Darts-WM mit Schindler und Clemens:Der verflixte siebte Satz

Lesezeit: 2 min

Martin Schindler erlebte im Ally Pally die Härten des Darts-Sports gegen Scott Williams. (Foto: Steven Paston/dpa)

Martin Schindler steht im Duell gegen den Engländer Scott Williams kurz vor seinem größten WM-Erfolg. Am Ende verliert der Brandenburger in einem sportlichen Drama noch nach Verlängerung - und auch ein zweiter Deutscher scheidet aus.

Von Korbinian Eisenberger

90 Minuten waren nahezu verstrichen, und noch immer lief diese Partie. Ein Darts-Match, kein Fußballspiel. Es ging gar in die Verlängerung - und so ereignete sich im Alexandra Palace ein sportliches Drama.

Für gewöhnlich kommen die Menschen zur Naherholung in diese Gegend im Norden Londons. Der deutsche Dartsspieler Martin Schindler wird eventuell eine Wellness-Kur benötigen, nach diesem Drittrunden-Match am Mittwochnachmittag bei der Darts-WM. Beim Spielstand von 3:3 nach sechs Sätzen musste ein siebter Durchgang die Entscheidung bringen. Und den verlor der 27-Jährige alsbald in einem Finale, das mehr einem Thriller von Sir Arthur Conan Doyle glich als einem Pfeilwurfwettbewerb.

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Schindlers Gegner, der Engländer Scott Williams, konnte es nach seinem versenkten Matchdart selbst kaum fassen, was hier gerade passiert war - und er bemühte nach diesem britisch-deutschen Dartsduell sogar die dunkle Historie: "One Worldcup and one World War", sagte er auf der Bühne, noch geladen von Emotionen, ins Mikro von Sky Sports England. Auf der Insel wird dieser Satz gerne verwendet, wenn mal wieder ein sportlicher Sieg gegen den deutschen Rivalen gelungen ist. Und für Williams war es auch sonst ein besonderer, wenn nicht sein größter Sieg auf den Dartsbühnen dieser Welt.

Für Schindler wäre es einer der größten Karriereerfolge gewesen

Für den Strausberger Schindler wäre es seinerseits einer der größten Karriereerfolge gewesen. Als zweiter Deutscher überhaupt stand er kurz davor, in die Runde der letzten 16 einzuziehen. Gegen Williams knüpfte er zunächst an seinen überzeugenden Zweitrunden-Auftritt gegen den Niederländer Jermaine Wattimena (3:1) an, verlor dann aber den Faden, ehe er sich wieder zu fangen schien. Der letzte Richtungswechsel auf der Londoner Bühne allerdings sollte zu seinen Ungunsten schwenken.

"Ich habe nicht viel falsch gemacht, nur minimal, ein bisschen", sagte Schindler danach sichtlich enttäuscht am Mikrofon von Sport1. Es war ja auch schwer zu glauben. Mit 13 perfekten 180er-Würfen, also je drei Pfeilen ins Triple-20-Feld auf der runden Zielscheibe, hatte Schindler einen deutschen WM-Rekord aufgestellt. Er hatte gar die bessere Durchschnittsquote als sein Gegner zu verzeichnen. Und stand nun doch als Verlierer da.

Wie er das noch hergeben konnte? "Ich bin ehrlich, ich dachte nach der 2:0-Satzführung: Ich kann das Ding hier mit 4:1, vielleicht 4:2 holen", sagte Schindler. Er habe gar ein 4:0 für möglich gehalten, so gut fühlte es sich am Anfang auf dieser Bühne an, mit der er bis dato ja stets zu kämpfen hatte. Aber dann: kam Williams zurück, im Stile eines Kriegers. "The Warrior" machte seinem Namen Ehre - und "The Wall" bekam es zu spüren. "Er hat zu keiner Sekunde aufgegeben", sagte Schindler. "Das muss man ihm hoch anrechnen."

Bevor er nach einem Break den ersten Satz für sich entschied, hatten die zahlreichen deutschen Fans - darunter BVB-Profi Nico Schlotterbeck - den 27-Jährigen mit "Martin-Schindler-Ole"-Rufen gefeiert. Am Ende gelang es dann zunehmend seinem Gegner, mit lautstarken Jubelgesten die britischen Zuschauer für sich zu gewinnen - und das half ihm auf der Bühne. Ganz besonders, als es zur Entscheidung in die Satzverlängerung ging. Diesem, aus Schindlers Sicht, verflixten siebten Satz.

Und im zweiten dieses insgesamt vierteiligen deutsch-britischen Duells unterlag schließlich am späteren Mittwochnachmittag auch Vorjahreshalbfinalist Gabriel Clemens einem Engländer. Gegen Dave Chisnall verlor Clemens deutlich in fünf Sätzen mit 1:4.

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