Champions League:Leverkusen scheitert auf der Torlinie

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Aufregung in der 48. Minute: Chicharito (vorne) hatte den Ball Richtung Tor gestochert, Lloris parierte. Aber es war auf der Linie. Kein Treffer. (Foto: Jan Huebner/imago)
  • Drittes Spiel, drittes Remis - die Bayer-Elf bangt nach dem 0:0 gegen Tottenham ums Weiterkommen.
  • Besonders Stürmer Chicharito muss sich ärgern.
  • Hier die aktuellen Ergbnisse.

Von Ulrich Hartmann, Leverkusen

Vor einem Champions-League-Spiel klingt aus den Stadionlautspechern allerhand klassische Musik. Tschaikowskys Klavierkonzert Nummer eins hat sich ein Sponsor als Erkennungsmusik ausgesucht; Händels Krönungsmusik "Zadok, der Priester" hat die Champions League marginal zur Erkennungshymne umkomponieren lassen.

So viel Klassik macht aus einem Fußballspiel ein konzertant-kulturelles Highlight, wenn denn im Anschluss die beiden Mannschaften in der Lage sind, das musikalische Niveau fußballerisch zu halten. Bayer Leverkusen gelang dies gegen den Londoner Stadtteilklub Tottenham Hotspur nach einer schwachen ersten Halbzeit erst in der zweiten Hälfte. Das Siegtor ist ihnen bei einem unterhaltsamen Nullzunull trotz bester Chancen aber nicht geglückt, weshalb sie sich nach dem dritten Remis im dritten Gruppenspiel nur als Gruppendritter wiederfinden.

Leverkusens Trainer Roger Schmidt hatte seine Mannschaft auf drei Positionen verändert: Kapitän Lars Bender kehrte in die Startelf zurück, für ihn musste Abwehrmann Wendell weichen. Vorne kamen Stefan Kießling als saisonaler Startelfdebütant und Admir Mehmedi für Julian Brandt und Kevin Volland. Bei der 1:2-Niederlage in Bremen hatte den Leverkusenern die Durchschlagskraft gefehlt. Das wollten sie verbessern gegen jene Spurs, die als Premier-League-Dritter mit nur vier Gegentoren die beste Abwehr der Liga haben.

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"Wir wollen die Chance diesmal nicht vertun", hatte Schmidt mahnend gesagt und damit an die ersten beiden Gruppenspiele erinnert, als die Leverkusener gegen Moskau eine 2:0-Führung verspielt hatten und in Monaco in der Nachspielzeit eine 1:0-Führung. Die beiden Unentschieden hatten sie jetzt in die Situation gebracht, zur Wahrung besserer Chancen gewinnen zu müssen, aber davon war im strömenden Regen zunächst nichts zu sehen.

Die Leverkusener taten sich anfangs schwer, im mitunter zum 4-5-1 verdichteten Spurs-Netz den Ball rotieren zu lassen. Die Briten glänzten mit schnellem Umschalten nach Balleroberung, aber das Tor des niederländischen Nationalstürmers Vincent Janssen nach zehn Minuten wurde abgepfiffen, weil sein Vorlagengeber Heung-Min Son im Abseits stand.

Der Südkoreaner, bis 2015 in Leverkusen beschäftigt, ist in der Premier League soeben zum "Spieler des Monats" gekürt worden. Auch dank seiner überragenden Form wurde Tottenham schnell dominant, versäumte allerdings, sich trotz besserer Chancen eine Führung herauszuspielen. Ein Kopfball von Janssen knallte in der 39. Minute an die Latte, den Nachschuss von Erik Lamela lenkte Bernd Leno über sein Tor.

Die in ihrer Liga ungeschlagenen Londoner, die gar Pep Guardiolas Manchester City jüngst die erste Niederlage (0:2) beibrachten, waren zunächst klar besser, doch das kippte nach der Pause ins Gegenteil. Mit Julian Baumgartlinger für Hakan Calhanoglu erhoffte sich Schmidt nach der Pause mehr Stabilität, und so kamen die Gastgeber in der 48. Minute gleich zu ihrer besten Chance, als Torwart Hugo Lloris einen Ball von Javier Hernandez auf der Torlinie nur um Millimeter an der vollständigen Überquerung hinderte. Bloß die Torlinientechnik konnte das Rätsel lösen.

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Die Leverkusener spielten erst jetzt mit mehr Mumm - und die Londoner an die Wand. Einen Freistoß von Charles Aranguiz lenkte Lloris um den Pfosten (57.), eine Minute später blockte Tottenhams Verteidiger Danny Rose einen Schuss von Hernandez. Auch Mehmedi prüfte Lloris aus der Distanz (63.); aufgrund eines Handspiels von Rose nach einer Ecke hätte es Elfmeter für Leverkusen geben können.

Fünf Minuten später hatte Ömer Toprak den Führungstreffer auf dem Kopf und weitere vier Minuten darauf auf dem Fuß. Kurz vor Schluss scheiterte Kießling. Am Ende hatten beide Teams ihre Chancen grob fahrlässig vergeben: Tottenham in der ersten Hälfte, Leverkusen in der zweiten.

© SZ vom 19.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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