Deutsche Skispringer im Porträt:Mit Brokkoli-Auflauf auf 139 Meter

Der erfahrene Severin Freund und der junge Polizeimeister Marinus Kraus überraschen mit einem starken Saisonbeginn, Richard Freitag ist viel schneller wieder fit als gedacht - und Martin Schmitt ist irgendwie immer noch dabei. Die deutschen Skispringer in Kurzporträts.

Von Lisa Sonnabend

Deutsche Skispringer im Porträt

Severin Freund

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(Foto: AFP)

Der junge Polizeimeister Marinus Kraus und der erfahrene Severin Freund überraschen mit einem starken Saisonbeginn, Richard Freitag ist viel schneller wieder fit als gedacht - und Martin Schmitt ist irgendwie immer noch dabei. Die deutschen Skispringer in Kurzportraits. Severin Freund: Wie viele Skispringer ernährt sich Severin Freund hauptsächlich von Pasta. Sein Lieblingsvariante ist dabei: Nudel-Brokkoli-Auflauf. Der 25-Jährige aus Freyung kennt das Skisprung-Geschäft mittlerweile so gut wie kaum ein anderer aktiver DSV-Athlet. 2007 holte Freund bei der Vierschanzentournee seinen ersten Weltcup-Punkt, 2011 stand er im japanischen Sapporo das erste Mal ganz oben auf dem Treppchen und holte den ersten deutschen Weltcup-Sieg seit fast vier Jahren. Mittlerweile hat er mehrere Medaillen bei den Nordischen Skiweltmeisterschaften sowie sechs Weltcups gewonnen. Dass ihm nie die ganz großen Erfolge eines Sven Hannawalds oder Martin Schmitts gelangen, liegt sicherlich auch an seiner Bandscheibe: 2012 musste er mehrere Monate wegen Rückenproblemen pausieren. Doch die Saison 2013 verläuft für den DSV-Athlet zunehmend vielversprechend. Nach einem enttäuschenden 28. Platz in Klingenthal sprang er in Kussamo dann am sechstweitesten, auf der Normalschanze in Lillehammer am siebtweitesten - und am Sonntag auf der Großschanze gewann er sogar den Weltcup. Die Weiten: 139,2 und 139,8 Meter.

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Marinus Kraus

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(Foto: dpa)

Marinus Kraus: Begonnen hat der 22-Jährige Marinus Kraus als Nordischer Kombinierer. Da er jedoch im Springen stärker war als beim Langlauf, schnallte er von 2009 an nur noch Sprungskier an. Das macht sich bezahlt: Im Januar 2013 überstand er erstmals die Qualifikation bei einem Weltcupspringen - und in diesem Winter scheint er nun richtig durchzustarten. Beim Auftakt in Klingenthal wurde der Polizeimeister Achter, in der folgenden Woche in Kuusamo sogar Zweiter. "Mir macht's Spaß, dann geht's", sagte Kraus nach dem Springen gut gelaunt und kündigte an: "Ich bin gespannt, was noch kommt."

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Andreas Wellinger

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(Foto: dpa)

Andreas Wellinger: Andreas Wellinger ist am Boden geblieben - und das, obwohl Abheben sein Beruf und er darin ziemlich erfolgreich ist. Der 18-Jährige startete in der Saison 2012/2013 erstmals bei einem Weltcup, wurde sogleich Fünfter. Auch danach gelang ihm die ein oder andere gute Platzierung. Erst als dritter deutscher Skispringer nach Sven Hannawald und Andreas Wank gewann er die Gesamtwertung des Sommer-Grand-Prix, beim Winterauftakt in Klingenthal belegte er sogleich den zweiten Rang. Danach flog er auf Plätze zwischen Rang sechs und 15. Wellinger wuchs in Weißbach im Chiemgau auf, mit zweieinhalb Jahren stand er erstmals auf der örtlichen Piste auf Skiern. Doch das Abfahren wurde ihm schnell langweilig, er baute lieber mit seinen Freunden am Pistenrand Schanzen. Mit sechs Jahren sah Wellinger dann erstmals Sven Hannawald im Fernsehen und seitdem war für ihn klar: Er will Skispringer werden. Sein Ziel hat er mittlerweile erreicht.

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Richard Freitag

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(Foto: dpa)

Richard Freitag: Es sind keine leichten Wochen für den 22-Jährigen Richard Freitag gewesen. Während die Teamkollegen bereits auf die Schanzen kletterten und sprangen, laborierte der Sportsoldat aus dem sächsischen Frankenberg an einem Ermüdungsbruch im linken Mittelfuß. Doch die erfreuliche Nachricht: Freitag kehrt nun früher als erwartet zurück in den Weltcup. Nicht wie zunächst geplant erst bei der Vierschanzentournee in Oberstdorf sprang er wieder, sondern bereits in Lillehammer - und wurde auf der Normalschanze sogleich Dritter. Im Dezember 2011 gewann Freitag in Harrachov sein erstes Weltcupspringen - auf derselben Schanze hatte sein Vater Holger Freitag im Jahr 1983 gesiegt. Freitag war 2012 der erste Deutsche, der über 230 Meter weit sprang. Geboren wurde er übrigens im sächsischen Elabrunn, im selben Krankenhaus wie Jens Weißflog und Sven Hannawald.

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Michael Neumayer

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(Foto: dpa)

Michael Neumayer: "Es ist egal, ob man 17 oder 35 Jahre alt ist", sagte Michael Neumayer einst in einem Interview. Dennoch hat er sich bereits festgelegt: Nach den Olympischen Spielen 2014 will er seine Karriere beenden - er ist dann 35 Jahre alt. Zu Neumayers größten Erfolgen zählen die Silbermedaillen mit der Mannschaft bei der Ski-WM 2005 in Oberstdorf und 2013 in Val di Fiemme sowie der zweite Platz bei den Olympischen Spielen in Vancouver 2010, ebenfalls im Team. Neumayer ist eine wichtige Sütze der deutschen Mannschaft, ein Einzelspringen konnte er dagegen nie gewinnen. Was Neumayer nach Olympia vorhat? Vielleicht steigt er wieder in der Kanzlei seines Vaters ein. Dort arbeitete er vor seiner Sprungkarriere als Steuerfachangestellter, mittlerweile hat er zudem einen Abschluss in Betriebswirtschaftslehre.

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Andreas Wank

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(Foto: dpa)

Andreas Wank: Es ist eine stressige Zeit für Andreas Wank. Der 25-Jährige baut in Titisee im Schwarzwald ein Haus, er ist in diesen Monaten dabei, sein Bachelor-Managementstudium zu beenden - und er will nach einem etwas enttäuschenden vergangenen Jahr nun wieder angreifen. Bei den ersten Springen lief es noch nicht perfekt, mit der Mannschaft holte er immerhin in Klingenthal einen zweiten Platz. Ob Wank, der 1994 mit dem Skispringen begann, bei Olympia dennoch für eine Überraschung sorgen kann? Immerhin: 2010 in Vancouver holte er eine Silbermedaille im Mannschaftsspringen.

Deutsche Skispringer im Porträt

Karl Geiger

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(Foto: dpa)

Karl Geiger: Das Ziel gab Karl Geiger vor Saisonbeginn aus: "Ich möchte mit einem guten Start in den Winter gleich zu Beginn meine Ambitionen auf eine Olympia-Teilnahme unterstreichen", sagte der 20-Jährige. Der Sportler aus Oberstdorf zeigte in dieser Saison bislang solide, aber keine glanzvollen Leistungen: Nach einem zweiten Platz mit der Mannschaft in Klingenthal folgten ein 22. Platz im Einzelspringen, in Kuusamo der 14. Platz, in Lillehammer ein 15. Platz auf der Normalschanze, auf der Großschanze qualifizierte er sich nicht für den zweiten Durchgang. Sein bislang bestes Weltcupresultat erreichte Geiger 2012 als Sechster im russischen Sotschi. Ob er im Februar auf der Olympiaschanze noch einmal zeigen kann, was er kann?

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Maximilian Mechler

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(Foto: dpa)

Maximilian Mechler: Er galt als das große Versprechen, als potentieller Nachfolger von Sven Hannawald: 2001 machte Maximilian Mechler mit einem zweiten Platz bei der Juniorenweltmeisterschaft auf sich aufmerksam, 2003 belegte er beim Weltcupspringen in Trondheim den dritten Platz. Doch die ganz große Karriere folgte bislang nicht. Ein Weltcupspringen hat der 29-Jährige nie gewinnen können. Zu Beginn der Saison profitierte er von der Verletzung von Richard Freitag und rückte ins DSV-Team auf. Mechler sagte: "Mit dem Ausfall hat sich für mich die Möglichkeit ergeben, mein Können im Weltcup unter Beweis zu stellen." So richtig überzeugen konnte der Sportsoldat allerdings nicht. Nun ist Freitag überraschend schnell wieder genesen. In Lillehammer durfte Mechler deswegen nicht mitspringen.

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Martin Schmitt

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Martin Schmitt: "Nach einer längeren Umbauphase erstrahlt die Homepage nun in neuem Glanz", heißt es auf martin-schmitt.de. Ob der Skispringer ebenfalls nochmal erstrahlen kann? Gemeinsam mit Sven Hannawald sorgte der heute 35-Jährige Ende der Neunziger dafür, dass Skiskpringen zu einer der poulärsten Sportarten in Deutschland wurde. Schmitt gewann Gold bei Olympia 2002, bei der WM in Ramsau 1999 und Lahti 2011, er gewann 28 Weltcup-Rennen und zweimal sogar den Gesamtweltcup. In dieser Saison wurde Schmitt allerdings nicht für das DSV-Weltcup-Team nominiert und tingelt nun zu den Springen des Continentalcups. Auch in der vergangenen Saison musste der Olympiasieger diesen Weg gehen - schaffte allerdings in letzter Sekunde die Qualifikation für die Vierschanzentournee und wurde dort immerhin Zehnter. Einfach aufhören kann er wohl nicht.

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