Der Fall Hassan Kaldirim:Kontroverse um einen Fußballspieler

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Der Fall des Fußballers Hassan Kaldirim füllt mittlerweile zwei dicke Aktenordner. Seit 2010 streiten Mainz 05 und der türkische Fußballverein Kayserispor Kulübü um ein Transfergeschäft. Chronik einer undendlichen Geschichte.

Von Hans Leyendecker

Der Streit zwischen Mainz 05 und dem türkischen Fußballverein Kayserispor Kulübü im Fall des Fußballers Hassan Kaldirim füllt mittlerweile zwei dicke Aktenordner. Weil die Kontroverse beispielhaft ist für die schmutzigen Tricks in diesem Geschäft, wird der Fall hier dokumentiert. Eine undendliche Geschichte - von Januar 2010 bis heute.

11. Januar 2010:

Zwischen den beiden Vereinen wird ein Vertrag über den Wechsel Kaldirims von Mainz nach Kayseri vereinbart. Bestandteile des Vertrages sind eine Transferentschädigung in Höhe von 100.000 Euro für Mainz, die sofort zahlbar ist, sowie eine Transferbeteiligung bei einem Wechsel des Spielers zu einem anderen Klub innerhalb der Vertragslaufzeit. Mainz soll dann zwanzig Prozent der Transfer-Summe bekommen.

22. Juni 2012:

Medien berichten, Kaldirim wechsele zu Fenerbahce Istanbul. Kolportierte Ablöse: 3.750.000 Euro. Mainz fragt bei Kayserispor nach.

26. Juni 2012:

Kayserispor antwortet, der Wechsel des Spielers sei noch nicht perfekt. Weitere Anfragen der Mainzer bleiben ohne Antwort.

3. Juli 2012:

Mainz bittet die Deutsche Fußball-Liga (DFL) um Hilfe.

26. Juli 2012:

Kayserispor teilt mit, der Transfer sei noch nicht abgeschlossen. Es fehlten noch Unterschriften.

27. Juli 2012:

Kayserispor bestätigt die Transfersumme über 3,75 Millionen Euro, die in zwei Raten fällig sei. Ein Datum wird nicht genannt.

7. August 2012:

Mainz fragt per E-Mail nach, wann die Ratenzahlungen fällig seien, um eine Rechnung stellen zu können. Keine Antwort.

15. August 2012:

Per Einschreiben schickt Mainz an Kayserispor eine Rechnung in Höhe von 750.000 Euro.

16. August 2012:

Mainz reicht die Unterlagen auch an die DFL weiter.

17. August 2012:

Kayserispor bestätigt den Erhalt der Rechnung. Fenerbace zahle die 3,75 Millionen Euro in den nächsten beiden Jahren. Der Mainzer Rechnung werde widersprochen. Es müssten noch "Steuern" in Abzug gebracht werden.

3. September 2012:

Mainz teilt Kayserispor mit, der Welt-Fußballverband Fifa sei eingeschaltet worden. Kayserispor bittet, die E-Mail auf Englisch zu verfassen. Mainz übersetzt und informiert gleichzeitig den Deutschen Fußball-Bund (DFB) über die Entwicklung.

4. September 2012:

Mainz bittet den türkischen Verein erneut, die 750 000 Euro zu zahlen.

12. September 2012:

Die Fifa bestätigt, Unterlagen des Falles vom DFB bekommen zu haben.

28. September 2012:

Die Fifa fordert den türkischen Fußball-Verband auf, sich zu dem Fall zu äußern, und setzt dafür eine Frist: den 18. Oktober.

18. Oktober 2012:

Ein Anwalt des türkischen Vereins bittet um Fristverlängerung, weil zunächst die Unterlagen gesammelt und ausgewertet werden müssten.

24. Oktober 2012:

Die Fifa verlängert die Frist bis zum 5. November.

5. November 2012:

Der Anwalt von Kayserispor bittet erneut um Fristverlängerung. Dokumente müssten noch übersetzt werden.

7. November 2012:

Die Fifa setzt den 19. November als neue Frist fest.

19. November 2012:

Ein Anwalt des türkischen Vereins informiert Akteure über Details des Kaldirim-Deals.

29. November 2012:

Die Fifa bittet Mainz 05 und den DFB um Stellungnahme.

10. Dezember 2012:

Der DFB leitet eine Stellungnahme der Mainzer an die Fifa weiter. Für alle Fälle gibt Mainz 05 auch eine Kontonummer für die Zahlung an.

8. Januar 2013:

Die Fifa hakt bei Kayserispor nach. Eine Antwort soll bis 18.Januar erfolgen. Danach Geplänkel allerorten.

Februar 2013:

Das Geplänkel geht weiter.

18. April 2013:

Die Fifa informiert die Parteien, ein Einzelrichter sei mit dem Fall betraut worden.

24. Mai 2013:

Einzelrichter urteilt. Kayserispor muss innerhalb von 30 Tagen 585.000 Euro zuzüglich Verzugszinsen an Mainz 05 zahlen.

24. Juni 2013:

Der DFB informiert die Fifa darüber, dass die Zahlung nicht eingegangen sei. Bitte um Weiterleitung an das Disziplinarkomitee.

10. Juli 2013:

Die Fifa fordert Kayserispor zur sofortigen Zahlung auf.

11. Juli 2013:

Bei Mainz gehen 603.269,97 Euro ein. Darunter rund 18 000 Euro Verzugszinsen.

21. August 2013:

Die Fifa mahnt Kayserispor, die Restzahlung stehe noch aus. Bitte um Stellungnahme bis zum 4. September.

4. September 2013:

Kayserispor bittet die Fifa um Fristverlängerung, da Dokumente noch nicht übersetzt worden seien.

3. Oktober 2013:

Die Fifa verlängert die Frist.

6. Oktober 2013:

Die Fifa mahnt eine Antwort dringlich an. Keine Reaktion.

20. Februar 2014:

Die Fifa teilt mit, das Verfahren sei erneut an einen Einzelrichter übergeben worden.

17. März 2014:

Der Einzelrichter urteilt, Kayserispor müsse innerhalb von dreißig Tagen 165.000 Euro zuzüglich Verzugszinsen zahlen.

17. April 2014:

Mainz informiert die DFL, dass keine Zahlung eingegangen sei. Der Fall soll erneut an die Fifa weitergeleitet werden. Der DFB schreibt an die Fifa mit der Bitte um erneute Weiterleitung an die Disziplinarkommission.

25. April 2014:

Die Fifa informiert Mainz, dass Kayserispor nach eigenen Angaben angeblich das Urteil nicht erhalten habe.

5. Mai 2014:

Die Fifa teilt mit, Kayserispor habe jetzt den Eingang des Urteils bestätigt.

7. Juli 2014:

Die Fifa schickt erneut das Urteil in die Türkei.

8. Juli 2014:

Mainz schickt Kayserispor wieder einmal seine Bankdaten.

3. September 2014:

Die DFL wird informiert, dass immer noch keine Zahlung eingegangen sei und dass der Fall erneut an die Fifa weitergeleitet werden soll.

4. September 2014:

Der DFB bittet die Fifa um erneute Weiterleitung der Unterlagen an die Disziplinar-Kommission.

27. Oktober 2014:

Die Fifa fordert Kayserispor zur sofortigen Zahlung auf; ansonsten Weiterleitung ans Disziplinar-Komitee.

Bis heute reagierte Kayserispor nicht mehr auf Post aus Mainz und zahlt auch nicht.

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