrt zur Myresjöhus Arena musste die deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft wieder vorbei an diesen Bannern, die sie daran erinnerten, um was es hier geht. An den Laternenmasten der Sturegatan, der großen Zufahrtsstraße von Växjö, hängen die Gesichter dieser Frauenfußball-Europameisterschaft, und die Banner machen dabei keinen Unterschied zwischen Favorit und Außenseiter.
Nationaltorhüterin Nadine Angerer und Spielmacherin Dzsenifer Marozsán hängen da genauso groß wie Holmfridur Magnusdottir oder Sara Björk Gunnarsdottir, die beiden isländischen Topspielerinnen. Dass es doch einen Unterschied gibt, zeigten die deutschen Fußballerinnen diesen Sonntagabend auf dem Rasen.
3:0 (1:0) gewann die Nationalelf nach einer engagierten Leistung ihr zweites EM-Spiel gegen Island und setzte sich damit in der Vorrundengruppe B auf den ersten Platz vor Norwegen, das zuvor 1:0 (0:0) gegen die Niederlande gewonnen hatte.
Vor dem Spiel gab es berets eine erste Überraschung: Bundestrainerin Silvia Neid hatte nach dem ängstlich geführten 0:0 zum Auftakt gegen die Niederlande die Startaufstellung verändert, anstelle von Anja Mittag, der routinierten Offensivspielerin vom schwedischen Meisterschaftszweiten LdB FC Malmö, durfte die erst 19-jährigen Melanie Leupolz vom SC Freiburg die linke Mittelfeldseite übernehmen.
Für Wirbel sorgte aber vor allem ihr Gegenüber Lena Lotzen, die ebenfalls zu dem halben Dutzend junger Talente gehört, das jetzt in Schweden nach den Ausfällen von sechs Stammspielerinnen seine erste Europameisterschaft spielt. Die 20-jährige Lotzen vom FC Bayern München hatte den rechten Flügel mit ihrer defensiven Klubkollegin Leonie Maier, 20, jedenfalls fest im Griff, fast alle vielversprechenden Angriffe der deutschen Elf liefen über die rechte, die münchnerische Seite.
In der achten Minute wurde es dann erstmals gefährlich, Marozsán brachte ein Zuspiel von Maier aus zwölf Metern volley aufs Tor, doch der Abschluss war zu unplatziert. Drei Minuten später verpasste die unermüdliche Lotzen ein Zuspiel von Célia Okoyino da Mbabi, 25, nur knapp mit dem Kopf (11.), nach rund einer Viertelstunde lenkte die isländische Torhüterin einen Kopfball von Lotzen gerade noch an die Latte.