Champions League:Wieder hingefallen

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Doppelpack in Göteborg, Nullnummer in München: Auch Mandy Islacker brachte den Ball am Mittwoch nicht im Tor unter – dank ihrer Treffer in Schweden stehen Bayerns Frauen dennoch im Achtelfinale der Champions League. (Foto: imago)

Gegen den FC Göteborg erreichen die Fußballerinnen des FC Bayern mit Mühe das Achtelfinale. Trainer Jens Scheuer muss nun herausfinden, welche Spielerinnen dem großen Druck standhalten können.

Von Anna Dreher

Noch vor ein paar Tagen hatte das alles so gut geklappt. Lücken sehen, Bälle im passenden Moment abspielen und ohne Hektik annehmen, den Blick kurz heben und dann: richtiger Winkel, richtige Geschwindigkeit, Tor. Die Fußballerinnen des FC Bayern München hatten ihr Handwerk gegen den SC Sand am vierten Spieltag der Bundesliga sogar derart gut verstanden, dass über dem Bericht auf der Vereinshomepage vom sechsten Sieg im fünften Spiel die Rede war. Das dürfte zuvor nun wirklich noch keiner Mannschaft gelungen sein!

Linda Dallmann hatte bei diesem Coup getroffen, die in dieser Saison einen erneut zuverlässigen Eindruck erweckende Angreiferin Mandy Islacker gleich zwei Mal, Jovana Damnjanovic und Nicole Rolser erhöhten auf 5:0 und machten den Arbeitstag zu einem sehr glücklichen für die Münchnerinnen. Vor allem, nachdem die Mannschaft von Trainer Jens Scheuer zuvor überraschend 1:2 gegen Leverkusen verloren hatte und als nächstes das erste Saisonheimspiel in der Champions League gegen den FC Göteborg bevorstand. "Wir sind hingefallen - und jetzt sind wir wieder aufgestanden", hatte Scheuer am Wochenende also festgestellt. Und wohl nicht damit gerechnet, seinen Spielerinnen so schnell wieder beim Stolpern zuschauen zu müssen.

Am Mittwochabend bei der 0:1 (0:0)-Niederlage gegen Göteborg versuchte es eine nach der anderen mit handwerklicher Routine und Kreativität. Und es sah eigentlich nicht danach aus, als ob Lina Magull (11. Minute), Islacker (29.), Damnjanovic (31.), Kathrin Hendrich (50.) oder Dallmann (75.) bei ihren unterschiedlichen Schussvariationen irgendetwas anders machen würden als beim 5:0 gegen den SC Sand. Aber jene Eigenschaft, die diese Mannschaft noch unter dem bis diesen Sommer verantwortlichen Trainer Thomas Wörle zusätzlich zu den gewonnenen Meisterschaften 2015 und 2016 Titel gekostet hat, machte sich nun auch nach dem großen Umbruch wieder bemerkbar: eine unbefriedigende Chancenverwertung. Bayerns Glück war, dass Göteborg bis auf das 1:0 durch Rebecka Blomqvist in der 80. Minute erstens seltener in eine aussichtsreiche Position kam und zweitens fast ebenso wenig wie die Gastgeberinnen aus diesen wenigen Chancen machte. "Wir haben uns selbst etwas in die Bredouille gebracht. Wir hatten das Spiel über einige gute Einschussmöglichkeiten", sagte Scheuer. "Die muss man auf diesem Niveau einfach nutzen. Dann wäre viel früher Ruhe im Spiel gewesen. So war es bis zum Schluss eng."

Islackers entscheidendes zweites Tor in der dritten Minute der Nachspielzeit zum 2:1-Sieg vor zwei Wochen in Göteborg hat den Bayern also den Einzug ins Achtelfinale der Champions League gerettet. Und den Glauben an das Ziel aufrechterhalten, es mindestens so weit wie in der vergangenen Spielzeit zu schaffen, als erst im Halbfinale gegen den FC Barcelona Schluss war.

Für Scheuer wird es eine zentrale Aufgaben sein, aus dem grundsätzlich gut zusammengestellten Kader nun jene Spielerinnen zu erkennen, die den Unterschied ausmachen können. Nach drei Wechseln am Mittwoch (46. Rolser für Ali Riley, 72. Lineth Beerensteyn für Islacker, 84. Simone Boye für Dallmann) sprach Scheuer bereits davon, entsprechende Erkenntnisse über die Druckresistenz gesammelt zu haben: "Da selektieren wir gerade noch ein bisschen, welche Spielerinnen dann auch wirklich solche Situationen aushalten." Wichtig wird das vor allem, weil ohnehin starke Konkurrenten wie der amtierende Champions-League-Sieger Olympique Lyon gegen den russischen Ryazan VDV mit 16:0 Toren und der VfL Wolfsburg gegen den kosovarischen Mitrovica KFF mit 13:0 Treffern das Achtelfinale erreicht haben. Zusätzliches Selbstbewusstsein gab's oben drauf. Gegen schwächere Gegner, ja. Aber wie lautet die oft bemühte Floskel? Wer den Titel will, muss jeden schlagen. Der FC Bayern erfährt am Montag nach der Auslosung, wer das für ihn als nächstes sein wird.

© SZ vom 27.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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