BVB:Ratlos, hausbacken, verschlafen

Lesezeit: 2 min

Auch nicht wirklich zufrieden: Dortmunds Marco Reus. (Foto: Martin Meissner/AP)
  • Der BVB verliert in der Europa League gegen Salzburg und bestätigt seinen unrunden Gesamteindruck.
  • Das brüskiert den Dortmunder Anspruch, die zweitbeste deutsche Mannschaft hinter dem FC Bayern sein zu wollen.
  • Marco Reus verlängert seinen Vertrag bis 2023.

Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Sogar im Beamtenbund begutachten sie neuerdings die Vorgänge bei Borussia Dortmund. Seit BVB-Manager Michael Zorc seinen Fußballern nach einem mauen 1:1 gegen Augsburg vorgeworfen hatte, "wie die Beamten" zu spielen, achten Staatsdiener in ganz Deutschland akribisch auf die Wortwahl in Westfalen.

Am Donnerstagabend erhielt Zorc schon wieder Anlass, seine Fußballer allegorisch zu schelten, aber er vermeidet jetzt Vergleiche mit anderen Berufsgruppen, weil die Wahrheit wohl vielmehr ist, dass Profifußballer mitunter phlegmatischer erscheinen als Beamte, dafür aber das Hundertfache verdienen. Zorc hat sich für seine Worte bereits entschuldigt. Die nächsten, die bei ihrer Kundschaft Buße tun müssten, sind die Fußballer selbst.

Dortmund weiß mit dem Ball nicht viel anzufangen

Denn die Borussen haben bei ihrer 1:2-Niederlage im Hinspiel des Europa-League-Achtelfinales gegen Salzburg zum wiederholten Male eine Körpersprache gezeigt, die tatsächlich eher für leichte Bürotätigkeiten ausreichen würde.

Der österreichische Trainer Peter Stöger neigt vom Erscheinungsbild her zur Gemächlichkeit, was witzig und cool wirkte, als er den 1. FC Köln vor einigen Monaten in den Europapokal führte. Seit der 51 Jahre alte Wiener nun fußballerische Stabilisierungsarbeiten bei Borussia Dortmund durchführt, wirkt er immer häufiger ratlos. Der BVB ist über den ersten Schritt der Stabilisierung - weniger Gegentore - nicht hinausgekommen, sein Spiel raubt keinem Zuschauer im größten deutschen Stadion den Atem.

FC Bayern
:Heynckes verwirrt mit Aussagen zu seiner Zukunft

Der Trainer des FC Bayern ist verärgert und behauptet, er habe nie gesagt, dass er am 30. Juni definitiv aufhören wolle. Hat er doch.

Das wurde gegen vitale, kreative Salzburger besonders deutlich. Die Dortmunder wussten sowohl mit dem Ball als auch miteinander nicht sehr viel anzufangen. Nachdem sie zuvor drei Spiele nacheinander mit 1:1-Unentschieden beendet hatten, gingen sie diesmal sogar als Verlierer vom Platz. Das brüskiert den Dortmunder Anspruch, die zweitbeste deutsche Mannschaft hinter dem FC Bayern sein zu wollen.

"Ich hatte gehofft, dass wir bei der Entwicklung unserer Spielidee schneller vorankommen", hat Stöger neulich geklagt, aber die Fußballer wirken während der Dienstzeit meist nicht gerade so, als verfolgten sie eine geniale Idee. Die langen Bälle und das Flügelspiel wirken hausbacken, die Zweikämpfe leidenschaftslos, die Spieler in der anschließenden Verbalanalyse energischer als zuvor auf dem Platz. "Ein No-Go", schimpfte Kapitän Marcel Schmelzer, sei die Leistung gegen Salzburg gewesen, man habe Teile des Spiels "verschlafen", wütete Abwehrmann Gonzalo Castro. "Sehr dürftig", rügte auch Stöger die Vorstellung und gestand tags darauf: "Es läuft nicht rund."

"Wir haben zu wenig Risiko genommen"

Während Klubchef Hans-Joachim Watzke gern launig betont, er wolle sich für den gegenwärtigen dritten Tabellenplatz nicht rechtfertigen, ist die Redundanz der Stöger'schen Analysen frappant: "Wir haben zu wenig Risiko genommen", hatte er nach dem 2:2 gegen Freiburg gesagt. "Wir hatten zu wenig Substanz in den Zweikämpfen", sagte er trotz des 1:0 in Mönchengladbach. "Wir haben kein Tempo hochgehalten", klagte er nach dem 1:1 gegen Augsburg. Er wiederholte diese Phrase nach der Blamage gegen Salzburg: "Wir haben das Tempo nicht hochgehalten."

Um Risiko zu nehmen, Zweikämpfe mit Substanz zu füllen, das Tempo hochzuhalten, eignet sich das Heimspiel am Sonntag gegen den punktgleichen Ligavierten Frankfurt. Immerhin eine frohe Botschaft konnten die Dortmunder schon vorher verkünden: Nationalspieler Marco Reus verlängerte am Freitag seinen ohnehin noch bis 2019 gültigen Vertrag vorzeitig bis zum 30. Juni 2023.

© SZ vom 10.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Europa League
:"Das war wirklich sehr dürftig"

Nach dem 1:2 im Achtelfinal-Hinspiel gegen Salzburg geben sich die BVB-Spieler kleinlaut. Es droht das frühe Aus in der Europa League.

Von Ulrich Hartmann

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: