Darts-WM:Clemens schreibt deutsche Dartsgeschichte

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Dartsgeschichte im "Ally Pally". Gabriel Clemens of Germany feiert gegen Alan Soutar . (Foto: Mike Owen/Getty Images)

Als erster Deutscher zieht Gabriel Clemens in das Viertelfinale der Darts-WM ein. Dort trifft der Saarländer nun auf den Weltranglistenersten Gerwyn Price.

Von Korbinian Eisenberger

Darts ist wie Malerei, nur dass die Künstler des Pfeilwurfs mit mehr Distanz vor ihrem Werk stehen. Der Dartsprofi Gabriel Clemens mit dem Künstlernamen "German Giant" also stand da, wählte einen Punkt aus, und tupfte die Pfeile pinselweich in das runde Brett. Am Ende hatte er an diesem Freitagnachmittag ein Meisterwerk vollbracht: 4:1 gegen Alan Soutar. Oder wie sie in der acht Meilen weiter südlich stehenden Tate Modern sagen würden: ein echter Clemens.

Zum ersten Mal in der Historie der Disziplin Darts steht ein deutscher Spieler im Viertelfinale der Weltmeisterschaft. Beim Turnier im Alexandra Palace im Norden London hat der Saarländer Clemens dem Schotten Soutar wenig Chancen zur kreativen Entfaltung gelassen. Mit ihm freuten sich Hunderte aus Deutschland mitgereiste Fans.

Vor zwei Jahren stand Clemens schon einmal an der Schwelle zum elitären Kreis der besten acht Pfeilwurfsportler des Planetens. Im Achtelfinale hatte er sich mit dem Polen Krzysztof Ratajski ein Drama in sechs Akten geliefert - ehe der Pole mit dem 4:3 in Satz sieben den Schlussstrich zog.

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In Alan Soutar stand dem letzten Deutschen im Turnier nun der letzte Schotte gegenüber. Nicht der favorisierte Titelverteidiger Peter Wright, auch nicht Doppelweltmeister Gary Anderson. Sondern ein 44 Jahre alter Feuerwehrmann aus Arbroath, der an den Weihnachsfeiertagen zwei Nachtschichten absolviert hatte - und nun zur Nachmittagssession antrat. Soutar hatte zuvor einen der Turnierfavoriten ausgeschaltet, den an Nummer neun gesetzten Niederländer Danny Noppert. Nun also stand der Listen-25. aus Saarwellingen im Weg.

Soutar sieht kurz vor dem Pfeilwurf immer so aus, als kratze er sich mit dem kleinen Finger am Ohr. Das Ohr des Soutars aber ließ Clemens nicht gehörig werden. Der 39-Jährige gewann Satz eins mit 3:0 Legs, gönnte sich dann eine kleine Schwächephase, ehe er sich nach der Pause beim Stand von 1:1-Sätzen auf und davon machte - und sein Gemälde mit wenigen Strichen fertig malte.

Kunstkritiker dürften anmerken, dass der Turnierbaum dem Teilnehmer Clemens bis dato nicht gerade die Avantgarde des Weltdarts beschert hat. Im Viertelfinale wird sich das ändern: Er trifft am Neujahrstag auf den Weltranglistenersten Gerwyn Price. Clemens' Botschaft an den Waliser: "Wenn ich wieder die Leistung bringen kann und in den richtigen Momenten da bin, denke ich schon, dass ich Gerwyn Price gefährlich werden kann. Ich hab nichts dagegen, nochmal wiederzukommen."

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