DFB-Pokal:Schwarz-gelber Kraftakt

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Kommt in meine Arme: Marco Reus lässt sich von seinen Mitspielern Christian Pulisic und Jadon Sancho (links) feiern. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Erst durch einen kurz vor Ende der Verlängerung verwandelten Foulelfmeter von Marco Reus gewinnt Dortmund gegen Union Berlin.
  • "Wir sind weiter, und das zählt", sagte Reus danach: "Es war nicht unser bestes Spiel."
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Von Felix Meininghaus, Dortmund

Als das Spiel beendet war, musste sich Christian Pulisic erst einmal setzen. Auf dem Rasen des Dortmunder Stadions war es zwar kalt und feucht, doch das war dem Amerikaner egal. Er war das Spielfeld 120 Minuten lang voller Elan rauf und runter gerannt, hatte seine gefürchteten Tempodribblings angesetzt, das zweite Tor seines Arbeitgebers Borussia Dortmund durch Maximilian Philipp mustergültig vorbereitetet und kurz vor dem Ende der Verlängerung, als das Elfmeterschießen drohte, auch noch den Elfmeter rausgeholt, den Marco Reus zum 3:2-Sieg für den BVB verwandelte.

Es war nicht nur für den in ganz Europa begehrten Teenager ein Kraftakt, auch der Rest des Ensembles in schwarz und gelb musste fast an seine Grenzen gehen, um gegen den erstaunlich wehrhaften Zweitligisten Union Berlin in das Achtelfinale des DFB-Pokals einzuziehen. Kein Zweifel, dieses aufregende Spiel hatte Kraft gekostet. Als sich die Spieler von Borussia Dortmund in der gegnerischen Spielhälfte trafen, um gemeinsam den Gang zur Südtribüne anzutreten, wo alle schon sehnsüchtig auf ihre Lieblinge warteten, machten die Profis den Eindruck von müden Kriegern, denen jeder Meter schwer fällt.

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Zum Held eines kühlen Herbstabends wurde der eingewechselte Kapitän Marco Reus, der sich die Chance zum Siegtreffer kurz vor dem Schlusspfiff nicht nehmen ließ, nachdem es nach der regulären Spielzeit 2:2 gestanden hatte. Es war kein ansehnlicher Auftritt, doch was zählte, war das Resultat. Und der Umstand, dass die tolle Serie gehalten hatte: 14 Begegnungen in drei Wettbewerben hat die neuformierte Truppe des achtfachen deutschen Meisters in dieser Spielzeit bestritten. Die Bilanz könnte glänzender kaum sein: zwölf Siege (acht in der Bundesliga, drei in der Champions League, zwei im Pokal) und zwei Unentschieden.

Viel besser geht es nicht, deshalb konnte es sich Cheftrainer Lucien Favre auch leisten, seine Elf im Vergleich zum letzten Punktspiel gegen Hertha BSC (2:2) durcheinanderzuwirbeln, er wechselte gleich auf sieben Positionen. Unter anderem beorderte er Schlüsselspieler wie Reus und den unumschränkten Chef Axel Witsel auf die Bank und riskierte damit, dass viel von den Automatismen und dem Tempo, das den BVB zuletzt so stark gemacht hatte, verloren ging.

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Von Christoph Söller

"Am Ende haben wir unsere Pflicht aber erfüllt", sagte Reus: "Wir sind weiter, und das zählt. Es war nicht unser bestes Spiel." So sah es auch sein Trainer, der auch auf die Stärken eines Gegners hinwies, der sich vor mehr als 70 000 Zuschauern glänzend schlug: "Es war sehr, sehr schwer, diese Mannschaft zu destabilisieren", analysierte Favre. Jeder, der an diesem Abend erlebt hatte, wie gut Union organisiert war, und wie tapfer sich der Zweitligist gewehrt hatte, konnte erahnen, warum der Klub aus Köpenick bislang neben der Borussia der einzige ungeschlagene Verein aus dem deutschen Profifußball war. "Wir waren ganz nah dran an der Sensation", sagte Trainer Urs Fischer, der seinen Schweizer Landsmann Favre aus alten Tagen in Zürich noch bestens kennt.

Dass der BVB an einem ereignisreichen Abend so lange für die Entscheidung benötigte, war auch dem Umstand geschuldet, dass es den Dortmundern erneut nicht gelang, einen Vorsprung mit Übersicht und Cleverness über die Zeit zu spielen. Bereits vier Tage zuvor hatte die Borussia wenige Sequenzen vor dem Ende der Spielzeit gegen Hertha den Ausgleich hinnehmen müssen. Ein Indiz für die fehlende Erfahrung eines Ensembles, das mit vielen jungen und hochveranlagten Spielern bestückt ist? Dieser These mochte Favre nicht zustimmen: "So ist das im Fußball", sagte der Fußball-Lehrer lapidar, der an diesem Freitag seinen 61. Geburtstag feiert.

Man dürfe aus diesen beiden Erlebnissen keinen Trend ableiten, fügte er hinzu: "Vergessen Sie nicht, dass wir gegen Augsburg kurz vor Schluss das entscheidende Tor machen." Aber nach ein, zwei Sekunden des Nachdenkens merkte er dann noch an: "Ganz klar, solche Fehler wie gegen Hertha und Union müssen wir in Zukunft vermeiden."

In der Defensive gehen beim BVB langsam die Fachkräfte aus

Fehlende Cleverness könnte auf Dauer zu schmerzhaften Rückschlägen führen in kraftraubenden Zeiten, in denen die Borussia in ständigen englischen Wochen gefordert ist. Vor allem in der Defensive gehen dem BVB vor einer eminent Woche langsam die Fachkräfte aus. Und das ausgerechnet, bevor es zunächst zur Bundesligabegegnung in Wolfsburg, am Dienstag danach zum Rückspiel bei Atletico Madrid kommt und vier Tage darauf der Rekordmeister aus München in Dortmund vorstellig wird.

Mit Manuel Akanji, Marcel Schmelzer, Lukasz Piszczek fallen bereits drei Verteidiger aus, gegen Union verletzte sich auch noch der in den vergangenen Wochen so starke Abdou Diallo. Der frühere Mainzer fasste sich bereits nach zehn Minuten mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Leiste, Favre geht davon aus, dass der 22-Jährige mehrere Wochen pausieren muss. Mit dem jungen Dan-Axel Zagadou lief gegen Union auch eine weitere Defensivkraft nicht rund. Das alles sind Szenen, die Favre im beginnenden Herbst mit Sorgenfalten registriert: "Da haben wir langsam ein echtes Problem."

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