Bundesliga: FC Bayern:Münchner Fastenkur

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Der FC Bayern sortiert seinen Kader neu: Mit Edson Braafheid verlässt bereits der fünfte Spieler den Klub. Zugleich erhalten zwei junge Spieler einen Profivertrag.

Moritz Kielbassa

Mitten im grimmigen Winter sind alle Berufsfußballer des FC Bayern gesund und munter, einzig Trainer Louis van Gaal klagt über muskuläre Probleme im Oberschenkel. Vielleicht ist das nur glückliche Fügung, vielleicht aber trägt auch gut bemessenes Training zur Unversehrtheit der Gruppe bei, diesen Montag und Dienstag beispielsweise haben die Münchner Profis frei.

Edson Braafheid (links) konnte sich beim FC Bayern nicht durchsetzen. (Foto: Foto: ddp)

Ganz sicher war die entspannte Personallage ein Grund dafür, dass die Bayern zuletzt ihren aufgeblähten Kader - wie vom Trainer gewünscht - ausdünnen konnten. Es waren anfangs 26 Mann, die van Gaal bei Laune halten sollte, bevor sich beim Heilfasten in den Weihnachtsferien der nörgelnde Luca Toni nach Rom verabschiedet hat, Alexander Baumjohann eine neue Anlaufstelle in Schalke fand und die Reservisten Breno und Andreas Ottl dem 1.FC Nürnberg geborgt wurden.

Der fünfte Verabschiedete ist Edson Braafheid, 26. Der holländische Nationalverteidiger schlüpfte Montagmittag noch durchs Transferfenster, er wird bis zum Saisonende an Celtic Glasgow verliehen. Braafheid kam vorigen Sommer aus Enschede, er war ein von van Gaal verantworteter Transfer: ein preisgünstiger Nischenspieler, vielseitig einsetzbar, als Impulsgeber fürs Aufbauspiel von hinten gedacht.

Doch es lief schlecht für den in Surinam geborenen Neuen, der bei Spielen der holländischen Elftal eine ungleich bessere Figur abgab als bei Bayern.

Den vakanten Platz in der Innenverteidigung, die alte Planstelle von Lúcio, eroberte zunächst Holger Badstuber, Braafheid wurde im linken Außendienst eingeteilt. Und "er hatte Pech", findet Kapitän Mark van Bommel. Während Braafheids Akklimatisationszeit spielte das gesamte Team mäßig, er selbst wurde für die Fans zur Reizfigur, bei vielen seiner technischen Unpässlichkeiten pfiffen sie. Auch im Vorstand war Thema, warum van Gaal zunächst zäh an seinem verunsicherten Wunschspieler festhielt.

Als der Trainer dann im Spätherbst (mit Erfolg) die personelle Probierphase abschloss, gehörte Braafheid nicht mehr dazu, seither spielt Badstuber links - und Braafheid nun bis Juni in Schottland, so will er seine WM-Chance wahren. Der FC Bayern im Januar 2010, das sind elf Gesunde, die sich seit Wochen gut ergänzen, dazu zwei, drei feste Joker von der Bank. Dank der Weggänge gibt es weniger missgelaunte Hintersassen. Van Bommel entdeckt im verschlankten Aufgebot "keinen faulen Apfel" mehr, der Trainer sagt: "Mehr als 22 Spieler sind schlecht für die Stimmung und Motivation."

Im übrigen hat van Gaal nun einen Prozess eröffnet, den er als zentralen Baustein seiner "ganzheitlichen Philosophie" sieht: das "Durchmischen" des Kaders, im Sinne einer ausgewogenen Altersstruktur, angepasst an seinen Fußballstil. Wobei van Gaal kompromissfähig sein muss, denn der Vorstand überträgt aus Prinzip keinem Trainer die alleinige Transferhoheit. Froh sind sie alle im Verein über den mit Badstuber und Thomas Müller begonnenen Jugendstil. Am Montag erhielt nach Verteidiger Diego Contento auch Mittelfeldtalent Mehmet Ekici einen Profivertrag bis 2011. Zwei 19-Jährige aus der Reserve rücken in die Lücken auf; David Alaba, 17, soll folgen.

Reservisten müssen warten

Die Kehrseite der aktuellen personellen Konstanz: Ersatzspieler finden nur schwer Zugang. Selbst der wieder gesunde Franck Ribéry ist derzeit nur die luxuriöse Nummer zwölf. Nach seiner jüngsten Einwechslung gegen Mainz (3:0) sagte er betont gelassen: "Jetzt hoffe ich, nächste Woche in Wolfsburg von Anfang an zu spielen." Für Sportchef Christian Nerlinger ist der knifflige Fall eine Frage der Zeit, er kennt den Wert des Franzosen: "Franck verstärkt jede Elf der Welt."

Die physisch harten englischen Wochen kommen ja bald, und dass zuletzt kein einziges Pöstchen frei wurde in der Startelf, ist ohnehin ein kleines Wunder in der winterlichen Kernzeit von Zerrungen und Infekten. Zwei weitere prominente Reservisten müssen daher auf neue Chancen der Bewährung warten: Nationalstürmer Miroslav Klose und der bisher enttäuschende Anatoli Timoschtschuk - teures Bankkapital. Auch noch da sind: Pranjic, Altintop - sowie Lell und Görlitz, die keine neuen Vereine fanden.

Im Sommer laufen dann die Verträge der Defensiv-Säulen Butt, 35, van Buyten, 31, und van Bommel, 32, aus - für die Planung drei wichtige Personalien. Die vor einem Jahr kreierte Hausregel, mit Ü30-Spielern nur um ein Jahr zu verlängern, sei dabei, stellt Vorstandschef Rummenigge klar, "keine in Stein gemeißelte Gesetzmäßigkeit."

© SZ vom 2.2.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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