Deutsches Basketball-Team scheidet aus:"Es lag alles an mir"

Lesezeit: 3 min

Ein trauriger Champion: Nach dem 75:84 gegen Litauen sind für die deutsche Basketball-Nationalmannschaft die EM und auch der Traum von Olympia vorbei. Vor allem Dirk Nowitzki ist immens enttäuscht - er nimmt alle Schuld auf sich.

Andreas Burkert, Vilnius

Es gab mehrere Momente der Hoffnung, und plötzlich verstand man sogar mal wieder sein eigenes Wort. 41:39 stand es für Deutschland zu Beginn der zweiten Halbzeit, dann noch einmal 64:63, da waren noch gut fünf Minuten auf der Uhr. Viel fehlte jetzt gar nicht mehr zum Coup, und Litauen würde vielleicht doch irgendwann nachlassen in diesem kleinen Endspiel um den letzten zu vergebenden Viertelfinal-Platz in Pool E.

Dirk Nowitzki und die deutsche Basketball-Nationalmannschaft sind bei der EM ausgeschieden. (Foto: dapd)

Aber dieser klitzekleine Gedanke verflog ständig, litauische Basketballer machen selten schlapp, und bei ihrer Heim-EM werden sie von einem angenehm fanatischen Publikum getragen. Trotz einer überzeugenden Leistung reichte es für die Mannschaft von Dirk Bauermann nicht zum benötigten klaren Sieg, nach dem 75:84 (33:37) ist ihre Reise beendet: Die K.o.-Runde ist verpasst, und damit auch Olympia 2012.

Die junge deutsche Mannschaft wird nun ohne Dirk Nowitzki und Chris Kaman die nächste EM-Qualifikation anstreben, auch Bauermann beendet nach sieben erfolgreichen Jahren seine Tätigkeit und coacht ab Oktober nur noch den ambitionierten Bundesliga-Neuling FC Bayern München. "Das ist natürlich ein bitterer Moment, und es wird dauern, bis wir das realisieren werden", sagte Bauermann. Dirk Nowitzki, der 16 Punkte erzielte, lud dagegen alle Schuld auf sich, was natürlich übertrieben war. Trotzdem sagte er: "Es lag alles an mir, ich war einfach nicht in der Verfassung, ein großes internationales Turnier zu dominieren wie sonst."

Selten hat ein deutsches Team vor einem solchen Berg von Aufgaben gestanden: Es musste das letzte Gruppenspiel nicht nur gewinnen, wegen des glücklichen 68:67 der Serben gegen die Türkei vom Nachmittag war plötzlich ein Erfolg mit mindestens elf Punkten Vorsprung vonnöten - dann wäre der Gastgeber draußen gewesen. Aber eine solche Leistung schien unmöglich zu sein in einer Halle, die ihren Namen "Grüne Hölle" völlig zu Recht trägt.

Einen infernalischen Lärm veranstalten dort 11.000 Zuschauer, als wollten sie ins Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen werden. Wenn Dirk Nowitzki an die Freiwurflinie trat, schlug die Dezibel-Zeiger auf dem Anzeige-Würfel bis auf 109 aus.

Nowitzkis Hintertür

Anfangs wirkten die Deutschen dennoch nicht übermäßig nervös, sie kamen gut in die Partie hinein. 15:13 hieß es nach sieben Minuten, ein Dreier von Heiko Schaffartzik und eine klare Aktion von Chris Kaman dimmten die Phonzahl etwas herunter. Dabei punktete Nowitzki noch nicht, das erste Viertel verging ohne einen Korberfolg von ihm. Denn Litauen zeigte erneut eine sagenhafte Verteidigungsleistung, vor allem gegen den NBA-Champion aus Dallas, der sich jedoch sichtbar bis zum Äußersten aufrieb.

Niederlage gegen Litauen
:Das Monster ist raus

Die Deutschen unterliegen Litauen mit 75:84 - und scheiden bei der Basketball-Europameisterschaft aus. Damit kann ein großer Traum von Dirk Nowitzki nicht mehr in Erfüllung gehen.

Für ihn, das war klar, sollte eine Niederlage zumindest den vorläufigen Abschied aus dem Nationalteam bedeuten. Mittags hatte der 33-jährige Würzburger das abermals bestätigt, als er bereits ein Fazit zog. Wie immer ließ er sich den Spalt einer Hintertür auf. Vielleicht juckt es Nowitzki mit 37 noch einmal, bei der EM 2015, für die sich der deutsche Verband als Co-Ausrichter beworben hat. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich mich dazu hinreißen lasse, zu sagen, dass ich ganz aufhöre", erklärte er. "Allerdings werde ich wohl erst einmal eine Pause im Nationalteam einlegen."

Niederlage gegen Litauen
:Das Monster ist raus

Die Deutschen unterliegen Litauen mit 75:84 - und scheiden bei der Basketball-Europameisterschaft aus. Damit kann ein großer Traum von Dirk Nowitzki nicht mehr in Erfüllung gehen.

Bewundernswerte Energieleistung

Pausen konnte er sich am Sonntagabend nicht leisten. Auch Kaman hielt mit insgesamt 25 Punkten dagegen, obwohl ihm die kantigen Kerle am Brett zusetzten; vor allem der erste 19-jährige Center Jonas Valanciunas (15) stellte sich eindrucksvoll als künftiger NBA-Kollege vor, er wechselt nach Toronto. Auf der Gegenseite hinterließ Robin Benzing mit fehlerfreier Wurfleistung (18) einen starken Eindruck. Auffallend jedoch: Mit ihm, Kaman (11 Rebounds), Nowitzki (16 Zähler) und Schaffartzik (13) punkteten bis zur Pause nur vier Deutsche. Am Ende hatte sich nur noch Philipp Schwethelm mit einem späten Dreier hinzugesellt.

Angesichts der übergeordneten Rechnung war Litauen kaum ernsthaft gefährdet. Zumal die spektakulären Würfe des Kämpfers Nowitzki nicht häufig genug durch den Ring flogen. Aber er und die anderen gaben sich bis zuletzt nicht auf, ihre Energieleistung blieb bewundernswert. "Am Ende wollten wir noch in die Verlängerung, um in den fünf Minuten noch die elf Punkte zu holen", erklärte Nowitzki hinterher.

An diesem Montagvormittag fliegen die Deutschen bereits nach Hause. Dirk Nowitzki wird jetzt erst einmal etwas Urlaub machen. In Ruhe.

© SZ vom 12.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: