Deutschland gegen Dänemark:Deutschland hofft auf ein Endspiel gegen Spanien

Lesezeit: 3 min

  • Trotz einer klaren Leistungssteigerung verliert Deutschland gegen Dänemark.
  • Das Halbfinale ist noch möglich, allerdings kann es die Nationalmannschaft nicht mehr ganz alleine aus eigener Kraft schaffen.
  • Wahrscheinlich kommt es aber zu einem Endspiel am Mittwoch gegen Spanien.

Von Ralf Tögel, Varazdin

Der Blick von Steffen Weinhold war leer, es fiel ihm schwer, direkt nach dem Spiel Worte zu finden. Dann versuchte er sich in einfacher Mathematik: "Es waren im Endeffekt Kleinigkeiten, ich denke, wir haben Mitte der zweiten Halbzeit ein, zwei technisch Fehler zu viel gemacht und falsche Entscheidungen getroffen. Die Dänen haben das genutzt, drei, vier Tore am Stück gemacht, das konnten wir nicht mehr ausgleichen." Am Ende zählten ohnehin nur die Zahlen. Und diese Zahlen sprachen für Dänemark.

Nach der knappen 25:26-Niederlage gegen den Olympiasieger, für den das Halbfinale in greifbare Nähe rückt, sind die Chancen der deutschen Handball-Nationalmannschaft auf das Weiterkommen in den theoretischen Bereich gefallen. Für die K.o.-Runde muss die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) zunächst die anderen Gruppenspiele abwarten. In einer wahrscheinlichen Konstellation könnte es zu einem entscheidenden Spiel gegen die Spanier am Mittwoch kommen, die sich am Sonntag beim lockeren 31:20 gegen Mazedonien schon mal warm warfen für die Partie. DHB-Vizepräsident Bob Hanning gab ein Versprechen: "Wenn es dazu kommen sollte, dann werden wir dieses Spiel gewinnen." Deutlich leiser schob er nach, dass er nicht so recht daran glaube. Entscheidend ist, dass Mazedonien aus den verbleibenden Spielen gegen Tschechien und Dänemark keine vier Punkte - also zwei Siege - holen darf. Dann ist gegen Spanien zumindest theoretisch alles möglich.

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Die Niederlage gegen Dänemark war erneut selbstverschuldet, die deutsche Mannschaft begann nervös, leistete sich Fehlwürfe aus dem Rückraum, Uwe Gensheimer scheiterte vom Sieben-Meter-Strich, dazu kamen Abspielfehler. Wie schon beim 22:19-Sieg gegen Tschechien am Freitag benötigte die Mannschaft einen Impuls, um in Fahrt zu kommen - einen Impuls von Andreas Wolff. Der erste kam bereits nach acht Minuten, beim 0:2-Zwischenstand, nicht erst wie gegen Tschechien in der Schlussphase. Wolff parierte einen gewaltigen Wurf von Dänemarks Star Mikkel Hansen, dem in der ersten Halbzeit kein Tor gelang. Danach überflutete Wolff die Kollegen mit einer Reihe sensationeller Paraden. Gegen Hansen, gegen Flensburgs Rasmus Lauge, gegen Berlins Hans Lindberg, Wolff entnervte die dänischen Werfer reihenweise.

Auch im Angriff war eine deutliche Leistungssteigerung zu sehen, wobei Kapitän Uwe Gensheimer immer noch "Luft nach oben ausmachte". Dieses Mal war Julius Kühn zur Stelle, der Melsunger ließ dem zweiten prägenden Spieler der ersten Hälfte mehrmals keine Chance: Dänemarks Torhüter Niklas Landin. Es schien so, als wolle der sich mit seinem Kieler Teamkollegen Wolff ein Duell liefern - beide Torhüter agierten auf Weltklasseniveau. Die bessere Unterstützung bekam in den ersten 30 Minuten freilich der deutsche Schlussmann, denn die Defensive um Abwehrchef Finn Lemke wusste ebenfalls eine herausragende Leistung abzurufen. Vor allem der Block mit Lemke, Hendrik Pekeler, Steffen Weinhold und Patrick Wiencek wurde fast unüberwindlich für die Dänen.

Zum besseren Verständnis ein paar Zahlen: Deutschland hielt den Olympiasieger, eine der torgefährlichsten Mannschaften, die dieser Sport zu bieten hat, bei acht Gegentoren. Allerdings war die Defensivleistung der Skandinavier nicht viel schlechter, so kam es zu einem fast schon kurios torarmen Halbzeit-Ergebnis in einer hochklassigen Partie: 9:8 für den Titelträger.

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Zwei Faktoren gaben am Ende den Ausschlag für die knappe Niederlage. "Wir haben nicht mehr den Zugriff auf den dänischen Angriff bekommen", erklärte Lemke, und Dänemarks Trainer Nikolaj Jakobsen ging mit dem siebten Feldspieler fortan ins Risiko. Was wiederum der zweimalige Welthandballer Mikkel Hansen optimal umzusetzen wusste: Entweder traf er selbst, oder löste ein Überzahlspiel aus, das der sichere Routinier Hans Lindberg auf Rechtsaußen zu einem Torerfolg nutzte, der mit seinen neun Treffern (bei elf Versuchen) die deutsche Niederlage maßgeblich zu verantworten hatte.

Auch die Maßnahme, dass Bundestrainer Christian Prokop Rune Dahmke nachnominiert hatte, half da nichts mehr: Kiels Linksaußen spielte nach seiner Hereinnahme fast durch, überzeugte offensiv mit vier Toren und fügte sich nahtlos in die starke Defensive ein. Letztendlich war es zwar erneut eine deutliche Steigerung im Angriff, doch neben Kühn und Weinhold blieben erneut zu viele Rückraumspieler weit unter ihren Möglichkeiten. Vor allem auf Mitte müsse seine Mannschaft zulegen, kritisierte Bundestrainer Prokop sichtlich enttäuscht. Die Knieverletzung von Paul Drux, für deren Folgen eine MRT-Diagnose abzuwarten ist, ist da sicher nicht hilfreich. Positiv machte Prokop den Teamgeist und die kämpferische Einstellung aus, zu den weiteren Aussichten wollte er nur beitragen, "dass wir es selbst nicht mehr in der Hand haben."

Sein Kollege Jacobsen merkte noch an, dass Vergleiche zwischen Deutschland und Dänemark immer "50:50-Spiele sind". Noch so eine unnütze Rechnung.

© SZ vom 22.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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