Bundesliga:Wolfsburg macht's! Nein, München! Nein, Stuttgart!

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Wolfsburg hat mehr Punkte, Bayern mehr Titelkampf-Erfahrung und Stuttgart die besseren Sänger und die leckereren Butterhörnchen. Wer warum Meister wird.

Es hängt auch an Werder Bremen. Nein, es hängt nur an Werder Bremen und einzig an Werder Bremen und an nichts anderem als Werder Bremen - das sehen selbst die Bremer Verantwortlichen so. Auf das Spiel in Wolfsburg angesprochen, sagte Geschäftsführer Klaus Allofs: "Die werden sich die Hände gerieben haben, als wir in die Verlängerung mussten." Einige Spieler erklärten, dass sie nun doch müde seien nach diesem Uefa-Cup-Finale. "Wir werden aber alles geben", versicherte Trainer Thomas Schaaf.

(Foto: Foto: dpa)

Kaum jemandem scheint aufgefallen zu sein, dass Werder Bremen auch dann zu besiegen ist, wenn die Mannschaft alles gibt - Schachtjor Donezk etwa hat das gerade vorgemacht oder der Karlsruher SC am vergangenen Wochenende, an dem die Spieler von Werder Bremen auch "alles gegeben" haben.

Freilich gab es in der Vergangenheit immer wieder Mannschaften, denen am letzten Spieltag das Herz in die Fußballhose rutschte, man denke nur an Bayer Leverkusen in Unterhaching. Doch hat die Wolfsburger Mannschaft gezeigt, dass sie mit Druck umgehen kann und dass ihr auch Störfeuer wie der Wechsel von Felix Magath zu Schalke 04 am Saisonende kaum etwas anhaben können. Und glaubt wirklich jemand, dass das Sturmduo Grafite/Dzeko gegen den stellungsschwachen Sebastian Prödl nicht mindestens zwei Tore schießt?

Der VfL Wolfsburg wird dieses Spiel gewinnen, 69 Punkte holen - die übrigens in sieben der vergangenen acht Jahre auch zum Meistertitel gereicht hätten - und Deutscher Meister werden. Außer natürlich, Werder Bremen schießt sich den Uefa-Cup-Frust von der Seele. Ach, es hängt also doch alles von den Bremern ab.

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Wenn Jupp Heynckes nicht Jupp Heynckes wäre, sondern Jürgen Klinsmann, käme er wahrscheinlich auf die Idee, seinen Spielern nach dem Abschlusstraining eine DVD zu geben. Darauf unter anderem zu sehen: die Szene aus dem Meisterschaftsendspurt 1986, als Bremens Michael Kutzop einen Elfmeter an den Pfosten schoss und Bayern so zur Meisterschaft verhalf; die Szene vom letzten Spieltag 2000, als Michael Ballack in Leverkusen ein Eigentor schoss und Bayern so zur Meisterschaft verhalf; und die Szene vom letzten Spieltag 2001, als Patrick Andersson in der Nachspielzeit einen Freistoß versenkte und so Bayern zur Meisterschaft verhalf.

(Foto: Foto: dpa)

Nun ist Jupp Heynckes nicht Jürgen Klinsmann und hat deswegen wohl keine DVD gebrannt. Zumindest aber dürfte er den Bayern eingeimpft haben, wieso dieses Bayern-Gen und dieses Mir san mir seine Berechtigung haben: weil nämlich der FC Bayern schon oft in eben diesen entscheidenden Spielen das geschafft hat, was nicht mehr schaffbar schien. Siehe 1986, siehe 2000, siehe 2001. (Der Pädagoge Heynckes schafft es auch, die ungünstig geendeten Schlussspieltage wie 1971 oder 1993 geschickt zu missachten.)

Aus München ist zu hören: Zu 99,9 Prozent seien die Würfel gefallen, es gehe nur noch um Platz zwei etc. In bester Münchner Ablenkungsmanier reden Rummenigge & Co. das Spiel gegen Stuttgarter zum Finale um die Champions League herunter.

Dabei wissen sie nur zu gut: Die Wolfsburger kennen diese dramatische Finalsituation nicht, die Bremer sind motiviert (Wiedergutmachung für Istanbul, Wolfsburger Flirt mit Schaaf, Diegos letztes Bundesligaspiel), und die Bayern selbst zu Hause seit zehn Jahren nicht mehr gegen Stuttgart verloren und haben zudem einen Franck Ribéry in ihren Reihen, der nochmal allen zeigen will, wer der beste Fußball der Liga ist.

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Wer sich von Platz zehn der Hinrundentabelle so weit nach vorne gespielt hat, der muss am Ende auch den Titel holen. Fünf knallharte Gründe, warum der VfB Stuttgart in diesem Jahr noch Deutscher Meister wird:

1. Aus Sicht der Stuttgarter geht es nicht bloß um die Meisterschaft. Nein, gegen die Bayern steht die Ehre des gesamten Schwabenvolks auf dem Spiel. Damit die Elf des VfB gegen die Bayern auch ja motiviert ins Spiel gegen die Bayern geht, soll nach Recherchen von sueddeutsche.de im Ländle eine ganz besondere Erfolgsprämie ausgelobt worden sein. Eine Bäckerei aus dem Stuttgarter Stadtteil Botnang verspricht 500 Butterhörnchen zu liefern, wenn der VfB den Titel holt. Bei der generösen Bäckerin soll es sich um eine gewisse Martha K. handeln.

2. Motivationsproblem sollte einer sowieso nicht haben: Mario Gomez. Der Stürmer ist nicht nur heiß auf Meisterschale und Butterhörnchen, sondern auch auf die Torjägerkanone. Um die Wolfsburger Kollegen Grafite und Dzeko (23 Tore) noch zu überholen, muss Gomez mindestens vier Mal treffen. Dass er dazu in der Lage ist, hat er beim 4:1 gegen Wolfsburg vor zwei Wochen schon bewiesen.

3. Schon einmal war der VfB der lachende Dritte. Am letzten Spieltag der Saison 91/92 sah erst Eintracht Frankfurt, dann Borussia Dortmund wie der kommende Meister aus - bis Guido Buchwald in der 86. Minute in Leverkusen zum 2:1 einköpfte und Stuttgart den Titel sicherte.

4. Stuttgart wird Meister, weil Bremen in Wolfsburg gewinnt. Der Grund dafür ist aber nicht etwa eine Trotzreaktion der Werderaner nach dem verschlafenen Uefa-Pokal-Finale, sondern die Tatsache, dass Felix Magath überhaupt nicht Meister werden will. Tief in seinem Herzen ist der Wolfsburger Coach nämlich immer noch Stuttgarter. Gerüchten zur Folge soll Magath dem SWR-Fernsehen bereits ein Gratulationsinterview auf dem Stuttgarter Rathausbalkon zugesagt haben.

5. Keiner der drei in Frage kommenden Meistertrainer kann so wunderbar singen wie Markus Babbel. Unvergessen wie er 2007, damals noch als VfB-Spieler, den Liverpooler Klassiker "You'll never walk alone" a capella auf der Stuttgarter Meisterbühne schmetterte. Zwar haben auch Babbels Konkurrenten nach Informationen von sueddeutsche.de eigene Meisterlieder eingeübt, aber wer will schon ernsthaft "So ein Tag, so wunderschön wie heute" (Jupp Heynckes) oder "Glück auf, der Meister kommt" (Magaths Beitrag zur Wolfsburg-Gelsenkirchner-Völkerverständigung) hören?

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