Deutsche Biathlon-Frauen:Wir sind auch noch da

Lesezeit: 3 min

Sechste und Vierte in der Verfolgung: Vanessa Hinz (l.) und Maren Hammerschmidt. (Foto: dpa)
  • Während Laura Dahlmeier in Oberhof pausiert, zeigen andere deutsche Biathletinnen ihr Können.
  • Maren Hammerschmidt wird Vierte, Vanessa holt in der Verfolgung 28 Plätze auf und kommt auf Rang sechs.
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Von Saskia Aleythe, Oberhof

Maren Hammerschmidt war gewarnt. Es würde nicht einfach werden an diesem frostigen Nachmittag in Oberhof, das hatte die 27-Jährige bei den Biathlon-Männern kaum zwei Stunden zuvor gesehen. Der eiskalte Wind ließ die Fähnchen verrückt zappeln, die Kugeln verpassten so oft ihr Ziel, dass nun Vorsicht geboten war. Acht Minuten war ihr Rennen alt, als Hammerschmidt zum Liegendschießen kam: Erster Schuss, Treffer, zweiter Schuss, Treffer, so ging das weiter, ohne Pause, ohne Fehler. Nach 31 Sekunden stand Hammerschmidt schon wieder auf.

Mut wird im Sport nicht immer belohnt, es war auch eher das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, die sich für Hammerschmidt an diesem Wochenende ausgezahlt haben. Am Freitag war sie im Sprint auf Rang fünf gelaufen, nun in der Verfolgung holte sie, mit am Ende fünf Fehlern, noch einen Platz auf - ihr bestes Resultat in dieser Saison war bisher lediglich ein 20. Rang beim Sprint in Östersund gewesen.

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"Ich bin super zufrieden, es ist so viel Druck von mir abgefallen", sagte sie erleichtert, für die WM im Februar in Hochfilzen ist sie nun qualifiziert. Dass ihre Kollegin Laura Dahlmeier bei den ersten Rennen in Oberhof pausierte, gab den Blick frei auf das Potential, das sonst noch im deutschen Frauen-Team steckt. Und darum wird die Deutschen manch andere Nation beneiden.

Natürlich hatten die Organisatoren in Oberhof Laura Dahlmeier auf das Veranstaltungsheft gepackt, mit aus dem Zopf gezupften Löckchen lachte sie dem geneigten Fan entgegen, sie war schließlich Weltcup-Führende vor der Weihnachtspause. Eine Auswahl, die sich für den Veranstalter dann doch als etwas ungünstig erwies, schließlich nahm sich ausgerechnet Dahlmeier nun in Oberhof eine Auszeit. Sie müsse mit ihren Kräften haushalten, sagte die 23-Jährige, "ich bin in meiner Laufbahn ganz selten drei Weltcups am Stück gelaufen wie zuletzt im Dezember, und da war die Belastung viel höher als gedacht." Bei acht Einzelstarts lief sie fünf Mal aufs Podest, am Sonntag will sie beim Massenstart wieder antreten, dann nur noch als Gesamt-Dritte.

Die glänzenden Resultate von Laura Dahlmeier überstrahlen oft, was ihre Kolleginnen so treiben. Dahlmeier ist siebenfache WM-Medaillengewinnerin, aber hinter ihr formiert sich mit Franziska Preuß (vier), Franziska Hildebrand (drei), Vanessa Hinz (eine Medaille) ein starkes Trio, das auch in dieser Saison schon mit Plätzen in den Top Fünf überzeugen konnte.

In Oberhof zeigte Hinz erleichterte Hopser: In der Verfolgung am Samstag holte sie ganze 28 Plätze auf - von 34 auf sechs. "Ich wusste, mit einem guten Schießen ist heute ganz schön viel drin", sagte sie später, "und dann habe ich versucht, mich nicht vom Wind beeinflussen zu lassen". Mit nur zwei Fehlern gehörte sie zu den treffsichersten Athletinnen des Tages.

Wenn eine fehlt oder patzt, ist eine andere zur Stelle

Aktuell hat Frauen-Bundestrainer Gerald Hönig also fünf Top-Fünf-Athletinnen in seinem Kader - nicht so schlecht, einen Monat vor der WM. Am 8. Februar starten die Wettbewerbe in Hochfilzen, wer sich dann wie stark präsentieren wird, ist freilich ungewiss. Preuß musste nun schon den zweiten Weltcup wegen eines Infekts pausieren, auch Hildebrand ist weit von ihrer Kontinuität der Vorsaison entfernt. Doch das ist ja auch das gute an diesem Team: Wenn eine fehlt oder patzt, ist eine andere zur Stelle.

Als Magdalena Neuner 2012 den Sport verließ, hatten sie im Verband die schlimmsten Befürchtungen, doch nachgekommen sind nun doch welche. Preuß und Dahlmeier als große Talente, bei Hammerschmidt zahlte sich die Geduld aus. 2010 Junioren-Weltmeisterin, 2012 Weltcup-Debüt, doch mehr als ein 34. Platz kam für sie in den kommenden vier Jahren nicht heraus. "Da habe ich mir schon überlegt, ob das noch Sinn für mich macht", sagte Hammerschmidt, die in der vergangenen Saison plötzlich wieder auftauchte: Da rannte sie gleich zwei Mal aufs Podest - in Hochfilzen. Und nun ist sie genauso überraschend wieder in Erscheinung getreten, bei ihrer Premiere in Oberhof: "Ich wusste, 2017 wird mein Jahr. Ich hoffe, dass es so weiter geht."

© SZ vom 08.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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