Dennis Schröder in der NBA:Typ mit "ö" klaut Nowitzki den Ball

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Der eine streckt sich, der andere drückt ab: Dirk Nowitzki kann einen Wurf von Dennis Schröder nicht verhindern. (Foto: dpa)
  • Beim Duell der beiden Deutschen Basketballer Dennis Schröder und Dirk Nowitzki glänzt der Jüngere. Schröder zeigt beim Sieg seiner Atlanta Hawks gegen Dallas Mavericks seine stärkste Saisonleistung.
  • Amerika gewöhnt sich an den Mann - nur an das "ö" im Namen noch nicht.
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Von Jonas Beckenkamp

Die größte Frechheit erlaubte sich Dennis Schröder ausgerechnet im direkten Duell mit Dirk Nowitzki. Es war Schröders Nacht, sein größter Auftritt - man darf das ruhig so sagen: Das Spiel seines nun 21 Jahre und drei Monate langen Lebens.

Die NBA-Partie zwischen Schröders Atlanta Hawks und den Dallas Mavericks war in die entscheidende Phase der zweiten Hälfte eingebogen, da zog der junge Aufbauspieler zum Korb. Er kurvte an seinem Gegenspieler vorbei, beschleunigte kurz und ließ dann Nowitzki einfach stehen.

Ein eleganter Korbleger, zwei Punkte. Doch die Szene war noch nicht vorbei. Nowitzki warf den Ball achtlos zurück ins Spiel und prompt schnappte Schröder wieder zu. Ein Steal, ein flinker Wurf, drin. Solche Szenen gibt es im Basketball selten zu sehen, schon gar nicht von Nowitzki. Der 36-Jährige hat sich in seiner langen Karriere nie der Miesepetrigkeit schuldig gemacht, aber diesmal wurmte ihn Schröder so sehr, dass der blonde Würzburger die Lust verlor. Nowitzki gegen Schröder, dieses Aufeinandertreffen bildete den Rahmen einer Partie, die mit einem 105:102 für die Gäste aus Atlanta ein erstaunliches Ende fand.

Experten sprechen vom "breakout year"

Dass sich im amerikanischen Profi-Basketball zwei Deutsche begegnen, ist weiterhin selten wie eine Sonnenfinsternis - doch dieser Abend in Dallas deutete an, dass neben dem ewigen Würzburger Nowitzki auch der Braunschweiger Schröder eine veritable NBA-Laufbahn hinlegen könnte. Als Regisseur seiner Hawks zeigte der 1,88 Meter große Nationalspieler wie schon in den vergangenen Wochen, warum in den USA viele Experten von seinem "breakout year" sprechen.

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Von Jonas Beckenkamp

Mit einem persönlichen Karrierebestwert von 22 Punkten war Schröder der treffsicherste unter allen Akteuren. "Dennis Schroder zeigte seine stärkste Saisonleistung", folgerte voller Lob die Zeitung Atlanta Journal-Constitution, als Point Guard sei er ein "rasanter Beschleuniger". Amerika lernt diesen talentierten Burschen aus Germany gerade kennen. Nur dass sich sein Name mit 'ö' schreibt, bereitet noch Probleme.

Wegen der Verletzung von Hawks-Antreiber Jeff Teague hatte der Deutsche zum dritten Mal nacheinander in der Startformation gestanden. Neben seinen Punkten wirkte er mit sechs Assists und krallte sich drei Rebounds. Nowitzki kam nur auf 16 Zähler, seinen "Mavs" half nach krachendem Rückstand auch eine Aufholjagd nichts mehr.

Mit dem vierten Sieg in Serie bestätigte Atlanta seinen zweiten Platz in der Eastern Conference - wegen ihrer flexiblen Offensive gelten die Hawks mittlerweile als echte Attraktion. Trainer Mike Budenholzer hat seine Mannschaft zu einer fein abgestimmten Passmaschine entwickelt, in der alle Spieler Gefahr auf den gegnerischen Korb ausstrahlen. Wer Atlanta zuschaut, erlebt eine seltene Mischung aus selbstlosem Spiel und flüssiger Angriffsstrategie. "Aus meiner Sicht sind sie das meist unterschätzte Team des Basketballs", sagte selbst Dallas-Coach Rick Carlisle, "so wie sie gerade zusammenspielen, sind sie DER Favorit im Osten."

Dabei ragt eigentlich keiner so richtig aus dem Team heraus. Profis wie der Allrounder Paul Millsap, Dreierschütze Kyle Korver oder der spielintelligente Center Al Horford passen ideal ins System. Die Ideengeber Schröder und Teague (wenn er fit ist) haben es leicht, die Offensive anzukurbeln: Schnelle Pässe, geschickte Laufwege und ausgeklügelte Spielzüge führen zu einem Fluss im Angriff. Gegen Dallas übernahm Schröder schon früh die Initiative - dabei spielte er gegen eine wahre Abwehrklette: Rajon Rondo.

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Ihn hatte Dallas gerade aus Boston verpflichtet. Rondo gab sich bei seinem Debüt alle Mühe, er kam auf 13 Punkte und elf Vorlagen, doch einen konnte er nicht stoppen: Schröder. "Es war großartig, gegen Rondo anzutreten. Er war immer mein Lieblingsspieler - genau wie Dirk Nowitzki", sagte Schröder, "ich war heute einfach bereit."

Große Anerkennung erhielt er auch von seinem Coach. "Dennis war vorne und hinten aggressiv. Er war defensiv gut. Er hat offensiv mehrere wichtige Würfe getroffen und seinen Weg zum Korb gefunden", erklärte Budenholzer. Der frühere Meister-Ko-Trainer der San Antonio Spurs gilt als ausgesprochener Förderer des jungen Deutschen.

Im Vergleich zu seinem schwierigen ersten NBA-Jahr bekommt Schröder jetzt deutlich mehr Spielzeit, sein Punkteschnitt ist von 3,7 auf 9,2 gestiegen. Der Trainer lässt ihn sogar in entscheidenden Phasen auf dem Parkett - und sein Lehrling dankt es ihm mit Konstanz. Die NBA wird sich an diesen Typen mit dem 'ö' im Namen gewöhnen müssen.

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