Champions League: FC Basel - FC Bayern:Platz zwei ist nicht geplant

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Der FC Basel steht vor dem Spiel gegen den FC Bayern unter Druck: Es fehlt die Konstanz - die Elf von Trainer Thorsten Fink droht an der Zusatzbelastung Champions League zu scheitern.

David Wiederkehr

Einen besseren Gegner als den Erzrivalen hätten sie sich nicht wünschen können. Zur Einstimmung auf das Duell mit dem FC Bayern schlugen die Fußballer des FC Basel am Samstag den FC Zürich 4:1. Das, obwohl sie die Partie nach zwei roten Karten mit neun Spielern beendet hatten. Aber gegen Zürich gewinnt Basel stets mit Leichtigkeit - in den vergangenen 18 Spielen gab es jedenfalls keine Niederlage.

Gelungene Generalprobe vor dem Bayern-Spiel: Valentin Stocker (vorne) und sein FC Basel bezwangen Alexandre Alphonse (hinten) und dessen FC Zürich mit 4:1. (Foto: REUTERS)

Vielleicht hat der FC Zürich den Baselern also das Selbstvertrauen zurückgegeben, das im Laufe dieser Saison gelitten hatte. Basel ist nur Tabellenzweiter mit fünf Siegen aus zehn Spielen. Zweiter - das entspricht nicht dem Selbstverständnis, und besonders hart ist es, vom FC Luzern distanziert zu werden.

Der hat bis vor einem Jahr noch gegen den Abstieg gekämpft, jetzt begeistert er mit forschem Angriffsfußball und führt die Liga an. Luzern als Schweizer Meister? Vor der Saison jedenfalls war allen klar: Der FCB wird den Titel verteidigen, zu stark sei dessen Kader, zu teuer im Vergleich zur Konkurrenz. Und zu überzeugend war die Arbeit von Thorsten Fink in seinem ersten Jahr als Baseler Trainer.

Finks Vertrauen

Tatsächlich hatte der Double-Gewinn in der Saison 2009/10 aber manche Schwächen vertuscht. Auch wurde verdrängt, dass der FC den Meistertitel der plötzlichen Schwäche der Young Boys aus Bern zu verdanken hatte. Es war also vielleicht ein Fehler, nur marginal verstärkt in die neue Saison zu gehen. Vom Kontrahenten aus Bern kam der ivorische Regisseur Gilles Yapi, aus Tunesien der junge sambische Nationalspieler Fwayo Tembo und von den Grasshoppers Zürich kehrte das Schweizer Torhütertalent Yann Sommer zurück.

Fink setzte nicht auf Stars, sondern wollte die Positionen doppelt besetzen, auch mit Nachwuchsspielern. Den Stamm, sofern es angesichts seiner Rotation zwischen den Spielen denn einen gibt, erachtete er als konkurrenzfähig für den Ligabetrieb und die Champions League.

Diese Meinung war nicht vermessen, gerade was die Offensive betrifft. Die Mittelfeldspieler Benjamin Huggel, Valentin Stocker und Xherdan Shaqiri sowie die Stürmer Alexander Frei und Marco Streller sind oder waren Schweizer Nationalspieler. Mit den Außenverteidigern Samuel Inkoom (Ghana) und Behrang Safari (Schweden) stehen zwei weitere Nationalspieler im Kader, Innenverteidiger David Abraham hat 2005 für Argentinien die U20-WM bestritten und Torwart Franco Costanzo 2003 immerhin noch eine Testpartie mit der argentinischen A-Auswahl.

Drei alte Bekannte aus der Bundesliga: Der ehemalige Bayern-Spieler Thorsten Fink (links) trainiert den FC Basel, Marco Streller (ehemals beim VfB Stuttgart und dem FC Köln) und Alexander Frei (ehemals bei Dortmund) bilden den Baseler Sturm. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Überragend spielt die Mannschaft trotzdem nicht. 22 Tore sind dem FC Basel in zehn Meisterschaftsspielen gelungen, er hat aber auch 15 Gegentreffer kassiert. Finks Team spielt nicht konstant, es verliert gegen den Abstiegskandidaten Bellinzona oder lässt sich daheim von Luzern vorführen - und gewinnt dann gegen den FC Zürich. Es begeht haarsträubende Abwehrfehler und erzielt auf der anderen Seite wunderbare Treffer.

Manch einer denkt nun daran, wie schlecht Basel vor einem Jahr in die Gänge gekommen war, und am Ende doch triumphierte. Warum soll sich das in dieser Saison nicht wiederholen? In Basel sowieso: Fink ist die personifizierte Geduld, dem Verein wiederum ist Unruhe fremd. Vizepräsident Bernhard Heusler, verantwortlich für das Operative, tendiert jetzt schon dazu, den bis 2011 laufenden Vertrag mit Fink vorzeitig zu verlängern. "Er ist der perfekte Trainer für uns", sagt der Rechtsanwalt.

Das Spiel des Jahres

Die Stimmung könnte sich dennoch ändern, wenn den Baselern passiert, was fast allen Schweizer Mannschaften widerfahren ist, nachdem sich diese für die Champions League qualifiziert hatten: Sie bezahlten für die Mehrfachbelastung mit einem Tief und dem Titelverlust. Basel selbst ist bei diesem Versuch schon zweimal gescheitert, 2003 und 2009 unter Finks Vorgänger Christian Gross. Nun ist der Klub angetreten, um zu beweisen, dass es anders geht: "Wir wollen die Doppelbelastung meistern", hat Marco Streller angekündigt.

Allerdings missglückte gleich der Auftakt zur Champions League: Basel verlor in Cluj 1:2 und steht unter Druck. Ausgerechnet vor der Partie gegen die Bayern. Denn das ist für Verein, Spieler und ganz besonders den Trainer nichts weniger als das Spiel des Jahres.

© SZ vom 28.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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