Dart:Dart-WM im Ally Pally - «Stand up if you love the darts»

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London (dpa) - Die Stimmung in der West Hall des Alexandra Palace ist schon in der Vorrunde der Dart-WM wie beim Karneval. Das Bier kommt in Krügen.

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London (dpa) - Die Stimmung in der West Hall des Alexandra Palace ist schon in der Vorrunde der Dart-WM wie beim Karneval. Das Bier kommt in Krügen.

Die Zuschauer sind als Weihnachtsmänner, Superhelden oder Donald Trump verkleidet. Auch der Lärmpegel im Gebäude, das alle nur Ally Pally nennen, erinnert an ein Volksfest. Während auf der Bühne die Spannung steigt, singt das angeheiterte Publikum „Stand up if you love the darts“ (Steht auf, wenn ihr Darts liebt). Nach jeder Runde ertönt aus den Lautsprechern „Chase The Sun“ von Planet Funk, längst ein Kultsong der Dart-Fangemeinde, und alle singen „döp döp“.

Vor etwa 20 Jahren sei das losgegangen, sagt PDC-Sprecher Dave Allen. „Das hatte wohl auch damit zu tun, dass das Turnier in der Weihnachtszeit stattfindet“, erklärt er. „Die Fans haben daraus eine Feier gemacht. Mit der Zeit ist das immer mehr geworden.“ Allen hat schon viele witzige Situationen erlebt. „Ein Typ hat sich mal als Jesus verkleidet. Während einer Werbepause, als alle saßen, stellte er sich auf seinen Stuhl, und das Publikum sang für ihn 'Happy Birthday' - ein großartiger Moment.“

An die beste Verkleidung erinnert sich Allen ebenfalls gern. Die hatte eine Gruppe, die vor einem Jahr hier war. „Die kamen als Elemente eines englischen Frühstücks“, lacht Allen. „Ein Typ war ein Würstchen, einer war der Speck, einer die Eier, einer die Bohnen und einer Toast. Dann haben die sich auf den Boden gelegt und gebratenes Frühstück gemacht. Das war super!“

Zumindest in der Vorrunde tritt das Sportliche für viele in den Hintergrund. Im „Fandorf“ im großen Saal nebenan gibt es Bars und Buden. „Ich bin kein riesiger Dart-Fan. Aber im Ally Pally muss man dabei sein“, sagt Ben und grinst. Der Mittzwanziger ist aus der Kleinstadt Fleet im süd-östlichen Hampshire angereist und trägt ein Bananen-Kostüm. Nicht die Pfeilewerfer hätten ihn angelockt, sondern „die Atmosphäre, das Bier und die Mädchen“. Ähnliche Gründe nennen auch andere Männer, die unter den 3000 Anwesenden pro Abend klar in der Überzahl sind. Der Anteil weiblicher Fans steigt allerdings nach Angaben des Dart-Weltverbandes PDC.

Mit Dragutin Horvat und Max Hopp sind nur zwei deutsche Spieler qualifiziert. Sie zählen zwar noch nicht zu den Favoriten. Doch Hopp zog nach dem Erfolg über Vincent van der Voort in die zweite Runde ein. Horvat schied aus.

Mit 15 Prozent stellt Deutschland in London die zweitgrößte Zuschauergruppe. Von den 66 000, die während der WM vor Ort sind, kommen etwa 10 000 aus Deutschland. Auch, weil der deutsche Sender Sport1 seit zwölf Jahren live aus dem Ally Pally überträgt. „Wir haben das immer im Fernsehen geguckt und dachten uns: 'Geile Stimmung!'“, sagt Mike aus Nürnberg. „Deswegen sind wir hergekommen.“ Sechs Freunde in bayerischer Tracht begleiten ihn. „Wir machen uns ein schönes Wochenende mit Kumpels“, sagt Peter, der gerade für Bier-Nachschub sorgt. Natürlich im Krug.

Dart passe gut zu den Deutschen und ihrer Kultur, findet Barry Hearn, Vorsitzender der PDC. „Sie mögen gern Bier. Sie lieben es, mit ihren Freunden zu plaudern und zu singen und dabei Weltklasse-Sport zu sehen“, glaubt Hearn. Neben dem Bier ist der Gesang wichtig bei der Dart-WM. Zwischen den Fans an den Tischen und denen auf der preisgünstigeren Tribüne läuft ein ständiges Gesangsduell. „You can't afford a table“ (Ihr könnt euch den Tisch nicht leisten), grölen die einen. „Boring, boring tables“ (Langweilige, langweilige Tische), singen die anderen. Das gehört zum Ritual.

Für Hearn, der in England als Promoter unterschiedlicher Sportarten wie Snooker, Golf und Bowling bekannt wurde und seit 15 Jahren die Geschicke der PDC lenkt, ist das einer der Gründe, warum Dart immer populärer wird. „Dart ist die einzige Sportart, bei der Weltklasse-Sport in Party-Atmosphäre stattfindet“. Während er das sagt, endet in der West Hall des Alexandra Palace die nächste Runde. Man merkt es daran, dass 3000 Zuschauer lautstark „döp döp“ singen.

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