Comeback von Floyd Mayweather Jr.:Vorkampf für den großen Zahltag

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Nach 16 Monaten kehrt der unbesiegte Floyd Mayweather in den Ring zurück. Er boxt offiziell um den WM-Titel, doch gilt die Begegnung mit Victor Ortiz als Vorbereitung auf den wohl höchstdotierten Boxkampf aller Zeiten.

Jürgen Schmieder

Es gibt ein Video von Floyd Mayweather, in dem der Boxer Dollar-Scheine auf die Kamera wirft und sagt: "Ich bin Flyod, ich bin Floyd, ich bin 'Money' Mayweather!" Ein anderes Video zeigt Mayweather, wie er in einem Hotelzimmer eine Million Dollar in bar hortet. In einem dritten Film zündet sich Mayweather in einem Nachtclub in Atlanta eine Zigarre mit einem 100-Dollar-Schein an.

Nach 16 Monaten Pause wieder im Ring: Floyd Mayweather Junior. (Foto: REUTERS)

Er ist nicht unbedingt ein netter Mensch, dieser Floyd Mayweather. Wer mit ihm spricht, der hört innerhalb von fünf Minuten mindestens 100 Schimpfwörter. Zu seinen engsten Freunden gehört der Rapper 50 Cent, der in einem Musikstück mindestens 100 Schimpfwörter verwendet. Er hat sechs Gerichtsverfahren am Hals, von Steuerhinterziehung bis hin zu häuslicher Gewalt. Kürzlich warf Mayweather vor laufenden Kameras seinen Vater Floyd Senior, ehemals ein herausragender Boxer, aus dem Trainingslager und verwendete dabei mindestens 100 Schimpfwörter.

Mayweather ist ein formidabler Boxer, in 41 Profikämpfen ist er unbesiegt, er ist einer der über die Gewichtsklassen hinweg talentiertesten Kämpfer, ein strategisches Genie und der wohl beste Defensivboxer aller Zeiten. Beim WM-Kampf im Weltergewicht in der Nacht zum Sonntag in Las Vegas gegen Victor Ortiz (Eurosport, drei Uhr) gilt er als haushoher Favorit - obwohl Ortiz der Titelträger des Verbandes World Boxing Council (WBC) ist und Mayweather nach seiner 16 Monate dauernden Pause nur der Herausforderer.

Der 34-Jährige ist aber auch ein cleverer Geschäftsmann, seinen Beinamen "Money" trägt er nicht ohne Grund. Kürzlich schlug er das Angebot aus, gegen Manny Pacquiao anzutreten - seine Kampfbörse hätte bei 50 Millionen Dollar gelegen. Mayweather begründete seine Absage damit, dass keine Einigung über Dopingtests während des Trainingslagers erzielt werden konnte. Er vermute, dass die übernatürliche Schnelligkeit des Filipinos tatsächlich übernatürlich sein könnte.

Die inoffizielle Begründung dafür, dass der Kampf noch nicht zustande gekommen ist: Das Duell zwischen Mayweather und Pacquiao könnte beiden Boxern jeweils mehr als 60 Millionen Dollar einbringen, wenn sie den ohnehin grenzenlos anmutenden Hype noch ein bisschen erhöhen.

Also boxt Mayweather erst einmal gegen Ortiz, offiziell geht es um den Titel der WBC, inoffiziell ist es ein Vorbereitungskampf auf die höchstdotierte Boxveranstaltung aller Zeiten. Mayweather kann seinen Marktwert mit einem Sieg gegen einen gefährlichen Titelträger zusätzlich erhöhen - zum anderen möchte er sich sportlich auf Pacquiao einstellen.

"Ich glaube, dass er Ortiz bewusst gewählt hat, um sich auf einen Kampf gegen mich vorzubereiten", sagt Pacquiao, "Ortiz ist schnell, er ist beweglich, er ist schlagstark - vor allem aber ist er ein Rechtsausleger wie ich." In der Tat wirkt der 24-jährige Ortiz wie eine jüngere und nicht ganz so talentierte Version von Pacquiao, dem laut Ring Magazine derzeit über die Gewichtsklassen besten Boxer der Welt.

Das Besondere an Ortiz' Kampfstil: Er boxt in der ungewöhnlichen Rechtsauslage, obwohl er Rechtshänder ist. "Ich mache alles mit der rechten Hand, nur habe ich in der linken Hand irgendwie mehr Kraft", sagt er, "ich fühle mich als Boxer wohler in der Rechtsauslage, weil ich weniger getroffen werde und aggressiver agieren kann." Mayweather ist erst einmal gegen einen so genannten "Southpaw" angetreten, im April 2006 gegen Zab Judah - und Mayweather hatte in den ersten Runden große Probleme, mit dem Stil seines Gegners zurechtzukommen, ehe er das Duell dominierte.

Der Kampf am Samstag gilt auch als das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Boxphilosophien - und nicht wenige Beobachter trauen dem 24-jährigen Ortiz eine Überraschung zu. Mayweather ist ein strategisches Genie, ein boxender Künstler, der seine Gegner nicht umhaut, sondern sie fein säuberlich seziert.

Die Kämpfe von Ortiz sind meist spektakuläre Schlagabtausche mit zahlreichen Niederschlägen. Der 24-jährige marschiert mutig nach vorne, schlägt präzise Kombinationen und bringt immer wieder seine wuchtige Schlaghand ins Ziel. Er verliert bei seinen Angriffen jedoch häufig die Balance und ist damit anfällig für Konter.

29 von 33 Profikämpfen hat Ortiz gewonnen (zwei Unentschieden, zwei Niederlagen), 22 davon durch Niederschlag. Das Ring Magazine führt ihn im Weltergewicht direkt hinter Pacquiao auf Platz zwei, Mayweather taucht aufgrund seiner langen Pause nicht in der Rangliste auf.

Der Kampf zwischen Mayweather und Ortiz dürfte eines der spannendsten und spektakulärsten Duelle des Jahres werden - und doch ist es eben nur ein Vorkampf. Den zweiten Vorkampf bestreitet Manny Pacquiao am 12. November gegen Juan Marquez. Danach sollen Mayweather und Pacquiao gegeneinander antreten. Endlich.

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